stadtgeflüster
Von Gaimersheim das Siegen lernen

04.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:08 Uhr

(sic) Kommt die Rede auf das Zonenrandgebiet des Landkreises Eichstätt, schwadronieren ältere Herrschaften gerne: "Lippertshofen?

I weiß ned. Für mich is des ja immer noch Mittelfranken. " Man muss den Nachgeborenen heute nämlich erklären, dass der Bezirk Mittelfranken bis 1972 gleich hinter Gaimersheim begann. Erst mit In-Kraft-Treten der legendären Gebietsreform am 1. Juli jenes Jahres wurde das Dorf Lippertshofen ein Teil Gaimersheims. Der Markt ging wiederum im Landkreis Eichstätt auf, der damals zu Oberbayern kam. Der Landkreis Ingolstadt wurde aufgelöst. Aus heutiger Sicht war es natürlich saudumm von den Ingolstädtern, darauf verzichtet zu haben, das stolze, große Dorf ihrer Stadt einzuverleiben. Nicht, weil Gaimersheim so schön ist, sondern wegen der Gewerbesteuereinnahmen zum Saufuadan (für Neo-Schanzer: zum Sauen füttern), die auf diese Gemeinde herniederprasseln. In Ingolstadts Kämmerei raunt man sich deshalb neidisch zu: "Von Gaimersheim lernen, heißt, das Siegen lernen. Zäfix! "

Diese Woche hat ein Gaimersheimer den Ingolstädtern erneut ihre Grenzen aufgezeigt: Anton Knapp, der Eichstätter Landrat. Kulturreferent Gabriel Engert (ein Unterfranke) erzählte davon im Stadtentwicklungsausschuss. Man muss zum Hintergrund wissen: Engert und sein Kulturreferat waren viele Jahre Mieter der Eichstätter. Die städtische Behörde residierte in der Ständigen Vertretung des Landkreises in Ingolstadt (der Außenstelle Auf der Schanz), bis sie raus musste, weil Knapp andere Pläne für das Gebäude hat. Auch Engert räumte sein Büro mit Traumblick auf das Wasserwirtschaftsamt.

Direkt neben der Dependance des Landkreises Eichstätt Auf der Schanz baut die Stadt bald ein Zusatzgebäude für die FOS/BOS (siehe auch den Artikel unten). Zwischen dem städtischen Baugrund und dem Eichstätter Hoheitsgebiet verläuft ein schmaler Fuß- und Radweg, der am Hubschrauberlandeplatz entlang zur Ringstraße führt; die Räume sind also eng. Aber die vorgeschriebenen Abstandsflächen müssen streng eingehalten werden. Nette Immobilienbesitzer kommen bauenden Nachbarn da gern mal einen oder zwei Meter entgegen; im Fachjargon nennt man das "Abtragen von Abstandsflächen", erklärte Engert im öffentlichen Teil. Doch dann das: Am Tag vor der Sitzung habe Landrat Knapp bei ihm angerufen und klargestellt, "dass sich sein Landkreis nichts abtragen lässt".

Eichstätt weicht keinen Meter! Das Landratsamt hält die Front in der Schanz mit administrativer Kühnheit und gebietskörperschaftlichem Stolz gegen diese Großstädter. Von Gaimersheim lernen, heißt eben siegen lernen.

Engert hat es auch nicht immer leicht. Da nimmt er mühsam Hürde für Hürde, um seine Schulbaupläne voranzutreiben. Kaum glaubt er, nun endlich alle Fragen beantwortet, alle Probleme gelöst und alle Widerstände überwunden zu haben - ring! - ruft dieser Gaimersheimer an.

Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Der Markt Gaimersheim wird Mittelfranken zugeschlagen. Da ist es auch schön.