Waffendeal auf dem Parkplatz

Spezialkräfte des Bundeskriminalamts verhaften in Schrobenhausen einen 24-Jährigen

16.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr
Wenige Augenblicke nach dem verdeckten Zugriff: Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts waren am Donnerstag wegen illegalen Waffenhandels, der über das Darknet eingefädelt wurde,im Einsatz. Dabei wurde ein 24-Jähriger aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen festgenommen. −Foto: SZ

Schrobenhausen (SZ) Spezialkräfte der Polizei haben am Donnerstagnachmittag einen 24-Jährigen in Schrobenhausen festgenommen, der offenbar versucht hatte, über das Darknet Schusswaffen und Munition zu kaufen. Er bewegt sich wohl im Drogenmilieu.

Es war 15.45 Uhr, als der Zugriff auf dem Supermarktparkplatz an der Pöttmeser Straße erfolgte. Beamte des Bundeskriminalamts in schusssicheren Westen und mit schwarzen Kopfmasken nahmen den Beschuldigten fest. Nach Informationen der Schrobenhausener Zeitung ging es wohl darum, ihn möglichst auf frischer Tat zu ertappen, mit dem Geld in der Hand.

Bei Darknet-Handel wissen die Beamten in der Regel vor dem Zugriff nicht, mit wem sie es zu tun haben. Das Darknet ist ein anonymer, geschützter Bereich des Internets, in das man sich über spezielle Browser virtuellen Zugriff verschaffen kann. Es wird nicht selten für Drogenhandel, Kinderpornografie und eben auch Waffenhandel genutzt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main als Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität hat sich als erste in Deutschland auf diesen Bereich spezialisiert. Sie war es auch, die den Zugriff vom Donnerstagnachmittag eingeleitet hat.

Nachdem der mutmaßliche Waffenkäufer verhaftet worden war, wurde zunächst seine Identität festgestellt; es handelt sich um einen deutschen Staatsangehörigen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. In einem weiteren Schritt durchsuchten die Beamten seine Wohnung. Dabei fanden sie eine Cannabis-Plantage vor, offenbar durchaus im großen Stil. Bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt wurde mittlerweile ein Ermittlungsverfahren wegen möglichen Drogenhandels eingeleitet. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ingolstadt erließ das Amtsgericht Neuburg Haftbefehl gegen den Verdächtigen.

Lesen Sie hier einen Kommentar von Mathias Petry zu dem Vorfall." tag="" target="_blank" type="Artikel" id="3267531" %>

Wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilt, gibt es nach den bisherigen Ermittlungen aktuell keine Anhaltspunkte dafür, dass der junge Mann die Waffen kaufen wollte, um damit konkret Straftaten zu begehen. Allerdings gilt es nicht als unüblich, dass Personen, die sich im Drogenmilieu bewegen, im Besitz von Schusswaffen sind. Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des unerlaubten Erwerbs von Schusswaffen wird nun von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt weitergeführt.

Nachdem der Einsatz am helllichten Nachmittag geschah, wurden die Ereignisse in den angrenzenden Supermärkten beobachtet. Mütter mit ihren Kindern, die beim Einkaufen waren, riefen angesichts der Ereignisse auf dem Parkplatz erst mal die Schrobenhausener Polizei. Die versuchte, die Lage zu beruhigen und sprach von einer „Übung eines Sonderkommandos“. Natürlich konnten zu diesem Zeitpunkt des Zugriffs noch keinerlei Angaben zum Hintergrund der Aktion gemacht werden.

Einige Mütter und auch deren Kinder erschraken furchtbar – maskierte, bewaffnete Einsatzkräfte sieht man schließlich in Schrobenhausen selten. Auf Anfrage unserer Zeitung begründete eine Sprecherin des Bundeskriminalamts dieses Vorgehen: „Wenn so ein Verdacht im Raum steht, ist eine Gefährdung der Einsatzkräfte nicht auszuschließen, darum tragen sie Schutzwesten.“

Die Masken würden angelegt, damit die Spezialkräfte nicht bei anderen Einsätzen erkannt werden können. „Das würde sie und möglicherweise sogar den ganzen Einsatz gefährden“, sagte die BKA-Sprecherin aus Frankfurt, es sei nötig, dass die Einsatzkräfte unerkannt bleiben. Solcherlei Einsätze seien im Übrigen heutzutage ein ganz normales Vorgehen, sie passieren gar nicht so selten; in Großstädten sorge das nicht mehr für große Verunsicherung. Dass das in einer Kleinstadt wie Schrobenhausen noch anders sein mag, räumte sie aber ein.