Gerolsbach
Wasser und Abwasser werden deutlich teurer

Gemeinde Gerolsbach muss die Gebühren erhöhen und Beiträge erheben

19.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:33 Uhr
In der Gemeinde Gerolsbach werden die Wassergebühren im kommenden Jahr deutlich ansteigen. −Foto: Pleul/dpa

Gerolsbach - Deutlich ansteigen werden ab 2021 die Wasser- und Abwassergebühren in der Gemeinde Gerolsbach.

Damit liege man aber beim Vergleich mit anderen Gemeinden immer noch im Mittelfeld, meinte Bürgermeister Martin Seitz (CSU). Gerade der Wasserpreis war ja in Gerolsbach mit 66 Cent pro Kubikmeter bisher sehr günstig.

Künftig wird's aber deutlich teurer, dann sind 1,24 Euro pro Kubikmeter fällig. Auch die Grundgebühren werden deutlich erhöht: bei Wasserzählern mit bis zu 2,5 Kubikmetern Durchfluss pro Stunde von 40 auf 60 Euro pro Jahr, bei bis zu sechs Kubikmetern von 100 auf 150 Euro und bei bis zu zehn Kubikmetern von 160 auf 240 Euro. Bei zehn Kubikmetern wurde zudem eine neue Grenze eingeführt, Wasserzähler mit größerem Nenndurchfluss kosten 290 Euro pro Jahr.

Noch deutlicher sind die Erhöhungen beim Abwasser: Hier sind künftig schon mal zwei Drittel mehr Grundgebühr zu bezahlen als bisher, bei einem Wasserzähler mit bis zu sechs Kubikmetern Nenndurchfluss zum Beispiel 80 statt bisher 48 Euro. Dazu kommt eine höhere Verbrauchsgebühr von 3,74 Euro (bisher 2,20 Euro) pro Kubikmeter. Die Niederschlagswassergebühr dagegen sinkt von 43 auf 35 Cent pro Quadratmeter.

Im Gemeinderat gab es sowohl bei den Wasser- als auch bei den Abwassergebühren eine Reihe von Abstimmungen, ehe das Ergebnis feststand. Die Sachverhalte waren dabei, wie Seitz berichtete, bereits vor der Sitzung mit den Fraktions- und Gruppierungssprechern durchgesprochen worden. So soll auf Vorschlag von UB-Gemeinderat Oliver Eisert und den Grünen in die Wasserpreiskalkulation eine kalkulatorische Verzinsung von einem Prozent einberechnet werden. Das erhöht zwar die aktuelle Wassergebühr, "aber das Geld ist ja nicht weg", wie Seitz betonte. Damit schaffe man lediglich einen Puffer für die Finanzierung von künftigen Maßnahmen. Lediglich Stefan Maurer (UB) stimmte dann in der Sitzung dagegen.

Isabell Steurer (Grüne) hatte beantragt, die Grundgebühr beim Wasserpreis unverändert zu lassen und stattdessen die Verbrauchsgebühr stärker anzuheben. Das lehnte der Gemeinderat mit 13:4 Stimmen ab. Die eingangs genannten künftigen Gebührensätze nahm der Gemeinderat schließlich bei vier Gegenstimmen von Grünen und UB an. Auch beim Abwasser wollte Isabell Steurer die Grundgebühr unangetastet lassen und die Verbrauchsgebühren entsprechend stärker erhöhen. Dafür stimmten lediglich sie und ihr Fraktionskollege Wilhelm Reim. Oliver Eisert schlug vor, die Grundgebühren nur um 50 Prozent anzuheben und die Schmutzwassergebühr entsprechend anzupassen, doch da war er der einzige, der zustimmte. Mehr Erfolg hatte Stefan Fottner (FW) mit seinem Antrag, bei der Abwasserbeseitigung die kalkulatorische Verzinsung auf Null herunterzufahren. Das wurde mit 10:7 Stimmen angenommen, bevor dann die neuen Abwassergebühren mit 14:3 Stimmen (dagegen waren Stefan Maurer und die beiden Grünen-Gemeinderäte) festgezurrt wurden. Die doch sehr deutliche Erhöhung sowohl beim Wasser als auch beim Abwasser hat mehrere Gründe, wie Seitz erläuterte. Zum einen sei in beiden Bereichen in den vergangenen vier Jahren ein leichter Verlust erwirtschaftet worden, der in den neuen Gebührenzeitraum (2021 bis 2024) einberechnet werden muss - die Gemeinde darf hier ja auf Dauer weder Gewinn noch Verlust machen, die Einrichtungen müssen jeweils kostendeckend arbeiten. In die Abwassergebühren seien zudem die vor kurzem beschlossenen Sanierungsmaßnahmen am Kanalnetz einbezogen worden. 800000 von insgesamt rund zwei Millionen Euro werden auf diese Weise abgerechnet. Beim Wasser habe sich zudem ausgewirkt, dass die Gebühren nicht, wie eigentlich vorgesehen, schon im laufenden Jahr umgestellt wurden, sondern erst 2021. Mit der Neuberechnung sei zum Jahresbeginn bereits ein Ingenieurbüro beauftragt gewesen, doch dann kam Corona dazwischen, sagte Seitz, die Berechnung verzögerte sich schließlich um ein Jahr. Das habe dazu geführt, dass die Verbesserungsbeiträge aufgebraucht worden seien und eine Abschreibung in die Gebühren habe einkalkuliert werden müssen.

Verbesserungsbeiträge und höhere Herstellungsbeiträge wird es übrigens auch noch geben. Der Gemeinderat hat (bei einer Gegenstimme von Stefan Maurer) das dafür zuständige Kommunalunternehmen beauftragt, eine Neuberechnung sowohl für die Wasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung in Auftrag zu geben. Die werde frühestens in einem halben Jahr abgeschlossen sein, meinte Seitz. Dann werden die Bürger vier Jahre lang alle sechs Monate eine Rate bezahlen müssen, die im Schnitt nach Seitz' Schätzung bei jeweils rund 100 Euro liegen dürfte. Das sei verträglicher, als alles auf einmal abzurechnen. Eigentlich hätte man die Raten gerne auf acht Jahre verteilt, doch das sei rechtlich nicht möglich, wie der Bürgermeister ausführte.

Laut Sitzungsvorlage des Gemeinderats werden bei der Wasserversorgung die folgenden Maßnahmen in die Beiträge eingerechnet: elektrotechnische Ertüchtigung der zentralen Wasserversorgung, Erneuerungen in der Pfaffenhofener Straße, der Wilhelmstraße und in Einsassen sowie für 2021 und 2022 geplante Wasserleitungserneuerungen und die entsprechenden Ingenieurleistungen. Viele Wasserrohre seien, so Seitz, inzwischen 60 Jahre alt und müssten erneuert werden, was zuletzt der mehrfache Rohrbruch in Einsassen deutlich vor Augen geführt habe.

In die Abwasserbeiträge fließen die Sanierung des Mischwasserkanals in der Aichacher Straße, die Erneuerung in der Hofmark, Arbeiten an der Zentralkläranlage und vor allem der entsprechend abzurechnende Anteil des schon erwähnten Zwei-Millionen-Euro-Sanierungspakets ein. Danach seien aber erst einmal alle Kanäle in gutem Zustand, meinte Seitz, der auch damit rechnet, dass beim Abwasser dann auch bei den Gebühren kein weiterer Aufwärtstrend zu befürchten ist, im Gegenteil: "Die Gebühren werden in vier Jahren mit Sicherheit wieder sinken. "

PK

Bernd Hofmann