Von der Alpen-Iris bis zur Zackenschote

16.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr |

Zahlreiche Bücher signiert die Autorin Barbara Krasemann nach ihrer Buchvorstellung im Gemeindezentrum St. Marien – bei Kräuterimbiss und keltischem Zaubertrank mit Zutaten aus dem eigenen Gartenparadies. - Foto: Leykamm

Thalmässing (HK) Vor 24 Jahren zog Barbara Krasemann nach Dixenhausen, um sich dort ein blühendes Paradies auf 8500 Quadratmetern Wiese zu schaffen. Über das Ergebnis, "Bärbels Garten", hat sie ein beeindruckendes Buch verfasst, das sie nun im Thalmässinger Gemeindezentrum St. Marien vorstellte.

Der eigene Garten als lebender Kosmos, der Geborgenheit inmitten kreativ gestalteter Natur bietet und Genüsse vielfältigster Art bereit hält. Das ist die Welt von Barbara Krasemann. "Wo Träume wachsen" heißt folgerichtig ihr 144 Seiten starkes Erstlingswerk (Kosmos-Verlag, 19,95 Euro). Bei der Vorstellung des mit 270 Fotos üppig bebilderten Bandes wurde ihr dieser förmlich aus der Hand gerissen – so beeindruckt waren die knapp 100 Besucher von den Worten der Gartenexpertin mit Herz und ihrer Beamershow, die in die Welt des Dixenhausener "Schlaraffenlandes" entführte.

So nennt Krasemann selbst ihr Blütenmeer, das noch nie ein Pflanzengift gesehen hat, seit sie das Anwesen vor 24 Jahren kaufte und mit der botanischen Gestaltung begann. Und zwar "mit einem großen Gartenplan", wie sie in Thalmässing verriet. Vier Wochen lang hat sie sich zu Beginn ihrer Expedition ins eigene knapp hektargroße Grundstück mit der Sense durchgekämpft. Bis dann eine Blume nach der anderen erblühte, ein Kraut nach dem anderen wuchs und ein Baum nach dem anderen langsam sich der Sonne entgegenstreckte.

Derzeit beherbergt ihr grünes Imperium rund 1500 verschiedene Pflanzensorten – und Krasemann ist noch lange nicht am Ende ihre Weges, der bei ihr ohnehin das Ziel ist.

Es sind ihr kreativer Umgang mit der Flora, ihr enormes Hintergrundwissen und ihr ureigenes Credo, wonach der Garten vor allem zum sinnlichen Genießen da ist, die die Zuhörer begeisterten. Krasemanns botanische Sommerresidenz ist in elf Freiluftzimmer eingeteilt, die alle über ihr eigenes Motto verfügen, das die Gärtnerin aus Leidenschaft mit Leben füllt. Im angelegten Kräuterrad etwa findet sich Schottischer Liebstöckel (zur Herstellung eigener Pestos geeignet) neben der Indianernessel wieder, die für edles "Earl-Grey"-Aroma in der eigenen Kräuterteemischung sorgt. Ein Steinwurf entfernt findet man sich im Herbstgarten wieder und kann den chinesischen Losbaum mit seinen stahlblauen Kugelfrüchten auf leuchten roten fünfzackigen Blütenkelchen bewundern. Direkt daneben leuchten die über fünf Meter weit duftenden "sieben Söhne des Himmels" (so der tatsächliche Name eines Großstrauches) mit ihrer Pracht.

Ein Obstgarten darf natürlich auch nicht fehlen. Doch egal, welches der Freiluftzimmer Krasemann betritt: Überall findet sie etwas zum Genießen. Sie kandiert Früchte, zaubert Salate aus allen möglichen Gewächsen und mixt sich auch ihre eigenen Liköre. So ist auch das Buch voller interessanter Rezepte nebst Gartenpflegetipps.

Im Gemeindezentrum mit integrierter Bücherei kredenzten deren Leiterin Reinhild Sindram und ihr Team einige der Köstlichkeiten. Dort verrät Krasemann auch, wie man aus Kornelkirschen "falsche Oliven" macht oder die Felsenbirnen selbst verwerten kann, statt sie den Vögeln als Futter zu überlassen.

Natürlich hat auch Krasemann mit Problemen zu kämpfen, die jedem Gartenliebhaber wohl vertraut sind: Hasen und Wühlmäuse als eifrigen Mitesser muss sie immer wieder die Gartentüre weisen und nicht alles, was wächst, ist auch willkommen. Aber: "Bei mir gibt’s kein Unkraut, sondern nur Nutzpflanzenbegleitgrün", sagt die 55-Jährige schmunzelnd. Doch die Freude überwiegt. Und der kulinarische Genuss: Erdbeerspinat, Waldspargel und viele andere Leckereien warten hier auf den Gartengourmet. Auch die von anderen für ungenießbar gehaltenen Beeren der Eberesche verwertet Krasemann und macht aus ihnen Herrenpralinen – "allerdings mit einem ordentlichen Schuss Himbeergeist", räumt sie ein.

Beim Genießen denkt sie an auch an die kleinen Mitbewohner und will "jeder Schmetterlingsart einen gedeckten Tisch bereiten". Im Steingarten hat sie so 56 Tonnen Treuchtlinger Marmor ausgebreitet, auf dem alpine Flora gedeiht. Ein Esszimmer im Freien mit Dörr- und Räucherkammer rundet die Anlage am Südwesthang ab. Zumindest vorläufig – denn der Garten ist noch erweiterbar, der Weg ist das Ziel . . .

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