Ingolstadt
Von der Tagesmutter bis zum Au-pair

Der Beratungsverein Mobile Familie feiert morgen sein 20-jähriges Bestehen

10.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Fröhliche Runde: Groß gefeiert wurde dieser erste Geburtstag, hier bei einer Tagesmutter im Jahr 2010. Der Verein Mobile Familie bot schon vor 20 Jahren Qualifizierungskurse für Tagesmütter an und gehörte damit zu den Vorreitern. Arch - foto: Heike von Cossel-Eder

Ingolstadt (DK) Seit zwei Jahrzehnten hilft der Ingolstädter Verein Mobile Familie Eltern dabei, Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder zu finden. Am morgigen Freitag feiert der Verein mit einem Festakt und einem Familienfest.

„Immer, wenn wir gerade neue Aufgaben in unsere Arbeit integriert hatten, kam wieder etwas Neues.“ Mit diesem Satz blickt Ursula Erb auf die vergangenen 20 Jahre der Mobilen Familie zurück. Seit elf Jahren ist Erb Vorsitzende des Vereins, der Eltern aus Ingolstadt, Neuburg und Schrobenhausen rund um das Thema Kinderbetreuung berät. In dieser Zeit hat Erb geradezu eine „Explosion“ des Angebots erlebt. Denn seit der Vereinsgründung hat das Thema Kinderbetreuung eine ganz neue Relevanz gewonnen.

Der Impuls, die Mobile Familie zu gründen, kam damals von Audi. Das Unternehmen wollte seine Angestellten mit einem Beratungsangebot unterstützen. Mit drei Mitarbeiterinnen startete der Verein in einem Büro in der Kanalstraße. Heute hat sich die Zahl der Angestellten verdreifacht, untergebracht ist die Beratungsstelle inzwischen in der Moshammerstraße im Ingolstädter Westen. Neben Audi unterstützen sieben weitere Firmen die Beratungsarbeit, außerdem hat der Verein Kooperationsverträge mit der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geschlossen.

Ungebrochen ist die Nachfrage vor allem deswegen, weil überdurchschnittlich viele junge Familien in die Stadt kommen, die keine Großeltern vor Ort haben und sich mit dem Ingolstädter Betreuungsangebot nicht auskennen. Sie sind auf die Beratung der Mobilen Familie besonders angewiesen. Alleine im vergangenen Jahr half der Verein bei über 550 Anfragen. Gleichzeitig berät die Mobile Familie aber auch Frauen und Männer, die selbst in der Kinderbetreuung tätig werden wollen – Tagesmütter zum Beispiel werden händeringend gesucht.

Die Angebotspalette des Vereins ist breit (siehe Infokasten). „Manche Kinder sind wahnsinnig gern in großen Gruppen, andere brauchen das Kuschelige einer Tagesmutter“, sagt Erb. Im Vordergrund stehe immer das Wohl des Kindes. Kinder bei drei verschiedenen Institutionen unterzubringen, damit sie von früh bis spät betreut seien, sei keine Option, die der Verein unterstütze.

„Es kommt immer mehr der Trend, eine Betreuung nur für einige Tage oder Stunden in der Woche zu finden“, erzählt die Sozialpädagogin Roswitha Flierler, die seit sechs Jahren als Beraterin bei der Mobilen Familie arbeitet. Flexibilität sei den Familien zunehmend wichtig. Eine Betreuungsmöglichkeit, die bei immer mehr Eltern beliebt ist, ist die Großtagespflegestelle (GTP), die auch tageweise gebucht werden kann. Dabei sind acht bis zehn Kinder mit zwei Betreuerinnen in einem Raum untergebracht. Kleinere Gruppen als in der Krippe und gleichzeitig mehr Zuverlässigkeit, als sie eine Tagesmutter bieten kann: Diese Vorteile sagen vielen Eltern zu. Zehn GTP-Einrichtungen in Ingolstadt und Neuburg koordiniert die Mobile Familie bereits, zwei weitere folgen im Herbst.

Doch während dieses Angebot inzwischen gut angenommen wird, stehen schon wieder neue Herausforderungen bevor. Ein Ziel des Vereins ist es, in Zukunft auch vermehrt zur Pflege von kranken Angehörigen zu beraten. Außerdem steigt die Nachfrage nach Betreuungsangeboten für so genannte Randzeiten: Alleinerziehende, die in Schichten arbeiten oder bis abends um acht hinter der Ladentheke im Westpark stehen, haben häufig Probleme, ihr Kind zu versorgen. Für diese Konstellation hat der Verein Mobile Familie bislang noch keine gute Lösung gefunden, weil Kinderfrauen, die direkt ins Haus kommen, für viele Interessenten zu teuer sind.

Generell sei das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten in Ingolstadt aber gut, sagen die Vorsitzende Erb und die Beraterin Flierler übereinstimmend. Mütter, die vom Münchner Kampf um Krippenplätze gehört hätten, würden häufig schon während der Schwangerschaft anrufen – und seien dann überrascht, wie vielfältig und preisgünstig das Ingolstädter Angebot im Vergleich sei.

Um das Jubiläum des Vereins zu feiern, gibt es am morgigen Freitag um 11 Uhr einen Festakt im Spiegelsaal des Kolpinghauses. Ab 13 Uhr folgt ein Familienfest mit Kinderschminken, Tombola und Luftballonaktion.