Kelheim
Von der Weltbühne in die Heimat

Der Künstler Ludwig Angerer der Ältere aus Biburg zeigt seine Werke in Kelheim

27.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Bei der Vernissage: Regierungspräsident Rainer Haselbeck (von links), Vize-Landrat Wolfgang Gural, Sparkassenvorstandsvorsitzender Dieter Scholz, Margit und Ludwig Angerer sowie Filialleiter Christian Prasch. - Foto: Bruckmeier

Kelheim (DK) Der Künstler Ludwig Angerer der Ältere aus Biburg stellt seine Bilder derzeit in Kelheim aus. Zur Vernissage am Freitagabend kam auch Regierungspräsident Rainer Haselbeck in die Kreisstadt.

Wer sich dem Werk von Ludwig Angerer dem Älteren nähern will, dem stehen verschiedene Wege offen. Man kann sich in einen Kinosaal setzen und sich den Blockbuster "Die unendliche Geschichte" nach der Romanvorlage von Michael Ende ansehen, zu dem der Künstler große Teile der Filmausstattung beigesteuert hat. Oder man begibt sich auf eine Wanderung durch den Landkreis Kelheim zum Mahnmal gegen Fluglärm am ehemaligen Bombenabwurfplatz bei Siegenburg oder zur Erlöserkirche in Biburg, die von ihm geschaffen wurden. Am einfachsten aber ist dieser Tage ein Besuch der Filiale der Sparkasse in der Kelheimer Innenstadt, wo zurzeit eine Auswahl seiner im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Bilder ausgestellt ist.

Drei Wege, ein Ziel: Ludwig Angerer der Ältere, Jahrgang 1938, als Architekt, Maler, Bildhauer und Autor ein Künstler mit vielen Facetten, der die nationale und internationale Kunstwelt immer wieder überrascht hat und nach wie vor überrascht. Sich selbst einer Kategorie zuzuordnen, fällt dem bald 80-Jährigen selbst wohl am schwersten. Deshalb versucht er es auch gar nicht erst. Fest steht: So wie bei dem sagenhaften König Midas, bei dem alles zu Gold wurde, was er berührte, wird bei dem begnadeten Talent Angerer dem Älteren alles zu Kunst, was er anfasst. Mit einem großen Unterschied: Während die Geschichte des habgierigen Herrschers über das Phrygerreich der Sage nach um ein Haar ein tödliches Ende genommen hätte, sonnt sich der späte Angerer in seinem Erfolg.

Auch wenn sich der in Biburg lebende und arbeitende Künstler selbst für Experten in seinem gesamten Schaffen kaum fassen lässt, entdeckt man bei einem Gang durch die am Freitagabend eröffnete Ausstellung wenigstens einen Ausschnitt aus dem Werk des weltweit anerkannten Vertreters des fantastischen Realismus. In der Tradition eines Salvador Dalí (1904 bis 1989) lässt der Maler den Betrachter tief eintauchen in die surreale Welt seiner Bilder. Wer sich darauf einlässt, der wird belohnt, egal ob bei "Phantastik der Freiheit", entstanden zum 150. Geburtstag der Befreiungshalle, "Maria Himmelfahrt" oder dem mit dem Publikumspreis des Pariser Grand Salon ausgezeichneten "Karneval in Venedig". Hohen Wiedererkennungswert versprechen für die einheimischen Kunstfreude das "Schneetreiben Wallfahrtskirche Allersdorf" oder "Klosterkirche Biburg".

Drei Originalgemälde aus der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende, die in der Ausstellung ebenfalls präsentiert werden, sind Leihgaben der Kreissparkasse Kelheim. Und da schließt sich der Kreis zwischen dem Künstler und dem öffentlich-rechtlichen Geldinstitut. Schon lange habe man mit dem Gedanken an eine solche Präsentation gespielt, sagte Vorstandsvorsitzender Dieter Scholz am Freitagabend am Rande der Vernissage. Nun also ist es geschafft, die Bilder hängen in der Schalterhalle der Innenstadtfiliale. "Hausherr" dort ist Geschäftsstellenleiter Christian Prasch, der die Gäste dazu einlud, "in das Land der Fantasie" von Angerer dem Älteren einzutauchen.

Auf ein solches Abenteuer einlassen wollte sich an diesem Abend auch Regierungspräsident Rainer Haselbeck, der in seinem Grußwort auf den hohen Stellenwert von Kunst und Kultur in der Bayerischen Verfassung zu sprechen kam. Frei nach Karl Valentin ("Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit") dankte Haselbeck dem Künstler dafür, sein Talent und sein Können in den Dienst der Gesellschaft gestellt zu haben: "Nicht umsonst sind Sie ein Botschafter Niederbayerns."

Die Glückwünsche des Landkreises zu dieser "bemerkenswerten Ausstellung" kamen von Vizelandrat Wolfgang Gural (CSU). Mit Erfolg habe Angerer viele Ausstellungen in ganz Europa bestritten, umso stolzer sei der Landkreis, dass er einen Teil seines Werkes nun in seiner Heimat präsentiert. Hin und wieder werde Ludwig Angerer als "der neue Klenze" gefeiert, meinte Sparkassenchef Dieter Scholz, "und in der Tat hat er nicht zuletzt mit der Erlöserkapelle in Biburg seine Heimat mit einem bemerkenswerten Baudenkmal bereichert".

"So viel Ehre an einem Abend, das verwirrt fast", meinte der Künstler selbst. Ludwig Angerer bedankte sich zunächst bei der Sparkasse, die diese Ausstellung ermöglichte. Für ihn stellt das ein fruchtbringendes Mäzenatentum in der Tradition gekrönter Häupter dar. "Ich bin kein verkappter Monarchist", wollte er betont wissen, aber zu welcher kulturellen Blüte Ludwig I. und sein Enkel Ludwig II. ihr Bayernland gebracht haben, nötigt dem bald 80-Jährigen bis heute Respekt ab. "Manche Leute fühlen sich in modernen Häusern sauwohl, mich aber beschleichen dort manchmal Ängste", gestand der Architekt einem Publikum, das ihm in dieser Hinsicht beipflichtete. Um so besser aufgehoben dürfte der Maler seine jetzt angelaufene Ausstellung in einem Gebäude inmitten des Ensembles der historischen Altstadt von Kelheim wissen.