Larsbach
Vom Beruf zum Hobby und zurück

Gerhard Stanglmayr hat privat immer gebraut – und dann die Lamplbrauerei gegründet

02.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Spuren der Wolnzacher Alterbrauerei, wie das alte Sudheft und den Maßkrug, hütet Braumeister Gerhard Stanglmayr in seiner eigenen Brauerei in Larsbach - Foto: Trouboukis

Larsbach (WZ) Larsbach. 230 Einwohner, eine Kirche, zwei Gasthäuser – und eine eigene Brauerei; keine Hausbrauerei, sondern eine mit Sudhaus und eigenem Etikett. Gerhard Stanglmayr ist Braumeister und braut hier seit 17 Jahren sein Lampl-Bier, das auch im Volksfest-Biergarten fließen wird.

Früher da braute er in einem kleinen Kupferkessel in einer alten Garage daheim in Wolnzach. Probierte herum, tüftelte aus und ließ dann seine Freunde die Bierrezepturen testen. „Ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht, nicht andersrum“, sagt Gerhard Stanglmayr, während er in dem altmodisch blauen Schulheft mit dem vergilbten Etikett blättert, das einen Ehrenplatz im Sudhaus seiner Brauerei in Larsbach hat. Seit über 40 Jahren hütet er, was darin steht, wie seinen Augapfel. Geerbt hat er das von dem Mann, den er als seinen Lehrmeister bezeichnet: von Alfred Fitzthum, der ihm in den 1970er Jahren das Bierbrauen beibrachte – und zwar nirgendwo anders als in der altehrwürdigen Alterbrauerei zu Wolnzach.

„In diesem Heft steht das Geheimnis der Hopfenperle“, denkt er versonnen zurück an die Zeiten, in denen die Sudkessel noch in Wolnzach an der Klosterstraße standen, als etliche Wolnzacher hier ihr Brot verdienten – aber auch daran, als mit dem Verkauf der Alterbrauerei und schließlich der Übernahme durch Spaten der Braubetrieb in Wolnzach aus Gründen der Wirtschaftlichkeit eingestellt wurde.

Stanglmayr war da nicht mehr in Wolnzach, seine berufliche Laufbahn brachte ihn in andere Brauereien, wo er als Braumeister tätig war. Getüftelt und probiert hat er aber immer weiter – bis ihn sein Lebensweg nach Larsbach führte. Im 230-Seelen-Dorf ganz in der Nähe von Wolnzach steht nicht nur der Angerbauern-Hof seiner Lebensgefährtin Maria mit Stallungen und Nebengebäuden, sondern direkt daneben ist einst auch Stanglmayrs Vater aufgewachsen: im Lampmoar-Hof. „Ich bin sozusagen nach Hause zurückgekommen“, sagt der 57-Jährige – und meint das durchaus doppeldeutig. Schließlich liegt hier nicht nur sein privater Lebensmittelpunkt, sondern hier fand er endlich auch die Möglichkeit, das in größerem Maße zu tun, was er am liebsten tut: Bier brauen.

Nach und nach richtete er sich im Angerbauern-Hof seine eigene Brauerei ein, ganz so, wie er das haben wollte, mit einem Namen, der seine Wurzeln widerspiegelt: Lampl, eine Hommage an den Hofnamen seiner Familie. Unter diesem Titel braut Stanglmayr seit mittlerweile 17 Jahren, aus der Lamplbrauerei gibt es ein Helles, das „Hopfazupfa-Bier“, das Lampl-Pils, und ein paar Mal im Jahr braut er auch ein Weißbier. 2000 Liter fasst der große Sudkessel, theoretisch drei Sude pro Tag wären möglich. Für besondere Anlässe – Hochzeiten, Familienfeiern, Jubiläen – braut er auch auf Bestellung. „Das kommt immer gut an, wenn der Gastgeber sein eigenes Bier kreiert hat.“ Da lässt er gerne mit sich reden, was die Rezeptur betrifft.

„Bei uns ist alles handgemacht“, kann er über das nur schmunzeln, was im Moment in aller Munde ist. Die „Craft“-Bewegung, das Faible für handgebraute Biere, das aus Amerika nach Deutschland übergeschwappt ist. Nicht, dass er das schlecht finden würde, im Gegenteil. „Das hat schon viel Positives, nämlich dass gute Biere wieder mehr geschätzt werden und dass überhaupt wieder viel mehr über Bier geredet wird.“

Aber so etwas wirklich Neues, nein, das ist die Craft-Bewegung für Stanglmayr nicht: „So, wie das jetzt überall großes Thema ist, so brauen wir in Bayern schon lange und mit meiner kleinen Brauerei war ich wahrscheinlich einer der ersten Craft-Brauer in ganz Deutschland.“ Hopfen, Malz, Wasser und Hefe – diese vier Grundbestandteile machen zwar ein Bier aus, nicht aber seinen Charakter. „Das ergibt sich erst durch die Erfahrung und die Handschrift des Braumeisters“, sagt er. Und dann ist da noch etwas essenziell Wichtiges: „Die Sauberkeit. Die muss absolut stimmen.“

Sauber ist es in der kleinen Lamplbrauerei in Larsbach, die mitten zwischen zwei Wirtschaften direkt neben dem kleinen Bach liegt. Die Kunden kommen hierher, um ihrer Träger abzuholen, größere Mengen liefert der Lamplbräu auch aus. Auf „kleinerer Flamme“ fuhr Stanglmayr seine Brauerei, als er auch für die Bürgerbräu Wolnzach als Braumeister tätig war. Mit dem Aus der Wolnzacher Aktienbrauerei hat er jetzt wieder mehr Zeit für seine eigene Brauerei, wünscht sich auch, dass das, was er hier angefangen hat, später einmal von erfahrenen Händen weitergeführt wird. Die Zeichen dafür stehen gut: Marias Sohn ist ebenfalls Braumeister, könnte die Brauerei im elterlichen Anwesen irgendwann einmal übernehmen. Vielleicht.

Aber im Moment blicken der Bräu und seine Brauerei nicht ganz so weit in die Zukunft, sondern schauen erst einmal auf den August. Denn im Volksfest-Biergarten soll es heuer neben Augustiner auch Lampl-Bier und wahrscheinlich auch Bier des Bürgerbräu-Nachfolgers Urban Chestnut Hallertau geben. Auf diese Zusammenarbeit freut sich Stanglmayr: „Das ist eine gute Sache. Da können wir alle zeigen, wie vielfältig unsere Biere sind.“