Waidhofen
Waidhofener Gemeinderat verliert ein Original

Erich Dier, Gründer der Bürgervereinigung, tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück

18.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Erich Dier ist als Gemeinderat zurückgetreten - Foto: Hofmann

Waidhofen (bdh) Erich Dier, Fraktionssprecher der Bürgervereinigung (BV) Waidhofen, ist gestern mit sofortiger Wirkung als Gemeinderat zurückgetreten – aus gesundheitlichen Gründen, wie er in einer kurzen Stellungnahme erklärte.

Diers Nachfolger Gerhard Reeb soll bereits in einer Woche vereidigt werden. Erich Dier ist sicherlich ein Original, aber auch ein Mensch, der polarisiert. Und er hatte gleich zwei lokalpolitische Karrieren. 1978 wurde er erstmals in den Waidhofener Gemeinderat gewählt. Zwölf Jahre später wollte er sogar Bürgermeister werden, scheiterte aber – wie übrigens auch sein langjähriger politischer Widersacher Josef Wenger aus Waizenried – deutlich an Amtsinhaber Josef Plöckl. Als sich 2002 seine Bürgervereinigung auflöste, trat Dier, damals 59 Jahre alt, nicht mehr an.

Die Kommunalpolitik ließ ihn aber nicht los. Als der Gemeinderat 2006 beschloss, gegen eine Ablösezahlung auf das Nutzungsrecht des Raiffeisen-Warenbüros zu verzichten – in dem inzwischen abgerissenen Gebäude war damals die Gemeindekanzlei untergebracht – und ein Rathaus zu bauen, lief Dier Sturm. Er initiierte ein Bürgerbegehren, hatte auch schnell die erforderlichen Unterschriften zusammen. Es folgten Informationsversammlungen, bei denen Dier auf der einen Seite sowie Bürgermeister Josef Lechner, die Fraktionssprecher Otto Leidl (CSU) und Josef Wenger (FW) auf der anderen verbal nicht gerade zimperlich miteinander umgingen. Als der Bürgerentscheid schließlich zugunsten des Bürgerbegehrens ausging, feierte Dier seinen wohl größten politischen Triumph.

Im Grunde war es nur logisch, dass aus der Gruppe um Dier eine neue politische Gruppierung hervorging, die bei der Kommunalwahl 2008 antrat: die neue Bürgervereinigung. Dier schaffte den Wiedereinzug in den Gemeinderat, ebenso wie seine Listenkollegen Gerda Maier und Herbert Ehrmeier. Im Laufe der Zeit schien Dier nun milder zu werden, trug schon auch mal unpopuläre Entscheidungen – wie zuletzt die (gescheiterte) Idee, in die neue Kinderkrippe eine Gemeindekanzlei einzubauen – mit. Doch wenn ihm etwas nicht passte, machte er das auch deutlich. Und wenn er mit dem Verhalten seines Bürgermeisters nicht einverstanden war, sah er ihn über die ganze Länge des Sitzungstisches hinweg streng an und tadelte den „Lechner-Sepp“, wie er ihn nannte, in ruhigen, aber deutlichen Worten.

„Er war nicht immer ein bequemer Gemeinderat“, sagt dann auch Josef Lechner. Dennoch sei Diers Rücktritt ein Verlust für das Gremium – Lechner hätte es, wie er sagt, gerne gesehen, wenn Dier noch bis zum Ende der Wahlperiode im April 2014 weitergemacht hätte. Denn mit Dier verliere der Waidhofener Gemeinderat eine Persönlichkeit. „Auch wenn wir nicht immer derselben Meinung waren, sind wir immer gut miteinander ausgekommen“, betont Lechner.

Diers Nachfolger im Gemeinderat wird Gerhard Reeb, der erste Nachrücker auf der BV-Liste. Er soll bereits am kommenden Dienstag, wenn der Gemeinderat wieder zusammentritt, vereidigt werden.

Wer Dier als Fraktionssprecher nachfolgt, ist bei der BV noch offen. Gerda Maier, vor fünf Jahren Bürgermeisterkandidatin, war auf Anfrage der SZ noch zu überrascht von Diers Rücktritt, um dazu eine Stellungnahme abzugeben. Auch seine Fraktionskollegen hatte der 70-Jährige erst gestern informiert. Die BV werde es aber auch ohne ihren Gründer geben, sagte Maier, „davon gehe ich aus“. Wer dann bei der Kommunalwahl 2014 die Galionsfigur der BV wird, muss sich in den nächsten Monaten zeigen.