Ingolstadt
Vorsprung durch Harmonie

08.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:38 Uhr

Ingolstadt (DK) Es geht um nicht weniger als die Zukunft von Audi. Die Betriebsversammlung am kommenden Montag wird sich ausführlich den Themen Wettbewerbs- und Standortsicherung widmen.

„Die Automobilindustrie erlebt derzeit den größten Umbruch ihrer Geschichte, deshalb wird es um die Frage gehen: Wie werden Audis in Zukunft gebaut? Was kommt auf die technische Entwicklung und die Produktion zu“, berichtete Ralf Mattes, Sprecher des Audi-Betriebsrats, am Freitag.

Gemeinsam mit der IG Metall werden die Arbeitnehmervertreter ihren Kollegen am Montag ein Paket voller Punkte vorstellen, die mit der Unternehmensführung verhandelt werden sollen und gleichwohl die Zukunft von Audi betreffen. „Die Positionen liegen auf dem Tisch“, bestätigte Johann Horn, erster Bevollmächtigter der Ingolstädter IG Metall. „Danach werden wir in den Verhandlungen sachlich und konstruktiv unsere Forderungen vertreten.“

Harmonie – das ist für die Gewerkschafter und Betriebsräte das oberste Gebot, erst recht nach der neuesten, viel beachteten Entwicklung im Fall des ungeliebten Ergänzungstarifvertrags (ETV). Er gilt für rund 1000 Audi-Mitarbeiter – vornehmlich aus den Bereichen Werkschutz und Gastronomie – und schreibt für sie schlechtere Konditionen fest, etwa eine 37-Stunden-Woche. Das missfällt den Arbeitnehmervertretern. Die IG Metall bei Audi hat den ETV zum 30. Juni gekündigt – aus formalen Gründen, wie sie betont – und bereitet Verhandlungen vor. Auch das ganz gelassen, kündigte Horn an. „Gott sei Dank wird bei Audi eine konstruktive Gesprächskultur gepflegt, die in der Vergangenheit schon oft sehr hilfreich war. Es muss also nicht zum Konflikt kommen.“ Von einem Arbeitskampf sei man „noch ganz weit entfernt“, versicherte der IG-Metall-Bevollmächtigte.

Es hat schon zwei Gespräche zwischen der Gewerkschaft und der Unternehmensleitung gegeben. Das bestätigt Audi-Sprecher Armin Zimny. „Und zwar in einer ruhigen Atmosphäre.“ Man habe Inhalte ausgetauscht und sich auch sonst darum bemüht, nichts zu emotionalisieren. Daher stellt er für die Arbeitgeberseite klar: „Von einem drohenden Arbeitskampf kann keine Rede sein!“ Und mit Blick auf die Auseinandersetzungen um den ETV vor drei Jahren (er sollte damals auf rund 4000 Kollegen ausgeweitet werden, was die Arbeitnehmervertreter verhindern konnten) merkt Zimny an: „Wir haben damals eine Lösung gefunden und werden auch diesmal eine Lösung finden.“

Auch der erste Bevollmächtigte der IG Metall geht mit einem Credo in die Verhandlungen. Horn: „Unser Ziel ist es, für Sicherheit zu sorgen, damit sich die Kollegen voll auf das Autobauen konzentrieren können.“