Neuburg
Vom Walzer bis zur Operette

Die Salonorchester Donauwörth und Cassablanka unterhalten in der Rennbahn rund 180 Besucher

03.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:01 Uhr

Allrounder für alle Zwecke: Heinrich Mayer, verbindendes Mitglied beider Salonorchester, gefiel als Milchmann Tevje. - Fotos: Hammerl

Neuburg (ahl) Abwechslungsreich und kurzweilig ist den beiden Salonorchestern Cassablanka und Donauwörth die "Nacht in der Schlager-Rennbahn" gelungen, die zwar die erste, hoffentlich aber nicht die letzte gewesen ist.

"Musik macht Freude und Freunde", schickt Organisator Alexander Großnick dem mit Pause fast dreistündigen Gemeinschaftskonzert voraus. So sei es ihm eine besondere Freude, die Freunde des Salonorchesters Donauwörth zu begrüßen. Erstmals tritt das 20-köpfige Salonorchester aus dem Nachbarlandkreis in Neuburg auf und reißt vom ersten Takt an die rund 180 Besucher mit. Kein Wunder, wenn es so beschwingt losgeht wie mit Johann Schrammels "Wien bleibt Wien". Dirigent Gerhard Martin führt höchstpersönlich und höchst selbstironisch durchs Programm, das Märsche, Walzer sowie Musical- und Operettenmelodien umfasst, und kündigt Leon Jessels "Schwarzwaldmädel" an, das "nicht leicht zu haben" sei, wie die Titelmelodie behauptet. Die Donauwörther beschränken sich nicht nur auf Instrumentalmusik. Multitalent Heinrich Mayer, im Ries-Ensemble als Trompeter eingesetzt, bei Cassablanka als Kontrabassist für die tiefen Töne verantwortlich, kann nicht nur musizieren, sondern auch singen. Insgesamt dreimal ist er mit Lehar-Melodien zu hören, wobei er sich an so unterschiedliche Stimmlagen herantraut wie das eigentlich für Sopran geschriebene "Vilja-Lied", das wunderschön-sentimentale, aber melodisch schlichte Wolgalied (Tenor) und schließlich als Zugabe den fidelen Weibermarsch aus der Lustigen Witwe. Am besten aber gefällt Mayer dem Publikum als Milchmann Tevje aus Anatevka. Mit Kippa auf dem Kopf und Milchkannen in den Händen träumt er sehnsüchtig: "Wenn ich einmal reich wär'".

Um den gebürtigen Ungarn Franz Lehar käme nicht herum, wer Operettenmelodien spielt, hat Martin eingangs gesagt. Doch auch Berlin war ein Zentrum der Operette, die derzeit eine Renaissance erlebt. Was Jacques Offenbach und Franz von Suppé für die französische, Lehar und Kalman für die ungarische und Johann Strauß für die Wiener Operette, das war Paul Lincke für die deutsche. Was das Potpourri aus "Frau Luna", "Lysistrate" und dem "Reich des Indra" beweist, mit den Gassenhauern "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe", "Schlösser, die im Monde liegen" und das "Glühwürmchenidyll". Zur "Berliner Luft" klatscht das Publikum begeistert mit.

Als wunderbar eingängig erweist sich die Eigenkomposition des ersten Geigers Hans Schleinkofer, dessen "Kleiner Walzer" durchaus Ohrwurmcharakter hat. Südamerikanisches Flair bringt "Besame mucho" von Consuela Velasquez, berauschende Walzerklänge Emil Waldteufels "Ganz allerliebst", nach Amerika entführt "Summertime" aus "Porky und Bess" von George Gershwin. Mit dem "Wild Cat Blues" des amerikanischen Jazzmusikers Thomas Waller leitet das Donauwörther Salonorchester, das mit 20 Musikern die volle Salonmusik-Besetzung aufweist, schon auf den zweiten Teil des Abends hin, der vom Salonorchester Cassablanka unter Leitung von Großnick bestritten wird. Das acht- bis neunköpfige Ensemble steht dem größeren Mitstreiter qualitativ in Nichts nach und bringt mit Jazzmelodien, Filmmusiken und Blues ein ebenso hörenswertes Kontrastprogramm. Unterhaltsam moderiert Sylvia Großnick, die in die Rolle der "Marlene" schlüpft, die sich - natürlich in der Neuburger Rennbahn - unsterblich in einen Johnny aus Berlin verliebt hat, mit dem sie so schön tanzen konnte, was das Stichwort zu "El Campillo" von Heinz Munsonius liefert. Doch als er mit anderen poussiert - ganz im Stile von "Bel Ami" (gesungen von Alexander Großnick), und ihre Eifersucht mit "Frauen sind keine Engel" abtut, entscheidet sie sich für "Good bye Johnny" und träumt doch weiter: "Einmal wirst du wieder bei mir sein". Trösten wird sie sich erst mit dem Einzug der Amerikaner, die ihre Musik mitbringen, darunter "Stompin at the savoy" von Benny Goodman, "Broadhurst Garden Blues" von George Chrisholm und "Shine" von Ford Dabney. Höhepunkte sind die "Moonlight Serenade" von Glenn Miller und schließlich "Midnight in Moscow". Für die Zugabe "Midnight Blues" greift Saxofonist Großnick zum Akkordeon und schließlich dürfen alle mitsingen, als abschließend "Ein Freund, ein guter Freund" erklingt und eine Schlagernacht beschließt, die Lust auf mehr gemacht hat.