Volkswagen weitet "Geste des guten Willens" in den USA aus - Weitere Besitzer von Problem-Dieseln sollen Gutscheine erhalten

11.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Detroit (AFP) Mit der Ausweitung seines Gutscheinprogramms will Volkswagen das Vertrauen von US-Kunden nach der Abgasaffäre zurückgewinnen. Der Chef von Volkswagen of America, Michael Horn, teilte am Montag bei der Automesse in Detroit mit, dass auch Besitzer von Dieselfahrzeugen mit Drei-Liter-Motoren ein Wiedergutmachungspaket erhalten sollen. Dies betreffe Besitzer des Geländewagens Touareg.

Das Paket beinhaltet eine Prepaid-Kreditkarte mit 500 Dollar (457 Euro), einen Gutschein im selben Wert, den die Kunden bei einem VW-Händler einlösen können, sowie Pannenhilfe für drei Jahre. Im November hatte Volkswagen die "Geste des guten Willens" bereits Besitzern von Fahrzeugen mit kleineren Zwei-Liter-Dieselmotoren in den Vereinigten Staaten angeboten.

Horn sagte, dass sich bislang 265.000 Kunden gemeldet hätten, von denen rund 135.000 ihre Gutscheine bereits erhalten hätten. Außerdem hob er hervor, dass der Konzern den renommierten Anwalt Kenneth Feinberg beauftragt habe, um eine Lösung für die rund 650 in den USA angestrengten Sammelklagen von VW-Kunden zu finden.

"Wir möchten es auf amerikanische Weise wieder in Ordnung bringen", sagte Horn. Ob auch Kunden in Deutschland und anderen Ländern eine finanzielle Entschädigung von VW erhalten werden, ist unklar.

Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests einen niedrigeren Stickoxidausstoß anzeigt als auf der Straße. In den USA sind fast 600.000 Fahrzeuge betroffen. Vergangenen Montag hatte das US-Justizministerium Klage gegen den Konzern eingereicht, dem eine Milliardenstrafe droht.

Am Sonntagabend hatte sich Volkswagen-Chef Matthias Müller bei einem Presseempfang in Detroit für den Skandal entschuldigt. Bei der VW-Präsentation auf der Automesse am Montag stand Müller nicht auf der Bühne, stellte sich im Anschluss aber Fragen von Journalisten. Dabei beteuerte er, dass der Konzern es mit der Entschuldigung ernst meine: "Es tut uns Leid. Das können Sie glauben oder nicht. Aber es ist so."

In den kommenden Tagen trifft sich Müller mit Vertretern von Politik und Regulierungsbehörden in Washington. "Wir sind bereit, das Problem zu lösen", sagte er über die Verhandlungen mit der US-Umweltbehörde EPA über eine Umrüstung der betroffenen Dieselfahrzeuge. Im Gespräch ist auch, dass VW mehr als 100.000 Autos in den USA zurückkaufen könnte.

Volkswagen stellte am Montag in Detroit einen neuen Geländewagen mit Hybridantrieb vor. Der Tiguan GTE Active Concept sei "Vorreiter" einer neuen SUV-Reihe der Marke, sagte Horn. Bei der künftigen US-Strategie setzt Volkswagen vor allem auf das boomende Segment der Geländewagen. "Wir wollen Amerikas Liebe für Volkswagen wieder entfachen", erklärte VW-Markenvorstand Herbert Diess bei der Automesse.