Neuburg
Weite Klangwelten

Das Yuri Honing Acoustic Quartet gastierte zum Abschluss des 4. Birdland Radio Jazz Festivals

24.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Bedient alle Facetten des Modern Jazz: Yuri Honing - Foto: Löser

Neuburg (DK) Das Denken in Schubladen ist verpönt, andererseits sind gewisse Einteilungen recht hilfreich, wenn man wissen will, worum es geht. Im Falle des holländisch-isländischen Yuri Honing Acoustic Quartet etwa kommt man um den Begriff des Modern Jazz nicht herum.

Mit welch unterschiedlichen musikalischen Facetten diese Spielart freilich angereichert sein kann, davon hat man im Grunde erst nach dem Konzert des Ensembles zum Abschluss des 4. Birdland Radio Jazz Festivals eine umfassende Vorstellung.

Elemente des Pop, des Funk, des lyrischen Jazz, des World-Jazz – das sind die Rohstoffe, aus denen Pianist Wolfert Brederode, Bassist Gulli Gudmundsson, Schlagzeuger Joost Lijbaart und Yuri Honing am Tenorsaxofon ihr wohlschmeckendes Süppchen kochen. Kostet man als Zuhörer davon, muss man sich nicht wundern, wenn im Kopf Bilder entstehen, die Soundmalereien der Band in der Vorstellung zu nordischen Weiten voller Melancholie werden, die musikalischen Koloraturen den Blick auf Landschaften öffnen, in denen sich nicht nur stilistische Grenzen verwischen und letztendlich keine Rolle mehr spielen, sondern auch die Begriffe Raum und Zeit neu definiert werden.

Unterlegt die Band Honings weit gefasste Spannungsbögen mit pulsierenden Beats wie in Carly Bleys „Sad Song“, in Milton Nascimentos „Miracle Of The Fishes“ oder einer noch namenlosen Eigenkomposition mit dem Arbeitstitel „No. 2“, entsteht an manchen Stellen eine fast hypnotische Dichte, der man sich am besten mit geschlossenen Augen ohne Gegenwehr ausliefert, die man am besten einfach nur genießt.

Es ist in solchen Sequenzen gar nicht entscheidend, wer gerade welches Solo spielt. Die gesamte Combo ist vielmehr gefordert, und tatsächlich schafft sie es immer wieder, den Zuhörer zu locken und schließlich zu entführen in diese eigenartigen und doch so anziehenden Klangwelten. Sogar beim Titelstück des aktuellen Albums „True“ gelingt das, obwohl man dies angesichts eines hier eher simplen Grooves nach Art von Queens „We Will Rock You“ erst gar nicht glauben kann.

Das Yuri Honing Quartet, dessen erstes Set im Rahmen einer vierstündigen „Radio Jazznight Extra“ von BR Klassik und Bayern 2 über Satellit in alle Welt übertragen wird, ist ein würdiger Abschluss dieses unglaublich vielseitigen Festivals, das acht Konzerte aus dem Birdland Jazzclub in Neuburg und dem Audi Forum in Ingolstadt umfasste. Wie man hört, soll die Zusammenarbeit zwischen dem Club in der Neuburger Altstadt und dem Bayerischen Rundfunk im nächsten Jahr mit der dann fünften Auflage des Festivals fortgesetzt werden, was überaus erfreulich ist. Auch 2015 wird diesbezüglich also ein gutes Jahr für den Jazz werden.