Berlin
Von Strandurlaub bis Kooperationsverbot

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz stellt sich privaten und politischen Fragen von vier Youtubern

05.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Berlin (AFP) Vier junge Youtuber haben gestern SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf den Zahn gefühlt. Neben klassischen politischen Themen musste Schulz dabei auch persönliche Fragen beantworten, etwa nach seinem Haustier oder ob er lieber Wander- oder Strandurlaub macht. "Strand" war die spontane Antwort.

Die 26-jährige Nihan, die auf Youtube einen Kanal zu Beauty und Entertainment betreibt, hatte eher politische Fragen. Etwa nach Ausländerfeindlichkeit, die auch sie als Migrantin der dritten Generation spüre und nach der Herausforderung der Integration. "Es ist wichtig, dass von Kindesbeinen an die deutsche Sprache gelernt wird", sagte Schulz. Auch darum wolle die SPD zwölf Milliarden Euro in das Bildungssystem stecken, brachte er schnell noch eine kleine Botschaft aus dem Wahlprogramm unter.

Zur Integration sagte Schulz, dass er als Schüler einen türkischstämmigen, engen Freund gehabt habe und dass es aus seiner Sicht durchaus okay sei, "zwei Identitäten zu haben", eine deutsche und eine ausländische. Anfeindungen oder Hassbotschaften aber seien etwas, mit dem er auch als Politiker immer wieder konfrontiert sei, zum Beispiel auf Twitter. "Ich versuche mir dann zu sagen, die sind so weit unten die Typen", sagte Schulz.

Der 31-jährige Mirko, der vor knapp drei Wochen auch am Youtube-Interview mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beteiligt war, nahm sich die Themen soziale Ungleichheit und Arbeitslosigkeit vor. Schulz versprach, er würde als Kanzler die Bundesagentur für Arbeit zu einer Agentur auch für Weiterbildung und Qualifizierung ausbauen, um Langzeitarbeitslose besser in Jobs zu bringen. Für Auszubildende solle es eine Mindestvergütung geben.

Wütend über Defizite im Bildungssystem äußerte sich die 22-jährige Lisa, die bei Youtube als ItsColeslaw auftritt. Das war für Schulz eine Steilvorlage: Er kämpfe für Schulen, die bundesweit vergleichbar und überall gut und modern ausgestattet seien, versprach er. Dafür müsse das Kooperationsverbot fallen, das dem Bund bisher eine Mitfinanzierung verbiete.