Weiter keine Einsicht

Kommentar

02.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Von Demut und Einsicht war gestern keine Spur, und zur Wiedergutmachung fehlt offensichtlich ebenfalls die Bereitschaft. Der Auftritt der deutschen Autobosse und ihr Duktus nach dem Krisentreffen in Berlin sprechen Bände und zeigen, dass sie den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden haben.

Noch während der Diesel-Gipfel und die Beratungen liefen, feierte die Autoindustrie bereits ihren vermeintlichen Erfolg, nahm das Ergebnis bereits vorweg und düpierte die Verhandlungspartner von Bund und Ländern. Für die ein unfassbar peinlicher Vorgang. Am Ende steht kein großer Wurf mit Umrüstungen der Motoren, keine Entschädigungen für die Millionen betrogenen Kunden und auch keine überzeugenden Maßnahmen, die drohenden Fahrverbote zu verhindern. Stattdessen gibt es eine Minimal-Lösung mit Software-Änderungen, deren Wirkung höchst zweifelhaft ist, die aber weitaus günstiger für die Hersteller sind als der Umbau von Motoren.

Bei der ganzen Debatte rund um den in Verruf geratenen Diesel-Motor muss man es noch einmal betonen: Natürlich ist die Autobranche eine Schlüsselindustrie in Deutschland, von der Hunderttausende Arbeitsplätze abhängen. Klar ist aber auch: Bund und Länder dürfen sich von den mächtigen Konzernen nach einem solch massiven Betrug nicht noch die Bedingungen für die Schadensbegrenzung diktieren lassen.

Die Beschlüsse des Gipfels sind nur die berühmte weiße Salbe, die dafür sorgen soll, dass erst einmal Ruhe einkehrt. Die Regierungsparteien wollen sich über die Bundestagswahl retten und dem Zorn der geschädigten Fahrzeughalter entgehen. Die nun festgelegten Mini-Schritte sind zur Bewältigung dieser elementaren Krise jedenfalls kaum geeignet.

Dieser Gipfel kommt daher nicht nur den betroffenen Fahrzeugbesitzern teuer zu stehen. Er ist auch eine verpasste Chance, eine umfassende Wende einzuleiten. Hier geht wertvolle Zeit verloren, um den Vertrauensverlust zu begrenzen und Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge zu vermeiden. Der nächste Autogipfel kommt also bestimmt. Und die Krise geht weiter.