Weihwasser und der Blick nach Kochheim

13.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr
Bruder Ferdinand derbleckte in Grasheim die Karlshulder. −Foto: Hammerl

Grasheim (SZ) Dem Fastenprediger Bruder Ferdinand entgeht einfach nichts. Zum Beispiel: Ob Karl Seitle wirklich erwägt, bei der nächsten Kommunalwahl als ehrenamtlicher Bürgermeister weiterzumachen? Sportvereinsvorsitzendem Ferdinand Bockelt gelang in Grasheim erneut eine informative Fastenpredigt.

Hatte sich die Stimmung am Freitagabend anfangs noch relativ wenig nach Starkbierfest angefühlt, so schien nach seiner knapp einstündigen Rede der sprichwörtliche Schalter umgelegt – plötzlich ging es hoch her. Dabei blieb Bruder Ferdinand wie in den Jahren zuvor stets fair, seine Gags waren pointiert, aber niemals verletzend und stets gut oberhalb der Gürtellinie angelegt. Er wusste nicht nur vom Helden der Landstraße, Möchtegernbulldogfahrer Roman Mnich, dem Dellendoktor Klaus Scherm und Guido Ziegler, der sein Auto hochkant im sibirischen Graben parkte, zu berichten und seiner „Lieblings-Uckermärkerin“ den Rat zu geben: „Hör endlich auf!“, sondern nahm auch sich selbst gehörig auf die Schippe. Was er so deutlich zwar nicht sagte, doch wenn er vom Vorsitzenden des SV sprach, wusste natürlich jeder im Saal, wer sich da 20 Minuten lang „fluchend wie eine Hafennutte und schwitzend wie ein Berserker“ mit seinem E-Bike abgemüht hatte, um es hochkant in den Aufzug zu stellen, weil es zum Hochtragen in seine Wohnung viel zu schwer war. Endlich in seiner Wohnung angelangt, traf ihn die Erkenntnis, dass eine halbe Schlüsselumdrehung genügt hatte, um den Akku zum Laden herauszunehmen. „Der weiß manchmal auch nicht, was er tut“, kommentierte er das nächste Missgeschick mit dem E-Bike, das sich kaum treten ließ, weil der Akku noch am Kabel in der Wohnung hing.


Die Welt sei voller Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht wüssten, was sie tun. Wie die „Herren der Freiwilligen Feuerwehr Grasheim“, die ihr Oktoberfest auf Plakaten für den 19. September ankündigten. Vielleicht, um am Samstag, 17. September, das Zelt nicht aus allen Nähten platzen zu lassen? Statt giftiger Branddämpfe, die das Hirn der Floriansjünger das ganze Jahr über vernebelten, vermutet der Fastenprediger die viel gefährlicheren Nebula Asbachus, die sogenannten Asbachnebel, als Verursacher.

Herzhaft lachte Paul Igbo, als Ferdl vermutete, der katholische Pfarrer habe für sein neues Auto den silbernen Weihwasserkessel aus der Kirche in Zahlung geben müssen. Warum hätte er sonst an Allerheiligen auf dem Friedhof einen lilafarbenen Zehnliterhaushaltsplastikputzeimer mit Weihwasser dabei haben sollen? Mit dem er dann den Friedhof großzügig unter Weihwasser setzte. Seitdem nenne der Kaplan seinen Chef „nicht mehr bei seinem afrikanischen Namen Paul Igbo, sondern ehrfurchtsvoll in der deutschen Übersetzung „Pass auf und lerne, ich großer Boss“. Der „Salzrocker in Orange“ Wolfgang Seitz bekam sein Fett weg, weil er die Salzkutsche, das kleine Räumfahrzeug der Gemeinde, mit einem Doppelaxel aufs Dach gelegt und dann die Hilfe der Asbachfeuerwehr gebraucht habe.

Kein Verständnis hat Bruder Ferdinand dafür, dass Karlshuld den Kiesabbau ablehnt und die Chance vertut, ein zweites Venedig aufzubauen. Die Sichtverbindung zwischen Karlshuld und Kochheim würde er über den Campanile, den Kirchturm, aufrechterhalten. „Wenn wirklich irgendein Karlshulder nach Kochheim schauen will, was ich sowieso stark anzweifle, zahlt er halt fünf Euro Eintritt“, meinte er, „und davon kann sich der Paul einen neuen Weihwasserkessel kaufen.“

Auch die Theatergruppe des Sportvereins traf mit ihren Sketchen den Geschmack des Publikums. Franz Miesauer spielte den Bayern, der sich wundert. Jasmin Hochhäuser und Werner Hecht ließen sich beim Rendezvous von Mathias Müller bedienen und ihre Krankengeschichten tauschten Günther Müller, Gerhard Dittenhauser, Helmuth Böhm und Hans Schaile „Beim Urologen“ aus. Das Steirer Men Duo mit Robert und Günter, verstärkt von Dani aus Dasing spielte Unterhaltungsmusik und in den Ecken des ausverkauften Saals schwangen einige das Tanzbein dazu.