Nürnberg
Wagners Nürnberg

Das Germanische Nationalmuseum zeigt eines seiner wertvollsten Stücke: die Partitur der "Meistersinger"

25.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Die Papiertheaterbühne für „Die Meistersinger von Nürnberg“, eine kolorierte Lithographie, stammt aus dem Jahr 1880 - Foto: GNM

Nürnberg (DK) Die Originalpartitur von Richard Wagners einziger Komischen Oper, „Die Meistersinger von Nürnberg“, gehört zu den kostbarsten Handschriften des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, mit über vier Millionen Sammlungsstücken das größte Museum deutscher Kunst und Kultur. Zum Wagner-Jahr 2013 zeigt jetzt das Museum die von des Komponisten Hand gefertigte Notenhandschrift in der Ausstellung „Wagner – Nürnberg – Meistersinger.

Richard Wagner und das reale Nürnberg seiner Zeit“.

Wie die Reinschrift der Notation in das Germanische Nationalmuseum kam, kommt einem Glücksfall gleich: Zum 50. Gründungsjubiläum des Museums, 1902, vermachte der Bayerische Prinzregent Luitpold dem Nürnberger Nationalmuseum die über 400 Seiten starke Handschrift. Und damit ereilte sie nicht das gleiche Schicksal wie das anderer Wagner-Opern-Partituren wie etwa die zu „Rienzi“, „Rheingold“ oder „Walküre“, die die deutsche Wirtschaft dem erklärten Wagner-Verehrer Adolf Hitler zu dessen 50. Geburtstag schenkte – und die seitdem verschollen sind.

In Nürnberg steht die endgültige Fassung der Partitur, so wie sie dann zum Druck zum Musikverleger ging, in einer Vitrine im Mittelpunkt der Ausstellung, die ansonsten das mittelalterliche, aber eigentlich das „altdeutsche Nürnberg“ zeigt, so wie Wagner und die Zeit eines rückwärts gewandten Historismus es sahen oder sehen wollten. Die Ausstellung geht aber auch auf die zwei wichtigeren der insgesamt zehn dokumentierten Nürnberg-Besuche Richard Wagners ein, nicht mitgerechnet das publikumsträchtige, in der Ausstellung ebenfalls dokumentierte Großereignis des Leichenzugs, mit dem am 17. Februar 1883 der Leichnam Richard Wagners von Venedig über Nürnberg triumphal nach Bayreuth heimgeholt wurde.

Mit Stichen, Gouachen, Aquarellen, mit Schriftstücken und Urkunden, mit Briefen, Büchern und Grafiken geht die Ausstellung vor allem aber auf die zwei bemerkenswertesten Besuche Richard Wagners in Nürnberg ein, wo seine Schwester Clara verheiratet war. 1835 kam der zu dieser Zeit noch recht unbekannte Magdeburger Kapellmeister Wagner nach Nürnberg, nicht nur, um seine Schwester zu besuchen, sondern auch, um im einstigen Nürnberger Theater eine der seinerzeit wohl berühmtesten deutschen Sopranistinnen, die „Vokaltragödin“ Wilhelmine Schröder-Devrient, singen zu hören: Sie gastierte in Nürnberg in Beethovens „Fidelio“. Ihr zuliebe, so die nicht zuletzt von Wagner selbst in seiner Autobiographie „Mein Leben“ genährte Legende, habe er schon als 16-Jähriger, als der er sie in Leipzig erstmals hörte, beschlossen, sein Leben der Musik zu widmen. Später gewann Wagner sie als Protagonistin für den „Fliegenden Holländer“, für „Lohengrin“ und „Tannhäuser“.

Der zweite entscheidendere Nürnberg-Besuch datiert aus dem Jahre 1861, als Wagner bereits der international berühmte und – wie Ausstellungskurator Frank P. Bär betont – „berüchtigte Künstler“ war. Bei diesem Besuch im August sah er Nürnberg schon aus der Sicht seiner ihm bereits vorschwebenden, dem Nürnberger „Schuster und Poeten“ Hans Sachs gewidmete „Meistersinger“-Oper, die dann allerdings nicht wie von ihm geplant in Nürnberg, sondern am 21. Juni 1868 in München erstmals herauskam.

Bei diesem Aufenthalt wurde Wagner auf der Suche nach einem bereits „historizistischen Nürnberg“ dann auch Zeuge der immer wieder kolportierten Schlägerei vor einem Nürnberger Wirtshaus, die als „Prügelszene“ zum Ende des zweiten Aufzugs in die „Meistersinger“ einging. Wie überhaupt sich der große Komponist offenbar mehr für das profane, enge und kleinbürgerliche Butzenscheiben-Nürnberg interessierte als für die aufstrebende Industriestadt, in der immerhin die erste deutsche Eisenbahn fuhr. Was Wagner ebenso wenig eine Erwähnung wert ist wie das „Zweite Deutsche Sängerfest“ 1861 in Nürnberg, das doch zu seinen „Meistersingern“ gepasst hätte, zumal es kurz vor seinem Besuch mit 60 000 Zuschauern zu einem für damals gigantischem „Event“ geworden war.

Und auch das damals noch junge Germanische Nationalmuseum kam schlecht weg: Als „armselig“ apostrophiert Wagner es, ist aber immerhin fasziniert von mittelalterlichen Folterinstrumenten, die sich später als Fälschungen herausstellen.

Bis 2. Juni. Di bis So 10 bis 18 Uhr, Mi bis 21 Uhr.