Ihrlerstein
Von Pakistan nach Ihrlerstein

Wie ein junger Asylbewerber mit viel Unterstützung der Bürger den Alltag im Landkreis Kelheim meistert

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Ausflug zur Befreiungshalle: Amir Abbas aus Pakistan lernt seine neue Heimat langsam kennen. Viel Unterstützung bekommt der Asylbewerber dabei von Waltraud Plötz und deren Mann Ernst - Foto: igs

Ihrlerstein (igs) Der Umgang mit Asylbewerbers gehört mittlerweile fest zum Alltag im Landkreis Kelheim. In zahlreichen Unterkünften versuchen due Flüchtlinge, ihr neues Leben zu meistern. Einer von ihnen ist Amir Abbas aus Pakistan, der in Ihrlerstein untergebracht ist.

Die Flucht des jungen Mannes begann im Oktober 2012 und führte ihn über den Iran, die Türkei und Osteuropa nach München. Den genauen Weg, den Abbas mit verschiedenen Fahrzeugen und auch zu Fuß zurücklegte, kennt er gar nicht. Meist waren die Fenster verhängt. Nach rund zwei Monaten erreichte der Pakistani München, wo er sich direkt an die Asylbehörde wandte. Von dort aus ging es nach Kelheim, wo Abbas und seine Begleiter auf Gabi Schmid trafen. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises hatte stets ein offenes Ohr für die Asylbewerber und ist auch heute noch ein wichtiger Ansprechpartner. „Sie hilft immer“, berichtet Abbas, der aus dem pakistanischen Ort Helaan.

Wie vielen der Asylbewerber im Landkreis fiel auch dem jungen Mann aus Pakistan die erste Zeit in Ihrlerstein schwer. Da er keine Beschäftigung hatte und sich nur auf Englisch verständigen konnte, sei der Alltag oft langweilig gewesen, sagt er. Im Ihrlersteiner Wohnheim leben derzeit 40 Menschen aus Afghanistan, Pakistan, Senegal, Jordanien und Irak. Darunter sind auch elf Kinder, zwei davon im schulpflichtigen Alter. Amir Abbas teilt sich ein Zimmer mit einem weiteren Mann. Die Situation ist ähnlich wie in Riedenburg, wo rund 70 Flüchtlinge im ehemaligen Landratsamt in der Hemauer Straße wohnen.

Um seinem Tag eine Struktur zu geben, begann Abbas mit seinem Bekannten Ahmad Iftikhar mit täglichen Laufeinheiten durch seinen neuen Wohnort. Eine große Hilfe war ihm dabei die Ihrlersteiner Nachbarschaftshilfe, insbesondere die Familie Plötz und Oskar Röder. Sie helfen den Flüchtlingen dabei, die deutsche Sprache zu lernen. Mittlerweile kann sich Abbas gut unterhalten und sogar lesen. Ernst und Waltraud Plötz arbeiten seit Jahren im BRK-Seniorenheim in Kelheim, wohin sie den Flüchtling auch schon mitnahmen. Die ehrenamtliche Arbeit dort gefällt dem Pakistani sehr gut, wie er berichtet. „Über die Arbeit im Altenheim habe ich alles Wichtige gelernt“, sagt Abbas, der sich mittlerweile auch an die bayerische Lebensart gewöhnt hat. Da im Seniorenheim Wert auf regionale Kost gelegt wird, machte der gelernte Vermesser auch Bekanntschaft mit bayerischen Gerichten. Überhaupt gefällt es ihm und vielen seiner Kollegen in Bayern. „Die Menschen hier sind nett und hilfsbereit“, berichtet er. Große Unterstützung bekam er von den Mitarbeiterinnen der Volkshochschule Kelheim, die es Abbas ermöglichten, an einem dreimonatigen Pflegehelferkurs in Abensberg teilzunehmen.

Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Sprache. „Deutsch ist der Schlüssel“, hat der Asylbewerber erkannt. Er lernt daher beständig und hofft, dass er an weiteren Kursen teilnehmen und schließlich das Zertifikat Deutsch für den Beruf erwerben kann. Sein großes Ziel ist eine Arbeitserlaubnis und eine Stelle, damit er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann. Auf die Frage, ob er seine Eltern, Geschwister und Freunde vermisst, antwortet Amir: „Das Herz ist die kürzeste Verbindung. Da ist die Entfernung nicht weit.“