Pfaffenhofen
Von der Kunst berühren lassen

Norbert Käs führt durch die Ausstellung "Dritte" - und erklärt, dass Malerei heute keinem festen Diktat mehr unterliegt

07.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:26 Uhr
Eine besondere Führung durch die Kunsthalle bot Norbert Käs (rechts) den Besuchern am Sonntag. −Foto: Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (bde) "Dritte" heißt die Ausstellung, die der Neue Kunstverein Pfaffenhofen anlässlich seines zehnjährigen Bestehens in der Kunsthalle präsentiert.

Zehn unterschiedliche Künstler, die alle entweder Pfaffenhofener Wurzeln haben und/oder in Pfaffenhofen leben und arbeiten, zeigen einen breiten Querschnitt zeitgenössischer Kunst und Malerei. Am Sonntag führte Norbert Käs, einer der ausstellenden Künstler, durch die Ausstellung und erklärte sie, wie er betonte, aus seiner ganz subjektiven Sicht.

Den Anfang machte überraschenderweise ein kleines Bild, welches gar nicht in der Ausstellung zu finden ist - sondern das Norbert Käs extra zu diesem Anlass mitgebracht hatte. Dabei handelte es sich um sein allererstes Ölbild, das er als kleiner Bub unter der Anleitung von Eduard Luckhaus gemalt hatte. Diese ersten Malerfahrungen waren prägend für seinen künstlerischen Werdegang. Der Geruch und die Konsistenz von Ölfarben und die Liebe zur Farbe habe ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Die Ausstellung zeige nun wie unterschiedlich man mit Farbe und Farbigkeit umgehen könne.

Herbert Klees schwarz-weiße Tuschearbeiten bestechen durch die Reduktion auf die "notwendigen" Striche und kommen so vollkommen ohne Farbe aus. Dafür sind sie umgeben von der satten und kräftigen Farbigkeit der Arbeiten von Christoph Ruckhäberle. Die Bilder wirken aus der Nähe wie schabloniert - dabei zeigen die leicht verlaufenden Ränder, dass es nicht um Perfektion geht, vielmehr erzeugen die kleinen Ungenauigkeiten eine eigene Dynamik und Lebendigkeit.

Im weiteren Verlauf lud Käs die Besucher ein, sich bei der Betrachtung der Bilder treiben zu lassen und durch die Ausstellung zu pendeln. Aus seiner Sicht geht es nicht darum, die Aussage hinter einem Bild erkennen zu müssen. Vielmehr geht es ihm darum, ob die Bilder den Betrachter berühren und es so vielleicht gelingt, das persönliche Lieblingsbild zu finden. In der heutigen Zeit unterliege die Malerei keinem festen Diktat, die unterschiedlichsten Ansätze passierten gleichzeitig und dies lässt sich in der Ausstellung ablesen. So verbindet Gottfried Müller in seinen Arbeiten alte Fotos mit Texten, die in einer wunderbar altmodisch anrührenden Sprache, scheinbar die Geschichte der Bilder erzählen. Dabei sind diese Geschichten so skurril und herrlich absurd und ergänzen die Fotos und schaffen aus etwas Vorgefundenem etwas völlig Neues.

Bei den Arbeiten von Sebastian Klein stellte Norbert Käs einen interessanten Bezug zwischen dem großen dreidimensionalen Werk und den aktuellen Ölbildern her. So könne man die Licht und Schattenstruktur dieser Arbeit durchaus als Vorstufe zu den sorgsam ausgearbeiteten Halskrausen auf den Bildern ansehen.

Auf den vielfachen Wunsch der Besucher erläuterte er zum Schluss auch seine Werke. Bei ihm steht am Anfang die Frage, welches Format das Bild bekommen soll. Gerade bei den großen Formaten entsteht die Lust auf eine bestimmte Bewegung, die in gewisser Weise die Grundstruktur des Bildes bildet. In einem wochenlangen Prozess werden immer neue Schichten aufgetragen, Details ergänzt, das Ganze getragen von dem Wunsch Transparenz und luftige Leichtigkeit zu erzielen. Dabei kann es sein, dass der Prozess immer wieder ins Stocken gerät und er in diesen Lücken neue Bilder beginnt, die Entscheidung, wann ein Bild fertig ist, fällt dann nach einem längeren Zeitraum intensiver Betrachtung.

Nobert Käs ist es mit dieser Führung gelungen, den Besuchern diese vielschichtige und absolut sehenswerte Ausstellung auf ganz leichte Art und Weise näher zu bringen. Dabei war sein wiederholter Rat an die Besucher, dass es beim Betrachten von Kunst darum geht, sich von der Kunst berühren zu lassen, Kunst einfach intuitiv wahrzunehmen und zu genießen. Die Ausstellung ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 15 bis 18 Uhr . Sie endet am 21. Mai mit einer Finissage.