Gerolsbach
Wassermangel und gestörte Sichtbeziehung

Gerolsbacher Räte beschäftigte sich mit Stellungnahmen zu zwei neuen Siedlungen

18.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Für die Siedlung Brünnlfeld am Alberzeller Ortsrand wird derzeit der Bebauungsplan geändert - es geht um Details. Gut zu sehen ist hier übrigens auch die Heilig-Kreuz-Kirche. - Foto: Hofmann

Gerolsbach (bdh) Die "Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange" gehören wohl zum ödesten, was eine Gemeinderatssitzung bieten kann. Seitenweise Behördentexte werden dann heruntergebetet, dazu Abwägungen der Verwaltung. Von einem guten Thriller ist das ungefähr so weit entfernt wie Gerolsbach von Kuala Lumpur. 30 eng beschriebene Seiten umfassten in der Vorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung die Stellungnahmen zum neuen Baugebiet Am Eichet, zur Änderung des Bebauungsplans Brünnlfeld und zur Änderung des Flächennutzungsplans. Und doch war nach rund einer halben Stunde alles vorbei. Zum Leidwesen von Stefan Maurer.

Warum das alles so schnell ging? Weil sich der Bauausschuss wenige Tage zuvor die Mühe gemacht hatte, das alles durchzuackern, und der Gemeinderat dann im Wesentlichen nur noch die Beschlüsse fassen musste. Im Bauausschuss sitzt von jeder Gemeinderatsfraktion ein Mitglied, sogar von den Unabhängigen Bürgern (UB), die ja gar keine Fraktionsstärke mehr haben. Die Ausschussmitglieder kopierten dann ihren Fraktionskollegen die Unterlagen. Nur Stefan Maurer ging leer aus - der Fluch des Fraktionslosen. Er hätte sich ja die Unterlagen selbst im Rathaus besorgen können, sagte Bürgermeister Martin Seitz später. Das hatte Maurer offenbar nicht gemacht. Er wollte bei der Sitzung deshalb zu jeder Stellungnahme zumindest die Abwägungen öffentlich vorgelesen haben, scheiterte mit den entsprechenden Anträgen aber jedes Mal.

Am umfangreichsten sind die Stellungnahmen und Abwägungen (die übrigens demnächst als Teil des Sitzungsprotokolls auch auf der Homepage der Gemeinde auftauchen dürften) zum geplanten neuen Baugebiet Am Eichet in Alberzell. Da es sich hier um die frühzeitige Beteiligung gehandelt habe, seien auch noch nicht alle Aspekte im Detail ausgearbeitet worden, erklärte Planer Edgar Burkart. So hatte sich Annette Schütz-Finkenzeller gewundert, dass es noch keine Angaben zum Faktor für die ökologischen Ausgleichsflächen gab, die angelegt werden müssen. Kein einziger Bürger hatte im Rahmen der Auslegung Bedenken geäußert, wohl aber das Landratsamt. Es mahnte den sparsamen Umgang mit Grund und Boden an und äußerte Zweifel daran, dass ein neues Baugebiet überhaupt erforderlich sei. Dass die Plätze sehr wohl benötigt würden, und zwar für einheimische Bauherren, könne die Gemeinde problemlos nachweisen, sagte Bürgermeister Martin Seitz. In der neuen Siedlung an der Schrobenhausener Straße in Gerolsbach gebe es keine freien Plätze mehr, und auch für Alberzell seien bereits zahlreiche konkrete Anfragen da.

Für Diskussionen sorgte im Gemeinderat die Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts. Das hatte mitgeteilt, dass die Wasserversorgung des neuen Baugebiets nicht gesichert sei, weil in Gerolsbach schon jetzt die genehmigten Entnahmemengen überschritten würden. "Das sind ja harte Worte", sagte Stefan Maurer und verlangte eine Erklärung. Die gaben ihm Seitz und Bauhofleiter Georg Ottinger, der auch für das Wasserwerk zuständig ist: Der Gemeinderat habe bereits vor einem Jahr beschlossen, das Wasserschutzgebiet zu erweitern und die Fördermenge zu erhöhen. Das Verfahren laufe noch, eine entsprechende Berechnung werde demnächst beim Wasserwirtschaftsamt eingereicht.

Für Erheiterung hatte bereits in der Bauausschusssitzung vergangene Woche die Stellungnahme der Unteren Denkmalschutzbehörde gesorgt. Die hatte davor gewarnt, dass die Sichtbeziehung zur Heilig-Kreuz-Kirche durch das neue Baugebiet beeinträchtigt werden könnte. Die Kirche, meinten die Ausschussmitglieder, sei vom neuen Baugebiet aus gar nicht zu sehen.

Die Änderung des Flächennutzungsplans erfolgt übrigens im Zuge der Baugebietsausweisung - die Stellungnahmen dazu waren vielfach identisch. Und bei der Änderung des Bebauungsplans Brünnlfeld handelt es sich im Grunde um eine Formalität, da sie bereits vor einigen Jahren erfolgen sollte, aber dann vergessen wurde (wir berichteten). Viele Grundstücke sind bereits bebaut.