Ingolstadt
Was für ein Jahr!

Nach erfolgreichem Abstiegskampf in der 2. Bundesliga ist der FC 04 jetzt heißer Aufstiegskandidat

22.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Schreit die Freude heraus: Trainer Ralph Hasenhüttl hat mit dem FC Ingolstadt eine nahezu fehlerlose erste Serie hingelegt und geht zu Recht als souveräner Tabellenführer in die Winterpause. - Foto: Schiffmann

Ingolstadt (DK) 40 Punkte oder mehr nach 19 Spieltagen – das erreichten in den vergangenen sechs Jahren, in denen der FC Ingolstadt in der 2. Bundesliga mitmischt, gerade einmal fünf Mannschaften. Alle haben eines gemeinsam: Sie stiegen am Ende in die Bundesliga auf.

Vier Vereine schafften den Sprung direkt, nur Fortuna Düsseldorf musste als Winter-Spitzenreiter in der Saison 2011/2012 am Ende den Umweg über die Relegation nehmen, setzte sich aber gegen Hertha BSC Berlin durch. „Dann wollen wir nicht die Ersten sein, die es nicht schaffen“, sagte Ralph Hasenhüttl nach dem umkämpften 2:2 in Darmstadt, durch das der FC 04 den Sieben-Punkte-Vorsprung wahrte.

Der 47-jährige Österreicher, der als Trainer den Umschwung bei den Schanzern einleitete und maßgeblich für den kometenhaften Aufstieg verantwortlich ist, geht sehr offen mit dem Thema Aufstieg um. Schon nach dem 1:0-Erfolg bei RB Leipzig, mit dem der FC 04 die Herbstmeisterschaft sicherte, sagte Hasenhüttl: „Der Weg zum Aufstieg führt unbestritten nur über uns.“

Sein Selbstbewusstsein trägt Hasenhüttl nicht einfach so vor sich her. Schritt für Schritt hat er Ziele gesetzt und diese in Etappen verwirklicht. Vielleicht schneller als gedacht und geplant, aber doch sehr überlegt und überzeugt. Jetzt stellt er sich der neuen Situation, lebt seinem Team Mut und Entschlossenheit vor. „Es ist mit Worten nicht zu erklären, dass wir die Liga so dominiert haben. Wir haben immer eine Lösung gefunden, egal welche Aufgabe uns gestellt wurde. Jetzt wollen wir alle regenerieren und dann auch im nächsten Jahr unsere Aufgaben meistern“, sagte Hasenhüttl, der im sonnigen Süden weitab vom Fußball entspannen will.

Blickt man zurück, beendeten die Schanzer das Jahr 2013 mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Kaiserslautern. Hasenhüttl hatte das Team nach seiner Amtsübernahme mit vier Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen zwar stabilisiert, steckte aber punktgleich mit dem Tabellenvorletzten noch mitten im Abstiegskampf.

Ab 9. Februar 2014 mit dem 1:1 in Karlsruhe ging es dann unaufhörlich aufwärts. In 15 Spielen gab es nur noch zwei Niederlagen, die Ingolstädter landeten mit 44 Punkten auf Rang zehn – die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Die Mannschaft stand defensiv stabil, hatte aber noch Probleme, das Spiel zu gestalten – nicht umsonst erfolgten die beiden Niederlagen zu Hause.

Hasenhüttl zog die richtigen Schlüsse und traf auch bei der Auswahl der Neuzugänge ins Schwarze. Benjamin Hübner verbesserte die Abwehr nochmals als junger, kopfball- und zweikampfstarker Innenverteidiger. Und mit Mathew Leckie, Lukas Hinterseer und Stefan Lex, der ein halbes Jahr Anlaufzeit benötigte, bekam Hasenhüttl genau jene Spielertypen hinzu, die er für sein schnelles Umschaltspiel benötigte.

In einer perfekten Sommervorbereitung studierte Hasenhüttl sein Konzept mit dem Team ein. Ohne Niederlage kamen die Schanzer durch die Testspiele und ließen mit einem 2:1 gegen Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg sowie einem 2:0 gegen Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln aufhorchen. „Wir werden schwer zu halten sein“, prophezeite Hasenhüttl selbstbewusst und übertrug seine Überzeugung auf die Spieler. Roger, den einst unsicheren Verteidiger, erklärte er zum „Chef im defensiven Mittelfeld“, den enorm laufstarken Pascal Groß zum „gereiften Spielmacher“ mit großen Abschlussqualitäten und Mathew Leckie zur „Waffe“ in seinem Tempofußball. „Wir haben schnell begriffen und umgesetzt, was der Trainer von uns verlangt hat“, sagt der 35-jährige Abwehrspieler Andre Mijatovic, der für eine weitere Qualität im FC-Team steht – jeder ist am Erfolg beteiligt. „Ich bin mit Abstand der älteste Spieler und will ein Vorbild sein. Ich habe angedeutet, dass ich da bin, wenn man mich braucht“, sagte der Kroate beispielsweise nach seinem Tor zum 3:3-Ausgleich gegen Union Berlin, mit dem er die erste Heimniederlage der Saison verhinderte.

So verkörpert Hasenhüttls Team eine verschworene Einheit, die auch Rückschläge wie die schweren Verletzungen von Almog Cohen und Danny da Costa (beide Schienbeinbruch) wegsteckt. Bester Angriff (32 Tore), zweitbeste Abwehr (14 Gegentore), nur eine Saisonniederlage und vor allem attraktiver Fußball – die Schanzer reißen ihre Anhänger in dieser Saison bisher wirklich mit. „Wir haben fußballerisch eine unfassbare Entwicklung genommen. Aber sie ist noch nicht zu Ende“, erklärte Hasenhüttl und führte als Beispiel den erst 19-jährigen Robert Bauer an, der in Darmstadt sein erstes 90-Minuten-Spiel in der 2. Bundesliga absolvierte und auf der Sechserposition überzeugte. Die Zuversicht ist also da, dass dem Verein 2015 der große Coup gelingen könnte.