Pfaffenhofen
Vom Maurer zum Hendlbrater

03.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:52 Uhr

Einen heißen Arbeitsplatz hat sich Willi Winter mit seinem Grillspezialitätenstand ausgesucht. Trotzdem behält er stets einen kühlen Kopf, wenn er sich um seine Kundschaft kümmert. - Foto: Raths

Pfaffenhofen (PK) Jeden Dienstag und Samstag ist Wochenmarkt in Pfaffenhofen. Der PK widmet dem traditionellen Treiben, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen, jetzt eine eigene Serie. Im dritten Teil geht es Willi Winter und seine Grillspezialitäten.

Aufs Huhn gekommen ist Willi Winter nicht von Haus aus. Erst hat er Maurer gelernt. Heute betreibt er einen mobilen Verkaufsstand und freut sich über den gelungenen Neustart vor zwölf Jahren.

Eine Kundin zögert vor "Winters Grillspezialitäten" – soll sie oder soll sie nicht? Schließlich nimmt ihr Winter die Entscheidung ab: "Mit etwa acht Gramm Fett pro 100 Gramm Fleisch hat ein Grillhähnchen einen vergleichsweise geringen Fettgehalt", dazu sei Hähnchenfleisch reich an wertvollen Inhaltsstoffen und kalorienarm.

Das überzeugt und schon brutzelt wieder ein knuspriges Hähnchen weniger am Spieß. Nachgesteckt wird erst einmal nicht, denn nicht immer ist sicher, dass das Fassungsvermögen der Hähnchenspieße auch am Markt verkauft wird. Denn trotz guter Verkaufsargumente geht immer weniger über die mobile Theke. "Bis zu 150 Hähnchen habe ich früher täglich am Markt verkauft, und heute bin ich schon froh wenn es 60 werden", erzählt der Hähnchenbrater.

Hinter ihm drehen sich bei etwa 150 Grad Celsius die immer goldbrauner werdenden Leiber um die eigene Achse. Als Grillmeister muss Winter hitzebeständig sein. "Man steht die ganze Zeit direkt am Feuer, und wenn dann noch die Sonne scheint, wird es so richtig heiß." Da müsse man natürlich wahnsinnig viel trinken. Doch trotz des heißen Arbeitsplatzes würde Winter nicht gegen einen anderen Beruf tauschen.

Dass eine Geschäftsgründung nicht einfach werden würde, das wusste Winter genau, als er zur Jahrtausendwende den Grillwagen von Hans Wenger – einem Urgestein des Pfaffenhofener Wochenmarktes – gekauft hatte. Mittlerweile hat ein modernes Verkaufsmobil das alte Gefährt abgelöst. Den Standplatz auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt nebst einiger Stammkundschaft hat der damalige Jungunternehmer ebenfalls übernommen.

Für Winter eine gute Entscheidung, denn sein Beruf als Maurer, den er erlernt hatte, brachte wegen der damaligen schlechten Bauauftragslage nicht mehr genug ein, um die Familie zu ernähren. Da traf es sich gut, dass seine Schwester einen Hühnermast-Kleinbetrieb in Wagenried bei Markt Indersdorf führte und er sich bei Festen als Hähnchengriller versucht hatte. Seine Hähnchen holt er noch heute vor jedem Verkaufstag frisch vom Hof seiner Schwester. "Die Hühner laufen dort noch auf Stroh", beschreibt Winter die Haltung und begründet so den guten Geschmack des Hähnchenfleisches. Dazu kommt, dass Winter die Hendl mit frischer Petersilie füllt und dazu noch nach eigener Rezeptur würzt. Wer auf deftigere Kost scharf ist, der bekommt aber auch Hax’n und Spareribs frisch vom Grill, dazu gibt es selbst gemachten Kartoffel- oder Krautsalat.

Den Hilgertshausener bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Auch dann nicht, wenn etwa zur Mittagszeit jeder aus der Warteschlange gierigen Auges auf sein Hähnchen spekuliert. Sowieso wollen alle ihr Hähnchen gleichzeitig. Da muss der immer gemütlich wirkende Winter schon mal erklären: "Das Hähnchen da sieht zwar schon ganz gut aus, aber es ist schlichtweg noch nicht durch." Ein gutes Hähnchen braucht einfach seine Zeit. Hier einen Fehler zu machen wäre fatal, und das kann sich der 47-Jährige auch gar nicht leisten.

Winter hofft, noch recht lange auf den Pfaffenhofener Wochenmarkt fahren zu können. Doch schaut er durchaus mit Sorge in die Zukunft: "Mobile Hendlbratereien großer Firmen wachsen wie Pilze aus dem Boden." Und mit den flexiblen Ladenöffnungszeiten der Supermärkte verlaufe sich die Kundschaft eher. "Früher war schon ab 8 Uhr die Hölle los, heute wird’s 10 Uhr bis das Geschäft einigermaßen anläuft." Der Hendlbrater setzt aber weiterhin auf die Qualität seiner Ware und ist sich sicher, dass auch seine Kunden davon überzeugt sind.