Roth
Waffen und Folterwerkzeuge

Sonderausstellung im Schloss Ratibor beleuchtet 17. und 18. Jahrhundert

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Ob Schandmasken, Daumenschrauben oder Scharfrichterbeile: Die Folterwerkzeuge aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind nichts für schwache Nerven. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Im Schloss Ratibor ist jetzt die Sonderausstellung „Bettler, Jauner, Galgenvögel“ eröffnet worden. Nichts für schwache Nerven. Denn neben historischen Gemälden, Diebesgut und großkalibrigen Waffen gab es auch Folterwerkzeuge des 17. und 18. Jahrhunderts zu sehen.

„Man sieht: In der guten, alten Zeit war längst nicht alles so gut“, sagte Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer bei der Eröffnung über die damaligen Methoden, bei der auch Rainer Hofman, der Macher der Ausstellung und Leiter des Fränkische-Schweiz-Museums Tüchersfeld in Pottenstein zu Gast war, der anschließend durch die Schau führte.

Daumenschrauben, Scharfrichterbeile, Schandmasken – der Fantasie zur Bestrafung von Menschen war damals keine Grenzen gesetzt. All diese schauerlichen Dinge gibt es im Museum zu sehen, ebenfalls die Abbildungen diverser Hinrichtungsarten. Das Anliegen der Ausstellung ist aber nicht nur, spektakuläre Räubergestalten und deren Taten zu zeigen, wie zum Beispiel die des Einbruchs ins Kloster Kaisheim im Jahr 1717, bei dem die Täter 200.000 Gulden – eine enorme Summe in dieser Zeit – erbeuteten. Vielmehr will sie auf die geschichtlichen Hintergründe und die sozialen Umstände eingehen, die ganze Bevölkerungsgruppen gezwungenermaßen in die Kriminalität trieben. Dabei spielten Missernten, Kriege oder auch persönliche Katastrophen, die sehr leicht zum Verlust einer gesicherten Existenz führen konnte, eine wichtige Rolle. Einmal aus der Bahn geraten, gab es kaum eine Möglichkeit, in ein normales Leben zurückzukehren. Oft endete dieses schließlich am Galgen und mit einem Begräbnis in ungeweihter Erde. Aber auch die Rollen der sogenannten unehrenhaften Berufe wie zum Beispiel dem des Scharfrichters, des Totengräbers oder des Gerichtsdieners werden thematisiert. Neben den damaligen Lebensumständen zeigt die Ausstellung in ihrem zweiten Teil den Übergang vom mittelalterlichen Fehdewesen zum Rechtssystem der heutigen Zeit. Sie verdeutlicht die Ausbildung eines Fahndungswesens ebenso wie die Abkehr von harten Körperstrafen und die Einführung des Freiheitsentzugs sowie die Ausbildung des Resozialisierungsbedankens, der auch beim heutigen Strafvollzug eine wichtige Rolle spielt.

Die Sonderausstellung „Bettler, Jauner, Galgenvögel – In den Fängen der Justiz“, die durch einen ausführlichen Katalog ergänzt wird, ist im Museum Schloss Ratibor noch bis zum 22. Juni zu sehen; immer von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr.