Ingolstadt
Von Schmerzen und Geisterradlern

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27.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:35 Uhr
In Ingolstadt sind immer mehr Radler unterwegs - das wirkt sich auf den Verkehr aus. −Foto: Eberl

Der Artikel über die Radunfälle eines Ingolstädters und der damit verbundene Aufruf hat einige unserer Leser dazu animiert, uns zu schreiben. Eines wird klar: Es gibt Gesprächsbedarf.

Wilhelm Blank aus Zuchering: Ich selber hatte auch schon als Radfahrer einen Unfall an der Schlosslände. Dort fand ich die Kennzeichnung auf der Fahrbahn nicht eindeutig genug - bei dem Unfall holte ich mir einen dreifachen Rippenbruch und Hautabschürfungen.

Gerd-Otto Eckstein aus Eichstätt: Unschöne Begegnungen auf dem Radweg habe ich viele. Hier einige Beispiele aus meinem täglich Radlerdasein im Eichstätter Umland: Hundebesitzer etwa sehen nicht, wie gefährlich ein Hund einem Radfahrer werden kann, wenn er ins Rad läuft, da ist es egal, ob der Radler schnell oder langsam fährt. Ich hab mir letztes Jahr das Schlüsselbein, Mittelhandknochen und Rippen gebrochen. Der Verursacher war weg, als ich zu mir kam, und ich hatte dann zwei Operationen und konnte monatelang nicht radeln. Heuer hatte ich bisher nur einmal eine schmerzhafte Schulterprellung und einmal ein verstauchtes Handgelenk, weil ich unfreiwillig vom Rad geholt wurde. Das Beste war allerdings eine Motorradrotte, die mir als Radfahrer entgegen kam: von Pfünz kommend auf dem Altmühlradweg die Unterführung der Staatsstraße benutzend und dann über die Römerbrücke Richtung Inching. In Eichstätt selbst möchte ich nur die nicht abgesenkten Gehsteigkanten nennen, wo Radwege auf Straßen münden (überall zu finden). Eine speziell für Eichstätt unangenehme Stelle ist der Residenzplatz: hier besser nicht mit dem Rad fahren - obwohl er ja Teil des berühmten Altmühlradweges und das Schmuckstück der Stadt Eichstätt ist.

Walter Scheiblecker aus dem Südwesten: Tägliches Ärgernis beim Fahren in die Stadt und zurück nach Hause im Südwesten sind die eingeebneten Fußgängerwege an der Querspange und am Brückenkopf. Seit Fußgänger- und Fahrradweg auf einem Niveau liegen, bedeutet das, mit dem Fahrrad Slalom zu fahren. Wobei es Berufsschüler wohl uncool finden, einem Radfahrer auszuweichen. Stattdessen geht man lieber zu fünft nebeneinander. Wenn ich mich bei der Heimfahrt mühsam die Donaubrücke hochgestrampelt habe und dann mit Tempo auf der anderen Seite wieder runterrolle, heißt es oftmals: Vollbremsung. Egal ob die jungen Leute aus der Berufsschule kommend zur Bushaltestelle laufen oder auch auf der anderen Seite der Straße aus dem Bus aussteigen - der Fahrradweg wird nicht mehr wahrgenommen, seit er höhenmäßig nicht mehr abgesetzt ist. Eigenartigerweise gibt es auch keinen Lerneffekt.

Christian Haag aus Unterhaunstadt: Die Radwegsituation in Ingolstadt finde ich schon ganz gut, aber ausbaufähig. So könnte man von Seiten der Stadt etwas mutiger agieren und die Vorfahrt des Pkw-Verkehrs zugunsten der Fahrradfahrer beschränken - zum Beispiel Fahrradabbiegespuren, Vorrangampelschaltungen, Fahrradflächen vor Ampeln wie am Kreuztor. Die mittlerweile oft verblassten oder durch Asphalterneuerungen abhandengekommenen roten Markierungen der Radwege an Kreuzungen könnten erneuert werden. Super finde ich den Umbau der Ampel Nördliche Ringstraße/Harderstraße, das ist eine Gefahrenquelle weniger. Zur Zeit ärgern mich einige Privatbaustellen, die Radwege beanspruchen und den Fahrradfahrern teilweise schon über Monate Umwege zumuten oder erhebliche Gefahrenstellen darstellen: Friedrich-Ebert-Straße Richtung Schillerstraße/Kreuzung Goethestraße: Der Radweg ist direkt nach Überquerung der Goethestraße gesperrt, man muss abrupt auf die Straße ausweichen. Dann die Theodor- Heuss-Brücke Richtung Osten: Der Radweg ist gesperrt, der Weg auf der Gegenseite muss genutzt und die Ampel an der Marktkaufkreuzung in Gegenrichtung gequert werden. Folgende Stellen sollten außerdem öfter überwacht werden, da hier permanent Pkw-Fahrer Radfahrer missachten: Theresienstraße vom Kreuztor bis Anfang Fußgängerzone (Schrittgeschwindigkeit wird nie eingehalten), Einfahrt Westliche Ringstraße/Von-der-Tann-Straße (Autofahrer, die ihre Kinder noch rechtzeitig zur Schule bringen wollen, bremsen die Radfahrer gern aus), Querung Radweg Westliche Ringstraße/Friedhofstraße (bei Stau immer Radweg blockiert - also jeden Tag ab 15 Uhr). Oft habe ich das Gefühl, dass viele Pkw-Fahrer den Radfahrer nicht als gleichwertigen Verkehrsteilnehmer sehen, vorsätzlich Vorfahrten missachten, durch ihr Fahrverhalten bewusst in Kauf nehmen, dass die Fahrradfahrer ausweichen oder bremsen müssen.

