Ingolstadt
Weihnachtsbescherung am Theater

Nach Söders Förderzusage ist in der Kulturszene die Freude über die gesicherte Sanierung groß

13.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Seitdem Finanzminister Markus Söder das Füllhorn für das Ingolstädter Theater geöffnet hat, herrscht in der Kulturszene große Erleichterung. Da der Staat drei Viertel der Kosten übernimmt - von 80 Millionen Euro ist die Rede -, lässt sich wohl auch die komplizierteste Sanierung bewältigen.

"Es ist halt Weihnachten", lautete gestern beim Anruf des DK der adventlich geprägte Kommentar von FW-Fraktionschef Peter Springl. "Da fällt uns ein Riesenstein vom Herzen, weil dadurch einige Probleme weg sind." Diese Förderzusage werde "unser Handeln erheblich erleichtern", glaubt der Vorsitzende. Bei den Freien Wählern hatte es zuletzt etliche Zweifel gegeben, ob die hohen Kosten für eine Ersatzspielstätte neben dem Theater zu rechtfertigen sind. Dass jetzt mit 75 Prozent Förderung gerechnet werden könne, sei sicher nicht zu erwarten gewesen, sagt Springl. "Insofern ist das ein Erfolg." Er vermutet, dass die jüngste Einigung beim Länderfinanzausgleich Söders Großzügigkeit etwas befördert hat.

Vor einem Jahr hatte sich Thomas Buchhold noch stark aus dem Fenster gelehnt. Er ist Vorsitzender des CSU-Arbeitskreises Hochschule und Kultur, nahm damals "mit Unverständnis zur Kenntnis", dass Parteifreund und Finanzbürgermeister Albert Wittmann die Theatersanierung auf die Wahlperiode nach 2020 vertagt hatte. Ein Abrücken von einem klaren Bekenntnis zur Sanierung sei "unverantwortlich".

Im Licht der üppigen staatlichen Millionen klang das gestern schon ganz anders. "Es ist natürlich ein Wahnsinn", sagte Buchhold, "dass sich das Problem quasi geklärt hat, weil die Finanzierung gesichert ist." Am Ende zähle eben doch das Ergebnis. Aber er habe schon den Eindruck gewonnen, dass durch die öffentlichen Proteste vor einem Jahr "ein Wachrütteln stattgefunden" habe.

Für die Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine ist die Sanierung des Theaterbaus eine besonders schwere Geburt, da sie sich seit vielen Jahren dafür eingesetzt hat und immer wieder vor neuen Hindernissen stand. Natürlich habe auch sie "mit Freude vernommen", wie sie dem OB nach Söders Zusage schrieb, dass es für das Theater 75 Prozent gibt. "Dies ist eine positive Nachricht, die man ausdrücklich begrüßen muss, auch in ihrem symbolischen Gehalt." Für die Aufsichtsratssitzung der neuen INKo Bau GmbH will Kleine weitere Information, wie die Sanierungskosten ermittelt wurden, welche Planung den Gesprächen mit der Regierung zugrunde gelegen habe und was sich an der bisher bekannten Kostenermittlung geändert habe.

Bei Baureferent Alexander Ring beißt die Grüne nach eigenen Angaben mit ihren Informationswünschen in Sachen Theater nur noch auf Granit. Schon mehrfach hat sie sich über diese "Blockadehaltung" beklagt, durch die den Stadträten die Arbeit erschwert werde.

Bei der CSU-Stadtratsfraktion wurde am Tag nach Söders vorgezogener Bescherung gestern nicht versäumt, auf die Bemühungen "unserer Landtagsabgeordneten Christine Haderthauer" in der Causa Stadttheater hinzuweisen. Diese habe "das Thema im Landtag eingebracht und sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Angelegenheit geprüft und positiv bewertet wird", heißt es in einer Mitteilung der Christsozialen. Hans Süßbauer, Kreisverbandsvorsitzender und Finanzausschusssprecher der CSU: "Wir können uns sehr glücklich schätzen über diese Zusage. Mit dem Wissen, dass wir Kosten in einer Höhe von ca. 80 Millionen Euro vom Freistaat einfordern können, können wir den Plänen für die Theatersanierung und dem Bau der Kammerspiele etwas ruhiger entgegensehen." CSU-Fraktionsvorsitzende Patricia Klein sprach von einem "tollen Zeichen für unser Theater", für dessen Mitarbeiter und alle Bürger, "denen das Theater am Herzen liegt".

Auch Petra Volkwein, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, zeigte sich hocherfreut darüber, dass nun wahrscheinlich auch den Kritikern der Sanierung Wind aus den Segeln genommen wird. Ingolstadt bekomme mit den zusätzlichen Kammerspielen auch endlich einen Ersatz für das "einer Großstadt unwürdige, heruntergekommene" Kleine Haus am Brückenkopf. Auch das Stadttheater selbst sei seit Jahren "in einem traurigen Zustand", so die Sozialdemokratin. Man sei es schließlich auch den engagierten Mitarbeitern schuldig, hier endlich gründlich zu modernisieren.

Dass der Finanz- und Heimatminister auch werbewirksam für die Ingolstädter CSU aufgetreten sei, vergisst die Oppositionspolitikerin nicht zu erwähnen. Aber: "Ich bin zwar eher ein Freund von immateriellen Geschenken, doch in diesem Fall nehme ich auch gerne mal einen Scheck."