Ingolstadt
Vom demografischen Wandel bis zum Elektroauto

19.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Dass Nachhaltigkeit für ein Industrieunternehmen kein Fremdwort sein muss – und auch nicht sein darf –, beweist der Ingolstädter Autohersteller Audi. Und das nicht nur, weil Audi heute erstmals ein Nachhaltigkeitsmagazin präsentiert. Audi-Personalvorstand Werner Widuckel und Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch betonen im Gespräch mit dem DONAUKURIER die Bedeutung nachhaltigen Denkens und Handelns, die in zahlreichen Projekten des Autoherstellers zu erkennen sei – in ökologischer, sozialer und auch ökonomischer Hinsicht.

Beispiel demografischer Wandel: Als großer Arbeitgeber müsse sich Audi natürlich Gedanken machen, wie man mit der Belegschaft den Anforderungen des Marktes gerecht werden könne, so Widuckel. Es gehe darum, für alle Altersstufen menschengerechte Arbeits-bedingungen zu schaffen, denn "ein gut ausgestalteter Arbeitsplatz ist gut für die Leistung und für den Gesundheitsstand der Beschäftigten". Für Widuckel fängt der demografische Wandel deshalb "nicht bei den 50-Jährigen, sondern bei den 15-Jährigen" an.

 
So werde beispielsweise "irgendwann ein neuer A3 kommen", und Audi habe dafür die Altersstruktur der Belegschaft zum Zeitpunkt des Anlaufs und zum Ende des Produktlebenszyklus dieses künftigen A3 untersucht, um dementsprechend die Arbeitsplätze ergonomisch gestalten zu können.

Es gehe auch darum, nicht die jüngeren von den älteren Mitarbeitern zu trennen und umgekehrt, so Mosch, denn jeder könne vom anderen lernen. Widuckel bezeichnete sich deshalb auch als "Fan altersgemischter Teams".

Viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat für Widuckel und Mosch auch das Projekt "Travolution". Das Kommunikationssystem zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur wie Ampeln einerseits sowie zwischen Fahrzeugen und Fahrzeugen andererseits könne dazu beitragen, durch die Wahl der optimalen Geschwindigkeit Stop-and-Go-Verkehr zu vermeiden und damit Emissionen zu reduzieren. Zudem trage "Travolution" zu einer effizienteren Ressourcennutzung bei, weil bei idealem Verkehrsfluss weniger Raum benötigt werde und man so mit geringeren Straßenkapazitäten auskomme.

Wenn "Travolution" umgesetzt und dabei auch noch der öffentliche Personennahverkehr eingebunden ist, füllt das System laut Widuckel eine "Lücke im integrierten Verkehrsmanagement" – gerade für Großstädte, wo der Platz begrenzt ist, und "man nicht eine achtspurige durch eine zwölfspurige Straße ersetzen kann".

Einen Beitrag zur Nachhaltigkeit sollen künftig aber auch Elektrofahrzeuge leisten. Allerdings gibt sich Widuckel hier keinen Illusionen hin. 2020 wird Schätzungen zufolge der Anteil der Elektrofahrzeuge erst bei drei bis fünf Prozent liegen. Dennoch bereitet sich Audi auch auf diese Entwicklung vor. So wurden bereits 120 Mitarbeiter ausgebildet, um mit künftigen sogenannten Hochvoltbordnetzen umgehen zu können.

In puncto Speicherung von Energie – Stichwort Batterie – hat Deutschland Mosch zufolge allerdings die Entwicklung etwas verschlafen. Er ist sich aber mit Widuckel einig, dass hier die Zeichen der Zeit erkannt worden sind und nun eine Aufholjagd in Gang ist.