Doris Weinke aus dem Südwesten: Auch ich habe in Bezug auf Fahrrad-Unfälle einige Erfahrungen gemacht: Vor rund 30 Jahren fuhr mich ein BMW-Fahrer in einer Einfahrt vom Fahrrad und beschuldigte mich, ohne Licht gefahren zu sein - dabei war mein Licht an. Ich war für zwei Wochen krankgeschrieben. Andererseits ärgere ich mich schon immer wieder, wenn Radfahrer - besonders in der Dunkelheit - einem auf dem Radweg ohne Licht und schwarz bekleidet entgegenkommen und sich dann noch wundern, wenn sie vom Rad gefahren werden.

Beate Differenz aus Ernsgaden: Als ich kürzlich mit meiner Kindergartengruppe auf einem Waldweg unterwegs war, hatte ein junger, sehr sportlicher, schneller Radfahrer ein großes Hindernis zu überwinden - fröhliche, quirlige Kinder versperrten ihm doch tatsächlich den Weg! Auf meinen Hinweis "Vorsicht, Kinder!" verringerte er mürrisch seine Geschwindigkeit und beschimpfte mich noch, dieses Hindernis der spielenden Kinder nicht schnellstens aus dem Weg geräumt zu haben. Fahrradfreundlichkeit in diesem Zusammenhang wäre von manchem Möchtegern-Rennfahrer wohl zu viel verlangt!

Bernd Oberbauer aus Ingolstadt: Meine täglichen Erlebnisse: Geisterradler in der Asamstraße stadteinwärts und auswärts, Brückenkopf, Schillerbücke, Falschfahrer in den Einbahnstraßen, ohne Licht, mit dem Handy auf dem Rad, überforderte Autofahrer, die einen schneiden, nur wenige unangemeldete Polizeikontrollen, mangelhafte und nicht kontrollierte Baustellen und vieles mehr.

Siegi Habermeier aus Zuchering: Die Radvernetzung auf den Ingolstädter Straßen ist generell okay, an eventuellen Verbesserungen wird meiner Information nach sowieso gearbeitet. Für die Radlfahrer, die laufend auf der falschen Seite unterwegs sind, kann die Stadt nichts. Ich fahre gerne durch oder um die Stadt; natürlich ist es auf dem Land und in freier Natur verkehrsbedingt einfacher und ruhiger.

Siegfried Bauer aus dem Bezirk Mitte: Um Fahrradfahren zu beurteilen, muss man zwei Bereiche betrachten: Die Infrastruktur der Fahrradwege ist ein Bereich, der durch die Verkehrsmanager verbessert werden kann. Sicher genauo wichtig ist das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zueinander und der Radfahrer untereinander. Die Bereitschaft zur Rücksichtnahme, auch gegenüber den Senioren, nimmt dramatisch ab. Sich bemerkbar zu machen, wenn man überholt, vielleicht durch ein Klingelzeichen, ist zunehmend unüblich. Auch genügend Seitenabstand wird nicht eingehalten. Macht man solche Schnell-Radfahrer auf ihr Verhalten aufmerksam, erntet man Beschimpfungen, und Älteren wird der Rat gegeben, doch vom Radweg zu verschwinden.

Die übelste Entwicklung ist das Fahren auf der linken Straßenseite. Geisterradler sind eine echte Gefahr für die anderen Radler, vom eigenem Gefährden gar nicht gesprochen. Für mich als Autofahrer ist es ein Horrorerlebnis, wenn zum Beispiel beim Abbiegen von links ein sehr schneller Vater mit besetztem Kinderanhänger von der falschen Seite kommt und man gerade noch ausweichen kann. Ein neues Problem entwickelt sich zunehmend: Die Elektrofahrräder bringen manche zurück zum Fahrrad. Wer es aufgegeben hat, weil die Anstrengung selbst zu treten nicht mehr gewollt ist, wird durch den Elektromotor gut unterstützt. Aber es wird dann oft zu schnell gefahren und die Koordination der Reaktionen des Gerätes wird nicht ausreichend beherrscht. Hier sind gerade Senioren gefordert, ihr Verhalten im Straßenverkehr richtig einzuschätzen. Die Idee, hier eine Versicherungspflicht oder auch einen Fahrradführerschein einzuführen, ist durchaus berechtigt.

