Wolnzach
Vor großen Aufgaben

Spitzenhopfenernte von 2016 beschert der HVG Rekordumsatz - Größere Investitionen geplant

05.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr
Das Podium bei der HVG-Vertreterversammlung in Mainburg mit dem Vorstandsvorsitzenden Johann Pichlmaier (stehend). −Foto: Helga Gebendorfer

Wolnzach/Mainburg (WZ) "Wir gehören zu den weltweit führenden Vermarktern für deutsche Hopfen", so Johann Pichlmaier, Vorstandsvorsitzender der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) in Mainburg. Das Spitzenerntejahr 2016 habe dem Unternehmen einen nie dagewesenen Rekordumsatz beschert.

Diese Position habe man sich über viele Jahre hart erarbeitet, so Pichlmaier. Angesichts des schnelllebigen und risikoreichen Hopfengeschäfts könne man sich aber nicht ausruhen. Denn spätestens in Phasen der Marktsättigung oder gar des Rückgangs werde es auf Qualität und Effizienz ankommen. Die Aktivitäten der EU in Richtung neuer Handelsabkommen, unter anderem mit wichtigen Biernationen wie Japan, Vietnam, Philippinen und Mexiko, seien zu begrüßen; gleichzeitig freue er sich über die derzeit gut laufende Weltwirtschaft: Das wirke sich positiv auf das globale Bier- und damit auch für das Hopfengeschäft.

Nach seiner Information stand das vergangene Jahr noch unter dem Vorzeichen eines leicht abnehmenden Weltbierkonsums. Die Triebfeder für die Hopfenproduktion und -vermarktung sei nach wie vor das Craft-Beer-Segment. "Das Wachstum mit fünf bis sechs Prozent ist immer noch sehr beachtlich, doch die Boomzeiten sind vorbei", so Pichlmaier dazu. Die Welthopfenernte 2016 seit mit 110000 Tonnen um knapp 15 Prozent besser ausgefallen als im Jahr zuvor und die Alphasäureproduktion sogar um 30 Prozent. In Deutschland habe man mit 42700 Tonnen eine der größten jemals produzierten Hopfenernten eingefahren. "Die Kombination einer sehr großen Ernte mit einem vergleichsweise guten Preisniveau für Freihopfen hat bei den Pflanzern zu respektablen Einnahmen geführt, die nach der schlechten Ernte 2015 auch dringend notwendig waren", blickte Pichlmaier zurück. Die Hopfenprodukte aus der überdurchschnittlichen Ernte wurden von der Brauwirtschaft relativ zeitnah abgerufen und so konnte mit mehr als 87 Millionen Euro ein Rekordumsatz in der HVG-Geschichte erreicht werden.

Die anhaltende Hopfennachfrage hatte aber nicht nur positive Auswirkungen auf die Freihopfenpreise, sondern auch auf den Vorvertragsmarkt, so dass sowohl die Vertragspreise als auch die Kontraktlaufzeiten anstiegen.

Das aktuelle Geschäftsjahr sei im Wesentlichen von der jeweiligen Ernte geprägt. 2017 ist sie nach Pichlmaiers Darstellung im Bundesgebiet "nicht so schlecht" ausgefallen, denn mit 41556 Tonnen wurde nur um gut 1000 Tonnen weniger geerntet als im Vorjahr. Besonders enttäuscht habe aber die Alphasäurebilanz, vor allem im Anbaugebiet Hallertau. Viele Hopfenpflanzer konnten laut Pichlmaier ihre Verträge nicht erfüllen, was in erster Linie die Sorte Herkules betraf, entsprechend niedrig seien die Erlöse gewesen. Andererseits konnte man zumindest teilweise von einem vergleichsweise hohen Freihopfenpreis profitieren. Nach seiner Auskunft bildet der Freihopfenmarkt 2017 mit entsprechenden Poolanzahlungs- beziehungsweise Festpreisen die Versorgungssituation relativ gut ab. Bereits während der Ernte habe sich abgezeichnet, dass die Hochalphasorten knapp sind, auch die Aromasorten waren sehr gefragt, entsprechend hätten die Preise angezogen. Lediglich bei den Flavor-Sorten waren die Preise im Vergleich zum Vorjahr stabil bis leicht rückläufig. Bei der Produktion der Flavor-Sorten sei man "über das Ziel hinausgeschossen", in absehbarer Zeit werde es keine nennenswerten Vorvertragsangebote an die Pflanzer geben. Weiter beschäftigte sich Pichlmaier mit der Frage, inwiefern und wann damit gerechnet werden müsse, dass sich die Situation auf dem Hochalphamarkt verändert und der Markt eventuell insgesamt wieder unter Druck gerät. Ein echter Marktdruck ist nach seiner Einschätzung vor allem aus den USA zu erwarten: Nachdem bei einigen US-Flavorsorten inzwischen ein Mengenüberhang entstanden sei, werden die Pflanzer in den USA nach Pichlmaiers Einschätzung auch wieder auf Hochalphahopfen setzen, damit könnte die US-Hochalphopfenfläche nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder steigen.

"Vermutlich wird es in den nächsten Jahren wieder etwas schwieriger, doch wir sollten uns die Zuversicht keinesfalls nehmen lassen, denn der Hopfenverbrauch steigt nach wie vor etwas an", meinte Pichlmaier zum Schluss, der weiterhin an eine führende Rolle Deutschlands auf dem Welthopfenmarkt glaubt.

Vor diesem Hintergrund plant die HVG größere Investitionen. So werde heuer mit den Baumaßnahmen für die Verlagerung der Hopfenextraktion von Wolnzach nach St. Johann begonnen und es werden weitere An- und Umbaumaßnahmen mit einer Gesamtinvestitionssumme von über 50 Millionen Euro vorgenommen. "Mit den anstehenden Maßnahmen wird die Hopfenveredelung in St. Johann die führende Position als weltweit größtes Hopfenverarbeitungswerk weiter festigen", so Pichlmaier. Alleine im vergangenen Jahr seien dort mehr als 31000 Tonnen Hopfen zu Produkten weiterverarbeitet wurden. Darüber hinaus werden in Mainburg Investitionen im sechsstelliger Höhe getätigt.