Riedenburg
Helfer fühlen sich ausgesperrt

Unterstützerkreis Asyl beklagt Maßnahmen der Bezirksregierung – Sozialberaterin wirft hin

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Riedenburg (rat) Der Riedenburger Unterstützerkreis Asyl sieht sich in seiner Arbeit für die Flüchtlinge behindert. Die ehrenamtlichen Helfer brauchen eine Anmeldung, um zu ihren Schützlingen zu gelangen. Nach Auskunft von Susanne Wöhrl ist sogar schon ein Hausverbot angedroht worden.

Die designierte SPD-Stadträtin Wöhrl zählt zu den Gründungsmitgliedern des Unterstützerkreises. Dieser setzt sich seit Gründung der Sammelunterkunft vor eineinhalb Jahren ehrenamtlich für die aus aller Welt stammenden Menschen ein, die plötzlich in Riedenburg gestrandet sind. Zunächst stand die im früheren Landratsamt an der Hemauer Straße untergebrachte Gemeinschaftsunterkunft in der Obhut des Landratsamtes. Doch der Kreis vermietete die Immobilie vor einigen Monaten an die Regierung des Bezirks Niederbayern. Die in Landshut ansässige Behörde setzte in Person von Thomas Winkler einen Vollzeit-Heimleiter in Riedenburg ein. Seitdem knirscht es zwischen dem Unterstützerkreis und der zuständigen Behörde.

„Es könnte besser laufen“, räumt Susanne Wöhrl ein. Dem Unterstützerkreis gehe es aber nicht um pauschale Kritik an den herrschenden Zuständen, sondern um eine Verbesserung derselben. Nach Auskunft der künftigen SPD-Stadträtin erschwert eine Verfügung der Bezirksregierung die Arbeit der Ehrenamtlichen mit den Flüchtlingen. Denn plötzlich dürften die Helfer das ehemalige Landratsamt mit seinen derzeit 73 dort lebenden Personen nur noch nach vorheriger Anmeldung und Genehmigung betreten. Überall an den Türen wurden entsprechende Hinweise angebracht.

Die Maßnahme erschwere die spontane Unterstützung der Asylbewerber in Notlagen, berichtet Wöhrl. „Der Heimleiter hat sogar gedroht, ein Hausverbot auszusprechen.“ Konkret passiert sei das aber noch nicht. Generell sei die Kommunikation zwischen Winkler und den Ehrenamtlichen ausbaufähig. „Vieles läuft parallel oder gar nicht“, rügt Wöhrl. Es fehle an einer strukturierten Einweisung der Neuankömmlinge. „Wir haben hier politisch und religiös verfolgte Menschen sowie Folteropfer.“ Diesen Leuten müsse man mit Wertschätzung und Achtung begegnen, fordert sie.

Doch der Respekt sei auch gegenüber der Arbeit des Unterstützerkreises gering. Letzterer wurde für sein vorbildliches ehrenamtliches Engagement erst vor zwei Wochen mit dem Integrationspreis des Kreises Kelheim ausgezeichnet. Wöhrl ärgert sich: „Es fehlt hier am menschlichen Miteinander.“ Zum Beispiel sei eine Veranstaltung wie das gemeinsame Sommerfest von Asylbewerbern und Einheimischen künftig nicht mehr möglich, bedauert sie.

Die Regierung von Niederbayern gibt sich auf Anfrage unserer Zeitung kurz angebunden. Ein Gespräch mit Thomas Winkler wird verweigert, da die Heimleiter generell keine Interviews geben würden. Dass sich die Besucher von Gemeinschaftsunterkünften anmelden müssten, sei überall gängige Praxis, teilte Sarah Pancur, die Pressesprecherin der Bezirksregierung, mit. Ansonsten sei der Regierung „ehrenamtliche Unterstützung immer willkommen“.

Die Situation könnte sich nun weiter verschärfen. Denn die für die Asylbewerber zuständige Sozialberaterin Eva Danner hat gekündigt. Das bestätigte Hubert König, der Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes Kelheim, gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Die Stelle werde ausgeschrieben und solle rasch besetzt werden, sagte König. Eva Danners Arbeit war von der Caritas finanziert worden.

Einen Zusammenhang zwischen der problematischen Situation in Riedenburg und der überraschenden Kündigung der Sozialberaterin sah König nicht. Allerdings sei diese Tätigkeit generell schwierig. Denn eigentlich solle sich eine Sozialberaterin um etwa 180 Flüchtlinge kümmern. „Wir steuern aber wegen der zunehmenden Zahl an Asylbewerbern die 250 an“, erklärte König. Das sei kaum zu bewältigen.