Es ist also der eine Aspekt sehr wichtig: Fahrradvorrangrouten und gut ausgebaute Radwege, die den Verkehrteilnehmern sicheres und ungefährdetes Fahren ermöglichen, müssen und sollen ausgebaut werden. Dies ist aber nur sinnvoll, wenn auch die Radfahrer sich der Entwicklung stellen, sich an die Verkehrsregeln halten und daran denken, dass sie nicht alleine auf der Straße sind. Nehmt Rücksicht auf den anderen, dann ist das Leben doch sehr viel angenehmer!

Wolfgang Winkler aus Ingolstadt: Ich habe zwei Punkte: Es gibt keinen vernünftigen Rad- bzw. Gehweg durch Etting - und auch keine Alternative. Außerdem gibt es bis Wettstetten keinen Räumdienst im Winter.

Christoph Vollnhals aus Hundszell: Ich fahre fast täglich von Hundszell mit dem Rad zur Arbeit. Mir fallen dabei immer wieder Radfahrer auf, die dunkel gekleidet und ohne Licht unterwegs sind. Ebenso sind viele Geisterradler unterwegs, jeden Tag treffe ich mindestens einen auf meiner Strecke zur Arbeit. Die Radwege in Ingolstadt empfinde ich als sehr angenehm und gut geteert. Richtig brenzlig wird es für mich eigentlich nur auf dem Hochkreisel oder runter zum GVZ, (Rasmussenstraße, Pascalstraße, Shell-Tankstelle).

Die baltischen Lkw-Fahrer kennen offenbar kreuzende Radfahrer nicht oder ignorieren diese strikt und fahren über den roten Fahrstreifen hinaus, so dass die Radler immer den Kürzeren ziehen müssen. Rote Ampeln sind für viele Radfahrer und Autofahrer geradezu ein persönliches Projekt, da gerade noch so drüber zu kommen. Ich selbst nutze ausschließlich die Radwege, gerade weil sie in Ingolstadt und Umgebung (Altmühltal) sehr gut ausgebaut sind. Auch die Rennradfahrer könnten darauf fahren, es ist auf alle Fälle sicherer, als ohne Licht, Rückstrahler und dunkel gekleidet herumzugurken. Es wäre schön, wenn an jeder Ampel ein Blitzer wäre, um die Rotphasen wieder in den Griff zu bekommen.Es wäre auch schön, wenn die Bepo in Eichstätt mit ihren Polizeischülern öfter Kontrollen vornehmen würde. Für Rennradfahrer sollte eine Warnweste verpflichtend sein, wenn schon ein Auge zugedrückt wird, dass sie ohne Licht fahren dürfen.

Werner Straubinger aus dem Bezirk Mitte: An Samstagen ist die Nord-Süd-Achse Am Stein/Moritzstraße voll in Fußgängerhand. Die meisten glauben, ohne informiert zu sein, dass es sich bei diesem Straßenabschnitt um eine Fußgängerzone handelt. Wenn man mit dem Fahrrad langsamst und vorsichtigst durchfährt, wird man - hauptsächlich von Eltern kleiner Kinder und älteren Leuten - beschimpft, da sie der Meinung sind, es handelt sich dabei um eine Fußgängerzone und nicht um eine verkehrsberuhigte Zone.

Johann Geier aus Dünzlau: Wegen der einseitigen Sperrung der Westlichen Ringstraße wurde am vergangenen Wochenende der Verkehr ab der westlichen Abfahrt der Glacisbrücke über die Schlosslände, Jahnstraße und Friedhofstraße umgeleitet. Da in der Friedhofstraße ebenfalls Bauarbeiten stattfanden, war diese nur einseitig zu befahren und kurzerhand stadtauswärts zur Einbahnstraße deklariert worden. Jedoch scheint von den Verantwortlichen im Amt für Verkehrsmanagement niemand kapiert zu haben, dass dort auch Radfahrer stadteinwärts unterwegs sind. Kurz nach der Fußgängerampel beim MTV-Sportheim wurde der Radweg auf die Fahrbahn, entgegen dem Einbahnstraßenverkehr, geführt.

Am Ende der Friedhofstraße befindet sich außerdem eine breite, für Fahrradfahrer ausgewiesene Aufstellfläche direkt in der Einfahrt der von der Jahnstraße nach links führenden Umleitungsstrecke. So wird das nichts mit fahrradfreundlicher Stadt, wenn nur Dilettanten am Werk sind. Der ADFC-Fahrradklimatest läuft gerade, und unsere Stadt wird so kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen!