Ingolstadt
Vom schäbigen Spiel mit der Kaffeebohne

Eine Kunstausstellung im Gewerkschaftshaus appelliert zu fairem Handel mit der Dritten Welt

22.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

„Acryl trifft Kaffeesack“: Die Frankfurter Künstlerin Eva Zinke thematisiert mit ihrer Ausstellung im Gewerkschaftshaus am Paradeplatz die soziale Dimension des weltweiten Kaffeehandels - Foto: Hauser

Ingolstadt (hl) Kaffee: Nahrungsmittel, aber auch Kulturgut und – was beim schnellen Genuss leicht in Vergessenheit gerät – auch Massenprodukt mit strategischem Potenzial für Weltunternehmen. Wenn sich große Importeure und Röster im Ringen um Absatzmärkte gegenseitig die Preise kaputtmachen, bleiben in den Erzeugerländern der Dritten Welt Hunderttausende auf der Strecke.

Daran wird jetzt mit einer Ausstellung im Gewerkschaftshaus erinnert: Die Frankfurter Künstlerin Eva Zinke zeigt dort unter dem Titel „Acryl trifft Kaffeesack“ bis zum 26. Juni Bilder, die den Jutesack im wahrsten Wortsinn in sich tragen – als Leinwandersatz.

Es ist eine durchaus politisch motivierte Werkschau, zu deren Vernissage am Donnerstagabend leider nur eine Handvoll Besucher gekommen waren. DGB-Organisationssekretär Christian De Lapuente sprach angesichts der durchaus farbigen, kontrastreichen Motive, die mit Acrylfarbe auf die Kaffeesäcke gebracht wurden, von „bunten Bildern, die auffallen – das passt zu uns Gewerkschaftern“. Diese augenfällige Lebendigkeit ist der Malerin Eva Zinke Mittel zum Zweck: Die auf den ersten Blick ansprechenden, gefälligen Kreationen sollen die Aufmerksamkeit auf die politische und vor allem die soziale Dimension des weltweiten Kaffeehandels lenken. „Kunst als Botschafterin“ ist denn auch der Untertitel dieser Ausstellung. Nicht erst der zugehörige Katalog macht deutlich, dass hier nicht der Kaffeeanbau unter südlicher Sonne romantisiert, sondern vielmehr die Ausbeutung der Erzeuger durch europäische und amerikanische Konzerne thematisiert wird.

Die Künstlerin ist früher zunächst Krankenschwester und Medizinisch-Technische Assistentin, später dann Mitarbeiterin in der Frankfurter IG-Metall-Verwaltungsstelle gewesen. Zur Malerei ist sie schon in den 80er Jahren hobbymäßig gekommen, hat sich aber dann auch in der Frankfurter Akademie im Städel eine fundiertere Ausbildung verschafft.

Die „Kaffeesack-Ausstellung“ kam auch durch Zinkes gute Kontakte zur Gewerkschaftsbewegung zustande: Der frühere Ingolstädter IGM-Sekretär Gerhard Wick hat die Präsentation organisiert. Er betonte bei der Einführung, dass mit der Werkschau auch ein „Zeichen für den fairen Handel mit der Dritten Welt“ gesetzt werden solle. Es sei beschämend, wenn mit Lebensmitteln spekuliert und Erzeuger durch Preisverfall in den Ruin getrieben würden. Wick: „Ein Verbrechen an der Menschheit.“

Die Vernissage wurde mit musikalischen Darbietungen durch Pädagogen der Musikschule (Yvonne Steiner und Brigitte Pinggèra) und durch eine Lesung des Schauspielers Wolfgang Krebs ergänzt. Der Grandseigneur der Ingolstädter Theaterszene, von De Lapuente als „Kollege und Verbündeter“ begrüßt, trug Auszüge aus Jean Zieglers Reportage „Das Imperium der Schande“ vor, die sich ausführlich mit den Machenschaften der Kaffeekonzerne beschäftigt. Das Buch datiert aus dem Jahr 2005, und es könne natürlich sein, dass sich inzwischen etwas zum Besseren gewandelt habe, merkte Krebs vorsichtshalber an. Zuversichtlich, dass dem wirklich so ist, mochte in der Runde vom Donnerstagabend aber wohl niemand sein.