Kelheim
Von 42 auf 99

Landkreis Kelheim rutscht im aktuellen Ranking von "Focus Money" um mehr als 50 Plätze nach hinten

09.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

Die bei Touristen - auch wegen des Klosters Weltenburg - beliebte Region Kelheim konnte beim "Focus Money"-Ranking in den Bereichen Bevölkerungswachstum und Arbeitslosenquote punkten. Dennoch rutschte der Landkreis Kelheim von Platz 42 auf 99 ab. ‹ŒArch - foto: Schmied

Kelheim (DK) Der Landkreis Kelheim ist im aktuellen Ranking des Wirtschaftsmagazins "Focus Money" um mehr als 50 Plätze abgerutscht. Die Region zwischen Altmühltal und Hallertau gehört mit Platz 99 gerade noch zu den ersten Hundert von insgesamt 381 auf ihre Wirtschaftskraft untersuchten Landkreise und Kreisfreien Städte in Deutschland.

Alle Jahre wieder veröffentlicht "Focus Money" eine Rangliste der wirtschaftsstärksten Regionen in Deutschland. Kriterien sind dabei die Arbeitslosenquote, die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem, das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Veränderungen der Erwerbstätigenzahl, das verfügbare Einkommen privater Haushalte je Einwohner, Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigtem und Veränderungen der Bevölkerungszahl zum Vorjahr.

Dem Ganzen liegen Daten der Statistischen Landesämter und der Bundesagentur für Arbeit zugrunde und geben nach Aussage der Macher der Studie "den neuesten verfügbaren Stand" der tatsächlichen Wirtschaftskraft einer Region wieder. Den Langzeitvergleich machen demnach Daten aus den Basisjahren 2012 bis 2016 für die Bevölkerungsentwicklung und die Arbeitslosenquoten sowie aus 2011 bis 2015 für die übrigen Kennziffern möglich.

Für den Landkreis Kelheim ging es im "Focus Money"-Ranking in den vergangenen Jahren rauf und runter. Soliden Plätzen 42 und 36 in 2010 und 2011 folgte 2014 der Absturz auf Rang 96. 2015 ging es wieder rauf auf Platz 61 und dann sogar auf 45 im vergangenen Jahr. Der aktuell 99. Platz bedeutet die schlechteste Platzierung, seit es die Studie gibt.

Punkten konnte die nicht nur bei Touristen beliebte Region im Fadenkreuz zwischen den Ballungszentren München, Regensburg, Ingolstadt und Landshut beim Bevölkerungswachstum, dessen Kennziffer genauso gut ist wie die von Sieger Böblingen in der Nähe von Stuttgart. Auch bei der Arbeitslosenquote können die Niederbayern mit den Schwaben spielend mithalten. Deutliche Defizite weisen allerdings die anderen Kennziffern auf, insbesondere das Bruttoinlandsprodukt, die Bruttowertschöpfung und die Erwerbstätigenzahl in einem ländlich strukturierten Gebiet. Beim verfügbaren Einkommen der Arbeitnehmer und bei den Investitionen von Industrie und Handwerk ist der Kreis Kelheim bestenfalls Durchschnitt.

Zumindest bei der aktuellen Rangliste, wie Kelheims Landrat Martin Neumeyer betont. Dass der Kreis im aktuellen Ranking von Platz 45 auf 99 abgerutscht ist, sei sicher nicht erfreulich. "Dabei von einer Krise oder einer dramatischen Situation zu sprechen, wäre aber weit verfehlt", so der Kreischef. Denn zum einen sei das seit mehreren Jahren stattfindende Ranking stets eine Momentaufnahme: "Die bisherigen Platzierungen 36, 42, 45, 61 und 96 beweisen, dass die Jahresbewertungen sehr sprunghaft sind", so Neumeyer. Betrachte man einzelne Bewertungskriterien, wird offenkundig, dass der Landkreis mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent sehr gut abschneidet und auch in den Punkten Investitionen und Bevölkerung deutlich überdurchschnittlich ist. "Dies deckt sich mit unseren Ansichten und der 2015 ebenfalls vom ,Focus' veröffentlichten bundesweiten Lebenswertstudie, in der der Landkreis Kelheim mit dem sechsten Platz eine Spitzenplatzierung erreichte." Dagegen wird Kelheim im aktuellen Landkreis-Rating eine bessere Position vor allem durch die Parameter Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätigenzahl verwehrt. In diesen Kategorien schneidet der Kreis nach Ansicht des Landrats vor allem aufgrund des negativen Pendlersaldos und fehlender Großkonzerne schlecht ab.

"Wir sehen dieses Ranking als Ansporn dafür, den Landkreis Kelheim mitsamt den vielen hoch spezialisierten Firmen und Handwerksbetrieben und natürlich auch den Bürgern weiterzuentwickeln und den Lebensstandard zu verbessern", bilanziert Neumeyer. Vor diesem Hintergrund habe man in den vergangenen Jahren stark in die Modernisierung der Schulen investiert. Auch die Schaffung der Stabsstelle Kreisentwicklung sowie die Mitgliedschaft bei der Energieagentur Regensburg sollen zusätzlich zu den bisherigen Strukturen dazu dienen, den Landkreis zu stärken und Möglichkeiten für die Bürger und Unternehmen zu schaffen.

Böblingen, die im aktuellen Ranking wirtschaftsstärkste Region Deutschlands, wird gefolgt von der Audi-Stadt Ingolstadt und dem Vorjahressieger Ebersberg östlich von München. Die zehn wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen liegen ohne Ausnahme in Baden-Württemberg und Bayern. Mit Platz zehn rangiert der Landkreis Pfaffenhofen gerade noch unter den Top Ten und machte damit 31 Plätze gut. Sogar um 88 Plätze konnte sich der Landkreis Freising - jetzt auf Rang 42 - in einem Jahr verbessern.

Auf den hinteren Rängen landeten in der Vergangenheit immer die Gegenden in den Neuen Bundesländern. Doch der Osten hat mittlerweile aufgeholt, der Westen im Vergleich an Wirtschaftskraft eingebüßt. Schlusslicht ist mit dem Altmarkkreis Salzwedel zwar nach wie vor eine strukturschwache Region in Sachsen-Anhalt. Den vorletzten und drittletzten Platz belegen aber schon zwei Städten aus dem Westen: Bochum und Hagen in Nordrhein-Westfalen.