Pfaffenhofen
Bürgermeister mit Tod bedroht

Moschee-Streit: Islamgegner haben Pfaffenhofener Grünen-Politiker Roland Dörfler im Visier

10.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Pfaffenhofen (DK) Der Moschee-Streit in Pfaffenhofen eskaliert: Gegen den Dritten Bürgermeister der Kreisstadt, Roland Dörfler (Grüne), sind anonyme Morddrohungen ausgesprochen worden. Der Kommunalpolitiker, der zuvor öffentlich für die türkisch-islamische Gemeinde eingetreten ist, will sich aber nicht einschüchtern lassen.

Dutzende E-Mails mit beleidigendem Inhalt und teils auch Gewaltandrohungen sind in den vergangenen Tagen im Pfaffenhofener Rathaus eingegangen – adressiert an Roland Dörfler (Foto). Auslöser ist die Eröffnung einer Moschee in der Kreisstadt am kommenden Samstag. Dagegen hat die rechtspopulistische Partei „Die Freiheit“ eine Protestkundgebung angemeldet. Der 62-jährige Kommunalpolitiker Dörfler positionierte sich öffentlich gegen die Moschee-Gegner und äußerte sich abwertend über den bekannten Münchener Islamkritiker Michael Stürzenberger: „Der Mann hat doch keinen IQ, sondern einen AQ – einen Arschquotienten“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Daraufhin veröffentlichte Stürzenberger Dörflers E-Mail-Adresse auf einer einschlägigen Anti-Islam-Seite im Internet. Seither erhält der Pfaffenhofener Grünen-Politiker, der auch DGB-Kreisvorsitzender ist, anonyme Schmähschriften und Drohungen: „Du verdammte linksgrüne Bazille, wir wissen, wo du wohnst: Wir werden dir auflauern und dich ermorden, du wirst sehr leiden!“, heißt es in einer dieser E-Mails, die unserer Zeitung vorliegen. „Den Juli wirst du nicht erleben, die Polizei wird uns nicht im Weg sein, denn alle Deutschen hassen dich“, schreibt der Verfasser. „Das ist keine leere Drohung, sondern unser voller Ernst.“ In einer anderen E-Mail heißt es: „Ich habe Sie in meine Verhaftungsliste für nach dem Tag X aufgenommen.“

Der Bürgermeister hat mittlerweile Strafantrag gegen unbekannt gestellt. Eine Anzeige könnte aber auch auf ihn selbst zukommen – wegen Beleidigung Stürzenbergers. Doch das lässt Dörfler kalt: Seine Äußerung über den Islamkritiker sei schließlich keine Beleidigung, sondern eine Feststellung der Tatsachen gewesen.

„Weder lasse ich mich einschüchtern noch mir den Mund verbieten“, betont Dörfler. Das scheint auch für viele andere Pfaffenhofener zu gelten: Das Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts“, das rechtspopulistischen Kundgebungen in Pfaffenhofen schon zweimal erfolgreich die Stirn geboten hat, kündigt für Samstag unter anderem eine Menschenkette als Zeichen für Toleranz gegenüber allen Mitbürgern an. Seite 2 und 14