Berlin
Weiterhin Verspätungen auf neuer ICE-Strecke

Bahn verweist auf 90 Prozent Pünktlichkeit im Fernverkehr Grüne kritisieren Prestigeprojekte des Konzerns

27.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Berlin (AFP) Nach der Eröffnung der neuen ICE-Trasse zwischen Berlin und München hat die Deutsche Bahn einem Bericht zufolge erhebliche Probleme mit der Pünktlichkeit auf der Neubaustrecke gehabt. Die Bahn sprach hingegen von einer deutlichen Stabilisierung der Lage.

Zwischen dem 10. und dem 18. Dezember seien auf der neuen Schnellfahrstrecke fast zwei Drittel aller Züge verspätet gefahren, berichtete die "Bild"-Zeitung gestern unter Berufung auf eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung. Dem Blatt zufolge kamen auf der erst vor wenigen Wochen offiziell in Betrieb genommenen Strecke zwischen dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember und dem 18. Dezember insgesamt 94 Züge planmäßig am Zielort an. 195 Züge verspäteten sich hingegen um mehr als eine Minute, und davon wiederum 125 um mehr als sechs Minuten.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte gegenüber der Zeitung, es sei "gehörig was faul" im Staatskonzern Bahn. Es räche sich jetzt, dass die Bahn "in Prestigeprojekte und Weltkonzernambitionen investiert" habe und dabei ihr Kerngeschäft vernachlässige, "Menschen in Deutschland günstig, komfortabel und verlässlich von A nach B zu transportieren", sagte Krischer. Statt einzelner Hochgeschwindigkeitsstrecken und unterirdischer Bahnhöfe brauche die Bahn "Investitionen in Alltagsinfrastruktur für mehr Verlässlichkeit".

Die Bahn erklärte gestern in Berlin, nach "anfänglichen technischen Schwierigkeiten" auf der neuen Schnellstrecke und nach den Folgen des Wintereinbruchs unmittelbar vor dem Fahrplanwechsel habe sich "die Pünktlichkeit im Fernverkehr von Tag zu Tag deutlich stabilisiert". Technische Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System), das auf der neuen Strecke zum Einsatz kommt, sowie Winterschäden an den Fahrzeugen hätten "durch zahlreiche Sonderschichten in den Werken weitestgehend beseitigt" werden können.

Dies habe sich insbesondere während der Festtage gezeigt, erklärte die Bahn weiter. "Während der besonders auslastungsstarken Weihnachtsfeiertage waren wir sowohl auf der neuen Schnellfahrstrecke als auch insgesamt hervorragend unterwegs mit Pünktlichkeitswerten von über 90 Prozent", sagte eine Bahnsprecherin.

Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke, die die Reisezeit von München nach Berlin auf unter vier Stunden verkürzt, war am 8. Dezember feierlich eingeweiht und zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember regulär in Betrieb genommen worden. Schon bei der Sonderfahrt zur Eröffnung, aber auch während der ersten regulären Fahrten am Wochenende war es jedoch zu Pannen und Verzögerungen gekommen, was der Bahn massive Kritik bescherte.

Für die Schnellstrecke, mit der die Bahn auch den Fluggesellschaften Konkurrenz machen will, wurden rund 500 Kilometer Bahnstrecke neu- und ausgebaut. Mit dem Bau hatte der Staatskonzern vor zehn Jahren begonnen, er kostete zehn Milliarden Euro.