Warten im Schwabenland

25.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:22 Uhr

Vergebliche Angriffsbemühungen: Auch in dieser Szene kann sich Augsburgs Torjäger Sascha Mölders nicht gegen den Hannoveraner Torhüter Ron-Robert Zieler durchsetzen. - Foto: Kerpf

Augsburg (DK) Wie gut aus schwäbischer Sicht, dass es den 1. FC Saarbrücken gibt. Dieser musste einst, in der Saison 1963/64, ja 13 Spieltage warten, um seinen allerersten Sieg im deutschen Fußball-Oberhaus zu feiern. Zumindest von diesem Negativrekord ist der FC Augsburg also (noch) weit entfernt – trotz des mickrigen 0:0-Unentschiedens nun gegen Hannover 96.

Augsburg (DK) Wie gut aus schwäbischer Sicht, dass es den 1. FC Saarbrücken gibt. Dieser musste einst, in der Saison 1963/64, immerhin 13 Spieltage warten, um seinen ersten Sieg im deutschen Fußball-Oberhaus zu feiern. Zumindest von diesem Negativrekord ist der FC Augsburg (noch) weit entfernt – trotz des mickrigen 0:0-Unentschiedens nun gegen Hannover 96.

Aber momentan gibt es nicht viel, das beim Neuling vom Lech optimistisch stimmt. Zugeben, die unglaubliche Treue der Fans vielleicht noch, die weiterhin wie eine Wand hinter der Mannschaft stehen. „Eventuell sind sie ja der entscheidende Faktor, damit wir erfolgreich über die Ziellinie kommen“, hofft Manager Andreas Rettig. Dem FCA-Team selbst, das wird von Spiel zu Spiel immer deutlicher, scheint hingegen die Erstligatauglichkeit zu fehlen. Erst recht, wenn bei ihm, wie jetzt am Samstag, gleich neun Startelf-fähige Akteure aus den verschiedensten Gründen ausfallen. „Wenn so etwas passiert, muss man eben auch einmal mit einem 0:0 zufrieden sein können“, sagt Chefcoach Jos Luhukay. Das Dumme daran ist nur: Der eine Punkt hilft seinen Augsburgern kaum weiter.

„Wir können die Klasse nur halten, wenn bei uns vieles zusammenpasst“, weiß Rettig. Gegen die Hannoveraner passte freilich nur wenig zusammen. Viel zu wenig, gerade für ein Heimspiel. So brachten die Augsburger in den gesamten 90 Minuten nur eine zwingende Torchance zu Stande – aber Sascha Mölders scheiterte dabei aus kürzester Distanz am sensationell reagierenden Ron-Robert Zieler (71.). „Bei einem Keeper mit anderem Kaliber wäre der Ball reingegangen“, so Nando Rafael. Und mit dieser Meinung steht der FCA-Stürmer, der am Samstag ein eher unauffälliges 60-Minuten-Comeback gab, nicht alleine da.

Außer dieser Riesenmöglichkeit gab’s dann nur noch Pleiten, Pech und Pannen in der Augsburger Offensive. Der Wille und das Bemühen war den Hausherren zwar (wieder einmal) nicht abzusprechen, aber die Vielzahl ihrer Ungenauigkeiten und Fehler nahm beinahe schon peinliche Züge an. Ob es mit einem gewissen Michael Thurk besser gelaufen wäre? „Ach was. Ich habe ihn keineswegs vermisst“, faucht Rettig: „Zu ihm ist längst alles gesagt, jedes Wort über ihn ist zu viel.“ Also weiterhin keine Begnadigung für den suspendierten Aufstiegshelden, stattdessen weiterhin Training in Gersthofen statt in Augsburg für ihn.

Seine (eigentlichen) Teamkollegen versuchen derweilen krampfhaft, zuversichtlich zu bleiben. „Wir haben jetzt sieben Bundesligapartien absolviert, und mir fällt keines davon ein, in dem wir schlecht gespielt haben“, sagt etwa Augsburgs Rekordtorschütze Mölders (drei Saisontreffer). Und sein Sturmpartner Rafael ergänzt: „Wir müssen auf diese Art weitermachen, geduldig bleiben und den Glauben nicht verlieren.“ Alles schöne Worte, aber gegen wen soll es nun mit dem ersten FCA-Sieg klappen? „Ich weiß es nicht“, gesteht der dunkelhäutige Ex-Berliner.

Das nächste Spiel der Schwaben: auswärts beim amtierenden Deutschen Meister, bei Borussia Dortmund. Es gibt sicherlich leichtere Aufgaben. „Aber wir schenken kein Match von vornherein her“, erklärt Daueroptimist Rettig: „Und auch aus der Partie gegen Hannover sollten wir das Positive mitnehmen – nämlich, dass wir gegen eine konterstarke Mannschaft erstmals in dieser Saison zu Null gespielt haben.“

Das lag aber weniger an irgendeiner Augsburger Defensivstärke. So hatten die Gäste aus Niedersachsen gleich zwei Mal Pech mit Pfostenschüssen von Didier Ya Konan (62./66.). Und wie es Lars Stindl dann schaffte, den Ball völlig freistehend aus fünf Metern Entfernung am leeren FCA-Kasten vorbeizusetzen, wird wohl für ewig das Geheimnis des ehemaligen Karlsruhers bleiben (66.). 96-Chefcoach Mirko Slomka nimmt’s zunächst noch mit einem Lachen („So etwas passiert in jeder europäischen Spitzenliga“), um dann doch etwas sauer dreinzublicken: „Wenn man sich im oberen Tabellendrittel der Bundesliga etablieren möchte, dann muss man so ein Spiel einfach gewinnen.“

„Wir müssen tatsächlich fairerweise zugeben, dass wir in zwei oder drei Situationen das nötige Quäntchen Glück besaßen, das uns in den Vorwochen vielleicht noch gefehlt hatte“, räumt Luhukay ein. Sorgen um seinen Job braucht sich der Niederländer übrigens auch weiterhin nicht zu machen, wie Rettig klipp und klar erklärt: „Mehr als unser Trainer mit dieser Mannschaft erreicht, ist nicht möglich – für keinen Trainer der Welt.“ Nur, das ist zurzeit eben nicht viel.