München
Vorne hui, hinten pfui

FC Bayern beim 3:1 gegen FC Schalke 04 mit zwei Gesichtern - Fünf Punkte hinter BVB

11.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:02 Uhr
Robert Lewandowski vom FC Bayern München bedankt sich nach Spielende bei den Fans. −Foto: Matthias Balk

München (DK) Ein 3:1 (2:1)-Sieg gegen den FC Schalke 04, Spektakel in der Offensive und ein Patzer von Spitzenreiter Borussia Dortmund. Klingt nach einem perfekten Samstag für den FC Bayern - wären da nicht die Fehler in der Defensive.

Dass Niko Kovac bei Pressekonferenzen auf sich warten lässt, ist schon häufiger vorgekommen. Aber so gereizt wie am Samstagabend war der Trainer des FC Bayern selten. Beinahe schon zickig. Dabei hatte sein Team am 21. Spieltag der Fußball-Bundesliga einen in Phasen überforderten FC Schalke 04 mit 3:1 besiegt. Doch es nervt Kovac, dass die Münchner ihre Abwehrprobleme nicht in den Griff bekommen: "Mein Bart wird immer grauer. Das eine ist, was wir erzählen. Dann zeigen wir es, wir lassen es trainieren. Aber das schwerste ist der vierte Schritt, es im Spiel umsetzen." Auf dem Weg dorthin ruhig "auch mal mit einem taktischen Foul".

75000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz-Arena sahen zunächst ein Offensivfeuerwerk der Gastgeber mit drei guten Chancen bereits in den Anfangsminuten. Robert Lewandowski scheiterte aus spitzem Winkel an Schalke-Torhüter Ralf Fährmann (4.), ein Schuss von James wurde gerade noch geblockt (5.), und David Alaba zielte aus 22 Metern knapp vorbei (6.). "Bayern hat uns sehr gut laufen lassen zu Beginn", befand Schalke-Trainer Domenico Tedesco.

Endgültig durchkreuzt war sein Defensivkonzept nach elf Minuten. James, über weite Strecken bester Münchner, bediente Lewandowski. Den Ball zum Münchner 1:0 stocherte allerdings Gästeverteidiger Jeffrey Bruma ins Tor (11.). Nach einer Parade von Fährmann gegen Serge Gnabry (18.) wurden die Gastgeber kurz passiv - und prompt bestraft. Weston McKennie schickte Ahmed Kutucu steil, der schnelle Sturm-Youngster behielt vor Sven Ulreich die Nerven (25.). Niemand wusste so recht warum, doch plötzlich stand es 1:1.

Aber nicht lange, denn Interims-Kapitän Lewandowski war mit seinem 13. Saisontor zur Stelle, der 100. Treffer des Polen in der Allianz-Arena. Das Spiel war nun offener. James scheiterte an Fährmann und dem Außennetz (30./45.), Thiago rettete nach einem Kopfball McKennies vor der Torlinie (32.).

Im zweiten Durchgang war der Schlendrian beim FC Bayern zurück. "Da haben wir wieder zu viele einfache Fehler gemacht. Wir schaffen es einfach nicht, ein Spiel souverän nach Hause zu bringen", kritisierte Joshua Kimmich nach seinem 100. Bundesliga-Spiel. In der Tat brannte es nach 53 Minuten lichterloh im Münchner Strafraum. Gegen Yevhen Konoplyanka musste Ulreich sein ganzes Können aufbieten, dann spitzelte McKennie den Ball an den Pfosten, ehe Mats Hummels zur Ecke klärte. Und auch die wurde gefährlich. Den Kopfball Brumas lenkte Ulreich ebenfalls ans Aluminium (55.).

Beim 3:1 zwei Minuten später misslang Lewandowski ein Fallrückzieher. Den Querschläger köpfte Gnabry ein (57.) und die Münchner zu drei Punkten, die aufgrund des Dortmunder Ausrutschers gegen 1899 Hoffenheim (3:3) umso wertvoller sind. "Wir wussten, worum es geht. Wir müssen jedes Spiel gewinnen", sagte Gnabry. Lewandowski verpasste es, den Erfolg noch deutlicher zu gestalten (74./75.).

Die nächste Aufgabe für den FC Bayern wartet am kommenden Freitag mit dem Derby beim FC Augsburg (20.30 Uhr, WWK-Arena). Mit einem weiteren Sieg würde der Rückstand auf Spitzenreiter Dortmund vor dessen Gastspiel beim 1. FC Nürnberg am kommenden Montag auf zwei Punkte schmelzen. Einen Tag später steigt mit dem Champions-League-Spiel beim FC Liverpool das vorläufige Saison-Highlight für die Münchner. Kovacs Zuversicht ist trotz aller Defensivprobleme seiner Mannschaft unerschütterlich: "Ich habe Liverpool zuletzt häufig beobachtet. Wir brauchen keine Angst haben", meinte der Bayern-Trainer. "Auch die machen Fehler."

Florian Wittmann