Neuburg
Weiße Bodenschätze aus dem Rieder Wald

31.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Vor 30 Jahren beendete die Firma den Untertagebau. Das Archivbild zeigt den Abtransport der letzten Lore. Im Hintergrund sind Seniorchef Manfred Hoffmann (Mitte) und Sohn Manfred (rechts) zu sehen. - Foto: oh

Neuburg (r) Schaufelbagger schieben vorsichtig Humusschichten ab, dann reißen sie mit Brachialgewalt Wurzelstöcke heraus. Die Firma Hoffmann Mineral bereitet neue Kieselerdegruben in Neuburg-Ried vor. In wenigen Wochen soll der Standort Hildern erstmals "weißes Gold" für Neuburg liefern.

Das Neuburger Bergbauunternehmen schürft dann gleichzeitig an vier Standorten: Neben Ried (Stadtwald) in den Gruben "Schaflache" und Pfaffengrund-Nord im Bittenbrunner Seminarwald sowie im Wald von Graf Moy bei Riedensheim.

Diese Gruben sichern den weltweit einmaligen Rohstoff Kieselerde für die kommenden Jahre. Vor allem die "Schaflache" mit erwarteten 500 000 Kubikmetern Ausbeute gilt als ergiebig. Die drei Löcher im Rieder Wald sollen mindestens 100 000 Kubikmeter erbringen.

Wie viel "Kreide" im Boden wirklich schlummert, "kann man nie genau vorhersagen", weiß Firmenchef Manfred Hoffmann junior. Neben dem Vorkommen zählt die Qualität, Am besten wäre natürlich der Bodenschatz Kieselerde in reinster Form. In der Regel müssen die Spezialisten aber im Werk trennen und sieben. Der Rieder Wald gilt als traditionell guter Standort. "Es könnte auch diesmal qualitativ eine Überraschung geben", hofft der Unternehmer.

Für die Nutzung bezahlt der Betrieb Pacht an die Stadt Neuburg, die wiederum die Rechtler entschädigt. Die Landwirte erhalten außerdem einen Ausgleich für die Verluste im Forst. Der Erlös für die Bodenschätze liegt naturgemäß höher als der Ertrag des Holzeinschlags.

Der Kreideabbau reißt tiefe Löcher in den Wald. Nach Abschluss der Ausbeutung lässt Hoffmann die Gruben verfüllen und vorbildlich bepflanzen. In Ried – darauf haben die Rechtler Wert gelegt – wird der originale Humus wiederverwendet. Die Stadträte haben der Firma für fünf Jahre die Lagerung einer bis zu sieben Meter hohen Halde am Waldrand genehmigt. Hellweiße Hoffmann-Halden mit Kieselerde leuchten auch von Bittenbrunn aus Richtung Kernstadt. Was früher als Sakrileg galt, ist längst akzeptiert, nicht zuletzt, weil das vor 107 Jahren aus einem Sägewerk entstandene Familienunternehmen als wichtiger Arbeitgeber in Neuburg produziert.

Zusammen mit der Autopflegemittelherstellung "Sonax" beschäftigt die Hoffmann GmbH & Co. KG derzeit 420 Mitarbeiter am Standort. Die Wirtschaftskrise habe die Firma Anfang 2009 "richtig erwischt", so Manfred Hoffmann. 2010 laufen die Geschäfte wieder glänzend. Der Ende 2008 beschlossene Personalabbau von befristeten Stellen werde teilweise rückgängig gemacht. Bei Mineral, so der Firmenchef, stünden eher Neuanstellungen an.

Die Autopflegesparte überwiegt, um die Kieselerde kümmern sich noch 120 Mitarbeiter. Sie schürfen und verarbeiten einen weltweit besonderen Rohstoff, der vor Jahrmillionen im Jurameer entstanden ist. Die Vorkommen beschränken sich (vermutlich) auf den Jura im Dreieck Neuburg-Rennertshofen-Wellheim. Als Füllstoff "Silitin" geht der weiße Bodenschatz in 40 Länder der Welt.