Ingolstadt
''Wegen solch einem Schmarrn''

Ärger beim ERC Ingolstadt

04.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:52 Uhr

 

Ingolstadt (vk) Eine Schlammschlacht und wüste Beschimpfungen hatten viele Mitglieder befürchtet, doch am Ende verlief die brisante Jahreshauptversammlung des ERC Ingolstadt unerwartet friedlich. Vielleicht auch, weil sie mit der Rücktrittsankündigung des Präsidiums begann.

"Ich hatte große Bedenken", gab Versammlungsleiter Manfred Schuhmann nach der Versammlung am Dienstag zu. Der schlachtengestählte Ehrenpräsident des ERC und ehemalige Landtagsabgeordnete war schon in der Woche vor der Versammlung als Schlichter ins Präsidium gebeten worden. Bewirken konnte er nur wenig, die Fronten waren längst verhärtet.
 
Auch wenn die Ursachen für die Streitigkeiten so recht nicht zu greifen und schon gar nicht zu werten sind, geht es wohl letztlich um Manfred Deubel, der aus dem Amt gedrängt werden sollte, vor allem aber um Vizepräsident Christian Kämpf. Kämpf wird von den einen als umgänglicher, engagierter Vereinsfunktionär gesehen, von den anderen als Unruhestifter und Problemfall im Präsidium. Vor allem Schatzmeister Oliver Dehn und Vizepräsident Deubel fühlen sich von Kämpf angegriffen – und umgekehrt. Inzwischen wird unter anderem darum gestritten, wie Kämpf einen Satz in einer Präsidiumssitzung formuliert hat. Wie die Formulierung tatsächlich gefallen ist, wird nun gerichtlich und mit Hilfe von eidesstattlichen Versicherungen geklärt, da sich ein Sponsor, dessen Kind im Nachwuchs des ERC spielt, dadurch verunglimpft fühlt. Für Ärger sorgt auch eine Unterschriftenliste, in der Dehn und Deubel zum Rücktritt aufgefordert wurden. Der Urheber der Liste ist bis heute unbekannt.
 
Wer im Recht ist, kann auch Präsident Wolfgang Ott nicht so genau sagen. "Ich kann mit allen zusammenarbeiten", sagt er. Den von etlichen Vereinsmitgliedern geäußerten Vorwurf, Ott hätte schon vor Wochen "dazwischenhauen müssen", will er nicht gelten lassen. "Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der auf Harmonie bedacht ist, aber ich habe in den Gesprächen alle Register gezogen. Ich habe es auch mit Härte versucht." Abgesehen von der Kritik an seiner Person würde er erwarten, "dass erwachsene Menschen in der Lage sein sollten, professionell miteinander umzugehen. Man muss sich ja nicht lieben."
 
Das laufende Gerichtsverfahren findet er empörend: "Gerichte sind hierzulande nicht dazu da, Vereinsstreitigkeiten zu klären." Auch der Umgangston im Verein hat ihn zuletzt gestört. "Wenn bei Gesprächen die Drohung einer Klage geäußert wird, dann geht halt gar nichts mehr."
 
Laut Ott hatten die Streitigkeiten die Folge, dass die GmbH inzwischen alle finanziellen Leistungen, die über den Kooperationsvertrag hinausgingen, zurückgehalten hat. Auch der Kooperationsvertrag selbst stand zur Diskussion. Ehrenpräsident Schuhmann wies darauf hin, dass die GmbH infrage gestellt hätte, ob die Zusammenarbeit weitergeführt wird. "Ich nehme diese Drohung schon ernst", sagt Ott. Dass zwischenzeitlich – wenn auch nicht ganz ernst zu nehmend – Pfaffenhofen als neuer Kooperationspartner für das Profiteam des ERC ins Gespräch gebracht wurde, bringt ihn wieder auf die eigentliche Problematik zurück: "Das wäre unglaublich. Wegen solch einem Schmarrn. Es gibt ja nach wie vor keinen sachlichen Streitpunkt, sondern nur persönliche Konflikte. Aber da ich keine Mitglieder des Präsidiums entlassen kann, gibt es nur die Neuwahl."
 
Dass Ott diesen Kompromiss gleich zu Beginn der Versammlung bekannt gab, trug am Dienstag dazu bei, die etwas gereizte Stimmung der gut 150 Vereinsmitglieder zu besänftigen. Lediglich Eiskunstlauf-Abteilungsleiterin Monika Munz drückte ihren Zorn deutlich aus. "Böswillig und stillos" seien die Streitereien einer "hierarchischen Vereinsführung".
 
Ob er bei der Neuwahl noch einmal antreten wird, ließ Ott offen: "Das werde ich mir sehr gut überlegen. Aber jetzt haben bis zum 31. Mai diejenigen Zeit sich zu formieren, die glauben, alles besser zu machen."