Dietfurt
Wächter über die Gemeinschaft

Frater Johannes Matthias feiert Ordensjubiläum - Er vermisst das Schafkopfspiel und den Trubel

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Der Weiher im Klostergarten ist der Lieblingsplatz von Bruder Johannes Matthias Tumpach. - Foto: Palm

Dietfurt (DK) Gut ein Jahr ist es her, dass Bruder Johannes Matthias Tumpach die Leitung des Dietfurter Franziskanerklosters übernommen hat. Anlässlich seines Ordensjubiläums im Oktober nimmt er sich die Zeit für ein Gespräch mit unserer Zeitung.

Bruder Johannes Matthias kommt aus Unterfranken. Geboren wurde er in Pfaffenhausen, einem Stadtteil von Hammelburg. Er wuchs dort mit fünf Geschwistern auf. Seinem Dialekt ist er treu geblieben. Immer wieder kommt es vor, dass er nicht verstanden wird. Dann bittet er darum, dass die Gesprächspartner einfach nachfragen. Dies sagt er mit einem Augenzwinkern.

Anlässlich seines Ordensjubiläums - im Oktober sind es 25 Jahre, dass er der franziskanischen Gemeinschaft angehört - hält er Rückschau auf sein Leben und wirft einen Blick in die Zukunft. Sein Lebensweg war kein gewöhnlicher. Nach dem qualifizierenden Hauptschulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Dies sollte ihm aber nicht genügen. Er war weiterhin auf der Suche nach "seinem" Weg.

Mit einigen Umwegen machte er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur. Im Kloster Altstadt kam er mit den Franziskanern in Berührung. Dort reifte auch der Entschluss, in einen Orden einzutreten. "Als Kind einer Großfamilie lebt man lieber in der Gemeinschaft, als alleine", so erzählt er.

Im Dietfurter Franziskanerkloster leben derzeit sechs Franziskaner, drei Pater und drei Brüder. Er ist als Guardian ihr Oberer. Das bedeutet, dass er sich um die Mitbrüder, die Klosterverwaltung, aber auch um die Belange des Klosters nach außen kümmert. Ebenso sorgt er sich um das Haus und den Garten.

Zwar sind ihm die Mitbrüder zum Gehorsam verpflichtet. Doch sieht sich Frater Johannes Matthias nicht in der Chefrolle. "Das ist von Franziskus auch nicht so gewollt", sagt er. Als Guardian sei man - wörtlich übersetzt - ein Wächter oder eher ein Bewacher der Gemeinschaft. Deshalb ist ihm wichtig, dass ein gutes Miteinander untereinander herrscht. Das Meditationshaus und dessen geistliche Leitung hat Pater Rolf Fleiter übernommen, der zur gleichen Zeit nach Dietfurt kam wie er.

Auf die Frage, ob und was er hier vermisst, kommt die prompte Antwort: "Das Schafkopfspiel." In dem Kloster auf dem Kreuzberg in der Rhön war er 15 Jahre als Vikar eingesetzt. Dort habe man sich einmal in der Woche zum Kartenspiel getroffen. "Wir haben den langen Schafkopf gespielt. Das geht mir ab", sagt er.

Dietfurt war nicht das Wunschziel des Ordensjubilars. Er erzählt, dass er eigentlich nicht in eine kleine Stadt wollte. Der Kreuzberg ist ein beliebtes Ausflugsziel mit eigener Klosterbrauerei. Ihn besuchen jedes Jahr an die 500 000 Besucher. Da sei es hier doch eher ruhig und beschaulich. Diesen Trubel vermisst er ab und an. Wenn es ihm zu ruhig wird, dann fährt er nach Ingolstadt oder Regensburg, um Großstadtluft schnuppern zu können.

Sein Lieblingsort in Dietfurt ist der Weiher im Klostergarten. Er liebt es, im Sommer hier zu verweilen und den Fischen zuzusehen, wenn sie aus dem Wasser springen. Als er nach Dietfurt kam, sei er gespannt auf den Menschenschlag gewesen. Wie schätzt er zwischenzeitlich die Menschen ein, die ihm täglich begegnen? "Die Dietfurter sind ein eigener Menschenschlag", sagt er. Viele hätten ihn herzlich und vorbehaltslos aufgenommen. "Manche haben mich kritisch beäugt." All denjenigen, die ihm eher zurückhaltend begegnet sind, rät er "Neuen offen zu begegnen, um sie besser zu verstehen." Nicht alles, was schon immer so war, sei auch heute noch gut, erklärt er. "Man muss als Neuer die Chance haben in ein altes Gefüge hineinwachsen zu können und es mit eigenen Inhalten füllen zu dürfen." Mittlerweile sei dies aber recht gut gelungen.

Auf die Frage, was Bruder Johannes Matthias in Dietfurt besonders wichtig ist, antwortet er: "Ich wünsche mir ein gutes Verhältnis zwischen Kloster und Bevölkerung. Ich möchte, dass der Mensch immer im Mittelpunkt meiner Bemühungen steht." Eines gibt es, was ihm schon ganz am Anfang aufgefallen ist, als er nach Dietfurt kam. Er nennt es "Servus-Kultur". Auf den Straßen hört er von allen Seiten Menschen, die sich mit Servus begrüßen oder verabschieden. Das lateinische Wort Servus bedeutet ins Deutsche übersetzt: Sklave. Es gebe so viele schöne andere Grußworte, auch in der bayerischen Sprache.

Für die Zukunft wünscht er sich schöne Begegnungen mit mehr Offenheit und nicht immer nur den Spruch zu hören: "Das war halt schon immer so." Manchmal sei es nicht schlecht, wenn sich starre Strukturen ändern. In seiner Einladung zum Silbernen Ordensjubiläum steht: "Die Zeit rennt dahin und es werden schon 25 Jahre, dass ich mich auf den franziskanischen Weg begeben habe. Es gab Höhen und Tiefen, aber ich bin immer noch da."

Bruder Johannes Matthias sieht sich nicht als Mensch, der so schnell aufgibt. Er kämpft für seine Ideale. Und das will er auch weiterhin für das Dietfurter Kloster tun.