Wolnzach
"Vom Erfolg nicht einlullen lassen"

Alfred Gaffal beleuchtet bei Barth-Hopfen-Akademie die Lage der bayerischen Wirtschaft

28.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Referent Alfred Gaffal (links) mit Stephan Barth beim Vortragsabend im Museum. - Foto: Zurek

Wolnzach (WZ) "Perspektiven der bayerischen Wirtschaft" hat ein Infoabend der Barth-Hopfen-Akademie im Fokus gehabt. Man stehe gut da, dürfe sich aber vom Erfolg "nicht einlullen lassen" - so das Fazit des Referenten Alfred Gaffal, Vorsitzender der Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft (vbw).

Das Thema stieß, wie die zahlreichen Besucher im Deutschen Hopfenmuseum deutlich machten, auf großes Interesse. Geschäftsführer Stephan J. Barth freute sich im Namen der Hopfen-Akademie auch Peter Hintermeier und Josef Grauvogl vom Deutschen Hopfenwirtschaftsverband begrüßen zu können.

Barth stellte den Redner des Abends als "Kind der Hallertau" vor: geboren in Mainburg, Aufsichtsratsvorsitzender der dort ansässigen Firma Wolf GmbH sowie Verwaltungsrat der Firma Walter Meier AG Zürich und ehrenamtlich in diversen Wirtschaftsverbänden tätig. Gaffal seinerseits sparte nicht an Lob für die Firma Barth als "Paradebeispiel" für das Hochhalten unternehmerischer Grundwerte.

Die bayerische Wirtschaft stehe "gut da", konstatierte der Referent mit Blick auf aktuelle Wachstumszahlen, deren tragende Säule der Konsum ist. Beim Exportvolumen, das um 6,1 Prozent auf 178 Milliarden Euro gestiegen sei, zeige sich jedoch eine "extrem differenzierte Lage": Zweistellige Einbrüche etwa in China und Russland, dafür andernorts wie in den USA ein spürbares Plus. Für 2016 sei mit weiteren Impulsen in diesem Bereich nicht zu rechnen.

Generell zeigte sich Gaffal, was die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur in Bayern angeht, trotz internationaler Krisenherde und eines wirtschaftlich teils instabilen und politisch zunehmend national orientierten Europa, optimistisch - "auch wenn die Risiken zunehmen". Zu begrüßen sei die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran, vor deren Hintergrund die Eröffnung eines vbw-Verbindungsbüros in Teheran im Herbst 2015 eine ebenso "mutige" wie "richtige Entscheidung" gewesen sei, urteilte Gaffal. Um das bayerische Wachstum von aktuell 1,8 Prozent nicht zu gefährden, sei es unabdingbar, dass Standortfaktoren "wesentlich mehr in den Fokus genommen werden", gab sich der Referent überzeugt. Mit "Bürokratiemonstern" wie dem Mindestlohn setze die Bundesregierung hier falsche Signale, an deren "handwerklichen Mängeln" man arbeiten müsse.

Gaffal machte mit Internationalisierung, Digitalisierung und Flüchtlingskrise "drei großen Herausforderungen" aus und verwies auf die Schwerpunkte der vbw-Agenda 2020 zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit: allen voran Investitionen in die Infrastruktur von Verkehr und Kommunikation, ein Gesamtkonzept Energie sowie die Senkung der Arbeitskosten, ein leistungsfähigeres Bildungssystem und die steuerliche Förderung von Forschung. Die im Projekt IdA geplante Integration von 60 000 Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt (bis 2019) erfordere "viel Zeit und Kraft". Solle sie langfristig gelingen, müsse der Zustrom an Flüchtlingen "deutlich" reduziert werden, forderte Gaffal.

Bei der anschließenden Fragerunde zeigte sich das Publikum vor allem angesichts des geplanten TTIP-Handelsabkommens verunsichert. Man möge doch bitte dafür sorgen, dass "der Hopfen aus der Hallertau als geschützte Herkunftsbezeichnung weltweit seine Vorrangstellung behält", war ein Anliegen aus dem Saal. Viele weitere Themen wurden diskutiert, die aus Sicht des Hopfenring-Vorsitzenden Johann Kreitmeier "einen aufschlussreichen Blick über den Tellerrand ermöglicht haben".

Schon für den 15. März ist der nächste Vortragsabend der Hopfen-Akademie zum Management der Verticillium-Welke und der Hopfenproduktion in Slowenien anberaumt.