Altmannstein
Von den Römern, Olivenöl und Schiffen

Vortrag in der Altmannsteiner Schule beleuchtet Logistik und Ingenieurskunst zu Zeiten des Imperiums

12.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:22 Uhr
Mit dem originalgetreuen Nachbau römischer Frachtschiffe beschäftigt sich Christoph Schäfer. Der Althistoriker von der Uni Trier ist der Referent eines Vortrags in Altmannstein. −Foto: Schäfer

Altmannstein - Grundnahrungsmittel, Arznei, Kosmetikum: Olivenöl diente den Römern in vielerlei Hinsicht. Kein Wunder, dass dieses Produkt auch in den entlegensten Winklen des römischen Reiches heiß begehrt war. Nur: Wie kam es vom Süden in den Norden, von Rom nach Germanien? Diesem Rätsel widmet sich Christoph Schäfer bei einem Vortrag in der Ignaz-Günther-Grund- und Mittelschule Altmannstein am kommenden Montag. Er setzt damit die Reihe "Leben am Limes" unter dem Dach der Arge Limes-Gemeinden fort.

"Flüssiges Gold für Germanien - oder - wie Olivenöl durch die Welt geschifft wurde": So nennt sich der Vortrag von Althistoriker Prof. Dr. Christoph Schäfer von der Universität Trier. "Wir freuen uns, dass wir wieder einen ausgesprochene Experten gewinnen konnten", erklärt Organisatorin Sabine Lund. Seit einigen Jahren bietet die Arge Limes-Gemeinden vornehmlich im Herbst hochkarätige Veranstaltungen an, die der Bevölkerung das Unesco-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes näherbringen sollen - und laut Lund auch stets auf großes Interesse stoßen. So ist auch die Hoffnung, dass zu dem Abend in Altmannstein zahlreiche Zuhörer strömen. Bei Rektor Richard Feigl habe sie mit ihrer Idee, den Vortrag in der Schulaula abzuhalten, offene Türen eingerannt, freut sich Lund. Und Feigl betont seinerseits, dass er die Räumlichkeiten der Schule nur zu gerne zur Verfügung stellt. "Schule soll eine Stätte der Kultur sein. Nicht nur als ein Ort, an dem die Kinder Lesen und Schreiben lernen, sondern auch für die Erwachsenenbildung", sagt er. Immer wieder gebe es darum in seinem Haus Konzerte oder auch Kunstausstellungen. "Unsere Schule soll ein zusätzlicher Kulturraum in der Großgemeinde Altmannstein sein. Darum freuen wir uns sehr auf den Vortrag."

Den Althistoriker Schäfer habe man bereits im Vorjahr für ein Referat gewinnen können, erklärt Lund. Ziel sei, jede der sechs Limes-Gemeinden - neben Altmannstein zählen dazu Denkendorf, Kinding, Kipfenberg, Titting und Walting - mit interessanten Vorträgen zu bestücken. Die Wahl sei diesmal auf die Marktgemeinde gefallen, weil diese sich relativ nahe der Donau befindet, begründet Lund. Und gibt damit gleich einen Hinweis, worauf die Ausführungen von Christoph Schäfer abzielen werden: die Schifffahrt zur Zeit des römischen Reiches. "Professor Schäfer ist ein leidenschaftlicher Segler und bringt diesen Background in seine Forschungsarbeit ein", verrät sie. Seit Jahren beschäftige er sich intensiv mit dem Nachbau originalgetreuer römischer Frachtschiffe. Mit seinem Prahm, einer flachen Fähre zum Transport von Waren, war er 2017 am Unesco-Welterbetag in Kipfenberg. Und auf solchen Schiffen wurde im alten Rom Olivenöl transportiert.

Aber warum gerade Olivenöl? "Es war nicht nur ein Grundnahrungsmittel für die Römer. Auch Öllampen wurden damit betrieben, es brachte also Licht. Mit Olivenöl wurden Wellness- und Massagerituale zelebriert. Es diente zudem als Allheilmittel gegen allerlei Leiden und als Kosmetikum", zählt Lund auf. Und nicht zuletzt diente das flüssige Gold den Athleten des Imperiums als Hautschutz und Schmierfilm vor ihren Wettkämpfen. Überall wurde es genutzt, jeder wollte es haben. Schnellstmöglich musste es auch in die entlegensten Winkel transportiert werden. In Schäfers Vortrag spielen also die ausgefeilte Logistik und die Ingenieurskunst der Römer im Schiffsbau eine zentrale Rolle.

Dass die Römer vor unserer Haustür Spuren hinterlassen haben, sieht man nicht nur am Limes, der die Region ganz anschaubar durchzieht. "Die Römer haben auch die Wurzeln für unsere Heimat gelegt", nennt Lund das Ziel der Vortragsreihen zum Unesco-Welterbe. Beleuchtet werden sollen damit die Herkunft unserer Gesellschaft, Kultur, der Wirtschaft und Landwirtschaft, des Handels oder auch unserer Wege und Straßen. "Wir wollen die Bevölkerung dafür und für das Bodendenkmal Limes sensibilisieren und erreichen, dass er Wertschätzung erfährt."

Für den Vortrag am 19. Oktober hofft Lund, dass viele Interessierte den Weg in die Altmannsteiner Schule finden. Selbiges gilt für Feigl, der sich schon jetzt begeistert von den Erkenntnissen zeigt, die man durch die Veranstaltung gewinnen kann. "Die gesamte damalige Welt war das römische Reich. Es ist faszinierend, dass auch hier am nördlichsten Zipfel die Menschen mit Olivenöl und Wein aus dem Süden versorgt werden konnten."

ksm