Weit mehr als nur Kost und Logis

07.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Besprechen den Einsatzplan für das kommende Schuljahr (von links): der stellvertretender Berufsschulleiter, Alfons Frey, der Leiter der Kolping-Bildungsstätte, Willi Russer, und Berufsschuldirektor Nikolaus Lackermair. - Foto: oh

Eichstätt (EK) Unterstützung für junge Menschen, die in Eichstätt fern von der Heimat die Schulbank für die Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker drücken: Das bot das Kolping-Bildungswerk in Eichstätt durch ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Eichstätter Berufsschule.

Schon vor 150 Jahren wusste Adolph Kolping, dass junge Menschen, die für ihre Berufsausbildung in die Fremde ziehen müssen, nicht sich selbst überlassen bleiben dürfen. In dieser Situation befinden sich auch die Jugendlichen, die heute Natursteinwerkmechaniker werden wollen und den Berufsschulunterricht als Block in überregionalen Fachklassen absolvieren. Für Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind die länderübergreifenden Fachklassen an der Berufsschule in Eichstätt angesiedelt.

So kommt es, dass eine größere Anzahl Jugendlicher aus weiten Teilen der Bundesrepublik seit nunmehr drei Jahren in der Kolping-Bildungs- und Begegnungsstätte am Eichstätter Burgberg wohnt. Zusätzlich zu "Kost und Logis" startete in diesem Jahr das Kolping-Bildungswerk ein Betreuungsangebot für diese Jugendlichen.

Brigitte Zinsmeister und Fee und Fürstenmühl, beide Studentinnen der Sozialen Arbeit der Katholischen Universität in Eichstätt, boten Lernunterstützung und gemeinsame Freizeitgestaltung an.

Bedarf an dem Angebot sah Kolping darin, dass ohne die gewohnten Strukturen das Freizeitverhalten vieler Jugendlicher eingeschränkt sei. Viele sonst aktive und offene Jugendliche langweilten sich daher in Eichstätt und wüssten außerhalb der Schule nicht viel mit sich anzufangen.

Den Jugendlichen wurden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, ein offenes Ohr für Probleme oder einfach nur ein freundschaftliches Gespräch angeboten, das sie auch eifrig nützten. Zwei bis drei Mal wöchentlich waren im vergangenen Schuljahr verschiedene sportliche Aktivitäten wie Fußball, Basketball, Handball oder Fitnesstraining angesagt. "Auch wenn mal nur fünf Leute zum Tischtennisspielen kamen, machte die Arbeit Spaß", so Brigitte Zinsmeister.

Bei den Lernangeboten und im Internetcafé des Kolping-Bildungswerkes waren es ohnehin bedeutend mehr regelmäßige Teilnehmer. Willi Russer, Vorsitzender der Kolping-Bildungs- und Begegnungsstätte Eichstätt und guter Geist des Hauses, nahm das Betreuungsangebot der beiden Studentinnen gerne an.

Seit die Jugendlichen das ganze Jahr über im Kolpinghaus übernachten, so Russer, fühle er sich stark an die Ursprungszeiten von Kolping und das erste Gesellenhaus in Köln erinnert. Selten ergebe sich die Möglichkeit, der Ursprungsidee eines Seligen so nahe zu sein und sein Werk adäquat fortsetzen zu können.

Auch Nikolaus Lackermair, Direktor der Eichstätter Berufsschule, ist mit seinem Lehrerkollegium für das Betreuungsangebot dankbar. Manche Probleme und mancher Frust, meinte Lackermair, der von den Jugendlichen ansonsten mit in die Schule getragen würde, konnte von den Betreuerinnen bereits im Vorfeld aufgefangen oder abgemildert werden.

"Unser Ziel", so der Eichstätter Kolping-Diözesangeschäftsführer Ewald Kommer, "war, zur positiven Entwicklung der Jugendlichen durch emotionale Unterstützung beizutragen".

Die Betreuerinnen Brigitte Zinsmeister und Fee von Fürstenmühl behielten dabei vor allem eines im Blick: Die Jugendlichen sollen sich gerne an die gemeinsamen Stunden in Eichstätt zurückerinnern.