Schrobenhausen
"Vom Nest loslösen"

Insgesamt 102 Abiturienten verabschiedet – Viermal gab es die Bestnote 1,1

01.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:20 Uhr

Aufstellen zum gemeinsamen Grupp - foto: Die Verabschiedungsfeier war der letzte Abend, an dem alle Abiturienten des Jahrgangs 2012 zusammen ihren erreichten Abschluss feierten.

Schrobenhausen (SZ) „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Mit diesem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe eröffnete Hilmar Schmidt die Zeugnisverleihung und Abschlussfeier der Schrobenhausener Abiturienten in der Alten Schweißerei.

Bei der Ausbildung beider dürfe sich die Schule beteiligt fühlen, so Schmidt weiter. Ihm seien zwar als Mathelehrer die Wurzeln besonders sympathisch, doch den Schülern seien in den vergangenen acht Jahren vor allem starke Federn gewachsen, mit denen sie sich jetzt „vom Nest loslösen können, um da wieder zu landen, wo sie hinwollen“, so Schmidt.

Auch wenn man die Wurzeln nicht vernachlässigen darf, so stand an dem Abend ganz klar das Gefühl des Abhebens im Vordergrund. Denn 102 junge Erwachsene, die trotz der großen Hitze vornehm in Anzug und Abendkleid gewandet waren, sowie ihre Eltern und Lehrer lauschten zwei Stunden zwar aufmerksam den Glückwünschen und Ratschlägen der verschiedenen Redner, doch die Vorfreude auf die spätere Party war ihnen deutlich anzumerken.

Wenn sie in ihrer eigenen Rede auch ein wenig wehmütig auf die viel zu schnell vergangenen acht Jahre mit all ihren Ausflügen, Studienfahrten, gemeinsamen Festen und sonstigen Abenteuern zurückblickten – die Erleichterung und Freude über den erfolgreichen Abschluss kam auch dabei klar zur Geltung. „Wir können die Sorgen vergessen, lass’ uns tonnenweise Torte fressen“ zitierten die drei Abiturientinnen Susanne Fleißner, Franziska Schenke und Maria Mair einen eher moderneren Dichter – Peter Fox. Der Songtitel „Der letzte Tag“ passte zum Motto der Abizeitung: „Abikalypse – Nach uns die Sinnflut!“. Gegen Ende dankten die Abiturienten ihrer Oberstufenkoordinatorin Karin Schwendner, den Eltern, dem Hausmeister Robert Hellmich und vor allem auch der Bibliothekarin Maria Zaindl, die nach diesem Jahr in den Ruhestand geht und „ohne die wohl so manche Seminararbeit kein glückliches Ende gefunden hätte“.

Auf diesen Slogan legte der Vorsitzende des Elternbeirats, Hans Kriss, ein besonderes Augenmerk. Er stellte trotz des vom Mayakalender prophezeiten Jahrs des Weltuntergangs 2012 jedoch eine andere Bedeutung des Worts „Apokalypse“ in den Vordergrund: Zeitenwende. Ein Neuanfang, der viel Gutes mit sich bringt, gerade für die Eltern, die ihre Kinder nun immer mehr in die Welt entlassen, aber auch schmerzhaft sein kann. Auch die kurze Zeit, die dem ersten, im G 8 eingeschulten Jahrgang für die Vorbereitung auf die Reifeprüfung blieb, betonte Kriss. Er könne es verstehen, was für ein Druck teilweise entsteht, wenn man sich „in acht Jahren das gleiche Wissen von einem beibringen lassen muss, der dafür zehn Jahre gebraucht hat“, wie er mit einem Augenzwinkern auf den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber verwies. Kriss wünschte den Absolventen „auf der Sinnflut unbeschwert durchs Leben treiben zu können, das Steuer dabei aber niemals auszulassen“.

Auch musikalisch wurde der Abend stilvoll umrahmt. Während ein Blechbläserensemble, bestehend aus Stefan Salvamoser, Thomas Stöckl, David Gerstmair und Florian Smid zu Beginn eine feierliche Intrada anstimmte, sang der Chor der Q 12 „Wir hatten eine gute Zeit“ von den Wise Guys. Dass die Zeit zwar eine gute, aber nicht unbedingt gleich die beste Zeit des Lebens gewesen sein muss, hob Klaus Englert hervor. Er selbst hätte als ehemaliger Gymnasiast in Schrobenhausen und jetziger Vorsitzender des Fördervereins Freunde des Gymnasiums zwar eine tolle Zeit gehabt, doch auch die Zukunft halte noch viele Freuden für die jungen Menschen bereit. Nach dem Appell, durch eine spätere Mitgliedschaft im Verein auch zukünftigen Gymnasiasten mit verschiedenen Projekten eine schöne Schulzeit zu bescheren, verlieh er den Aktivitätspreis für besonders engagierte Schüler, der heuer gleich in doppelter Ausführung vergeben wurde: Marina Abstreiter und Lukas Merkel hatten in diesem Jahr besonders durch ihre sozialen Aktivitäten an der Schule überzeugt.

Als Tutoren und spätere Tutorensprecher organisierten die beiden Geehrten nicht nur mehrere Veranstaltungen, sondern trugen durch eine umfangreiche Umfrage zur Schülerzufriedenheit auch zur Entstehung der Internetseite www.sprichesaus.de bei. Dort können Schüler anonym Sorgen und Wünsche loswerden, die dann von den Vertrauenslehrern gelesen und behandelt werden. Zum Dank für ihr Engagement erhielten Abstreiter und Merkel eine Urkunde.

Schuldirektor Reinhold Bauer zollte allen Absolventen große Anerkennung für die herausragende Leistung des Jahrgangs, der mit einem Notendurchschnitt von 2,19 den Landesdurchschnitt übertraf, verdeutlichte aber auch den Beitrag der Schule am Erfolg. Die acht Jahre hätten nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Schulpolitik neue Herausforderung aufgeworfen. Mit seinem Wunsch an die Abiturienten, sich die in der Schule vermittelten Werte im späteren Leben vor Augen zu halten, übergab er das Wort an Oberstufenkoordinatorin Karin Schwendner, die die Schüler ebenfalls als „sehr offener Jahrgang, der das Miteinander sehr einfach gemacht hat“, lobte. Auch in Anbetracht der Noten hätten sie ihre hohen Erwartungen noch übertroffen, was bei der anschließenden Zeugnisverleihung deutlich wurde. Auffällig viele Abiturienten wurden nämlich für ihre besonderen Leistungen zusätzlich geehrt und mit einem Onlinestipendium oder einer einjährigen Mitgliedschaft in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft belohnt.

Lob gab es noch von stellvertretendem Landrat Alois Rauscher. Er würdigte die Jahrgangsbesten Marina Abstreiter, Tobias Papenfuhs, Vanessa Junk und Michael Bieber und bemerkte, dass es dem Landkreis bei derart guten Leistungen leicht falle, das Gymnasium zu unterstützen. Mit einem abschließenden Vortrag des Chors endete der offizielle Teil des Abends. Die musikalische Unterhaltung übernahm die Band Plan B, die dafür sorgte, dass noch zu später Stunde Tanzpaare mit ihren neu erlangten Flügeln über den Hallenboden schwebten.