Manching
Was zu viel ist, ist zu viel

Sieben Bürgermeister schreiben offenen Brief an die IMA wegen der Trainingsflüge rund um den Manchinger Flugplatz

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr
Condor-Maschine im Tiefflug über Manching −Foto: Schmidtner, Max, Manching (Schmidtner, Max, Manching)

Manching (DK) Sieben Bürgermeister von Gemeinden aus dem Norden des Landkreises Pfaffenhofen haben einen offenen Brief geschrieben. Adressiert ist er an Peter Baustetter, den Chef der IMA am Flugplatz Manching. Doch dieser sagte gestern, er habe ihn nicht erhalten. Thema: zu viele Trainingsflüge.

„Im vergangenen Jahr war das Thema schon mal aktuell“, sagte Baustetter gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. „Damals hatten sich die Bürgermeister gemeldet, weil Klagen über zu viele Flugbewegungen an sie herangetragen worden waren.“ Vom aktuellen Brief, der seit Ende vergangener Woche offiziell ist (von der Gemeinde Baar-Ebenhausen sogar auf ihre Homepage gestellt), weiß Baustetter nichts. Und er wehrt auch gleich jeden Versuch ab, die Zahl der Trainingsflüge zu reduzieren: „Wir sind ein öffentlicher Verkehrslandeplatz, haben eine Betriebspflicht. Einschränkungen, die über die trainingsfreien Samstage und Sonntage hinausgehen, wird es nicht geben.“

In dem Brief, den die Rathauschefs Ludwig Wayand (Baar-Ebenhausen/CSU), Herbert Nerb (Manching/FW), Michael Franken (Reichertshofen/JWU), Christian Staudter (Geisenfeld/USB), Martin Schmid (Vohburg/SPD), Andreas Meyer (Münchsmünster/ CWG) und Karl Huber (Ernsgaden/CSU) unterschrieben haben, wird „eine Zunahme von Trainingsflügen mit Passagiermaschinen auf dem Flugplatz Manching“ in der jüngeren Vergangenheit thematisiert: „In der Bevölkerung und auch bei den Mitgliedern unserer kommunalen Gremien sorgt diese Entwicklung für Unruhe und Rücktragen.“

Das Schreiben führt weiter aus, dass die Bevölkerung ohnehin mit viel militärischem Fluglärm leben muss, ausgehend von den Aktivitäten von Airbus und der WTD 61. „Insofern steckt in jeder zusätzlichen und außergewöhnlichen Flugaktivität das Potenzial für Bürgerprotest.“ Das kann Baustetter nachvollziehen, sagt aber auch, dass man bei der Besprechung im vergangenen Jahr „einvernehmlich auseinandergegangen“ sei. Der Reichertshofener Bürgermeister Franken weiß, dass das Thema „alle paar Jahre wieder aufkommt“, sagt aber auch: „Wehret den Anfängen.“ Der Reichertshofener Rathauschef betont, zuletzt habe sich der Eindruck verstärkt, dass die Touch-and-Go-Flüge „massiv zugenommen“ hätten. Die Gegend rund um den Flugplatz sei dicht besiedelt, Franken spricht von starkem Druck der Bürger. „Heute Trainingsflüge, morgen Billigflieger, was kommt dann übermorgen?“ Gewisse Belastungen seien okay, meint Franken. Aber ein massiver Ausbau der Trainingsflüge werde nicht akzeptiert. Mit dem Brief solle die IMA sensibilisiert werden für die Belange der Bürger. „Wenn fünf Bürger bei mir anrufen, weiß ich, dass 500 Bürger nicht anrufen, die es aber genauso stört.“ Franken sagt, er könne bei der Bevölkerung nicht für den Betrieb des Flugplatzes werben, wenn die Belastungen stetig zunehmen: „Die Flüge müssen auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden.“

Vohburgs Bürgermeister Schmid will dasselbe erreichen: Die Zahl der Flugbewegungen im Landkreis-Norden muss „auf ein erträgliches Maß“ zurückgeführt werden. „Darauf bestehen wir.“ Schmid weiß auch, dass so ein Brief positive Folgen haben kann. „Nach unserem letzten Protest hat es eine Zeit lang hergehalten.“ Die Bürgermeister wissen natürlich, dass die IMA mit den Trainingsflügen, die vor allem die Fluggesellschaft Condor durchführt, Geld verdient. Das bestätigt Baustetter, sagt aber auch: „Wir verlangen schon etwas, aber es ist nicht die normale Landegebühr. Für die Touch-and-Go-Flüge gibt es einen Rabatt“, umschreibt es der IMA-Chef. Was zu viel ist, ist aber auch für Baustetter zu viel: „Zuletzt war eine Menge los“, gibt er zu. „Nach Trainingsflügen von 9 bis 19 Uhr wollte Condor abends noch zwei Kandidaten fliegen lassen. Da haben wir gesagt: Schluss für heute.“ Trotz des Briefes, der unserer Zeitung vorliegt, Baustetter gestern aber noch nicht vorlag, will der IMA-Chef keine weiteren Einschränkungen akzeptieren: „Wir haben eine Betriebspflicht. Wir müssen den Flugplatz zur Verfügung stellen.“ Baustetter betont, dass die Flugzeuge „extrem leise“ sind. Außerdem würde mal eine „Links-Platzrunde“ geflogen, dann gehe es rechts herum. Zu den Schleifen weiß Franken aber zu berichten, dass die Flugrouten von den Piloten nicht immer eingehalten werden: „Wenn die eine Kurve schneiden, fliegen sie direkt über den Ort.“ Das bestätigt auch ein Agelsberger, der ungenannt bleiben möchte: „In Vier- bis Sechsminuten-Abständen fliegen die Maschinen über unserem Ort ihre Schleifen. Ohne Einhaltung von Mittagspausenzeiten und in niedriger Flughöhe. Sie produzieren daher einen erheblichen Geräuschpegel.“

Baar-Ebenhausens Bürgermeister Wayand sagt klipp und klar: „Es gibt Absprachen, die bei den jährlichen Treffen vereinbart werden. Momentan wird es zu viel. Wir können uns das nicht gefallen lassen, müssen daher dringend reagieren.“ Zeitnah solle der Flugbetrieb auf die genehmigten Zahlen zurückgesetzt werden. Wayand baut auf beiderseitiges Verstehen und beiderseitiges Miteinander, schließt aber das Einschalten des zuständigen Ministeriums nicht aus.

Huber, der den Brief aufgesetzt hatte, spricht als Rathauschef von Ernsgaden wie seine Kollegen auch von Bürgerbeschwerden. „Ich spüre die Sorge der Bürger“, betont er. „Wir brauchen keine zusätzlichen Abgase, keinen zusätzlichen Lärm.“ Für Huber hat alles seine Grenzen. „Dieser übermäßige Flugbetrieb darf nicht zur Gewohnheit werden.“

Manchings Bürgermeister Nerb steht voll hinter dem Brief und nimmt kein Blatt vor den Mund: „Herr Baustetter hat es einfach übertrieben. Und es ist wie immer im Leben. Irgendwann gibt es eine Reaktion.“ Die zivile Mitbenutzung des Flugplatzes war für Nerb und den Manchinger Marktgemeinderat schon immer in Ordnung, aber die vielen Touch-and-Go-Flüge sind „nervig und störend“. 50 000 Menschen sind laut Nerb von den Überflügen betroffen. Der Rathauschef glaubt auch nicht, dass die zunehmende Zahl an Trainingsflügen im Sinne von Airbus und WTD sind.