Eichstätt
Vier musikalische Sprachen

09.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:05 Uhr

Uwe Sochaczewsky, Professor für Musikwissenschaft, stand am Pult des Alten Stadttheaters Eichstätt - Foto: Sahlmen

Eichstätt (DK) Es gibt eine Sprache, die auf jedem noch so kleinen Winkel der Erde gesprochen wird: die Sprache der Musik. Je nach kulturellen Einflüssen wird sie unterschiedlich gestaltet. In Eichstätt durfte das Publikum einen Teil der musikalischen Vielfalt, nämlich Werke aus vier europäischen Ländern, genießen.

Diese kleine „Europareise“ des Sinfonieorchesters der Katholischen Universität Eichstätt und des Georgischen Kammerorchesters (GKO) unter der Leitung von Uwe Sochaczewsky enthielt Werke von romantischen und modernen Komponisten.

Allen Darbietungen liegt eine volksliedartige Basis zugrunde, was nach dem genialen Dirigenten und Pianisten Leonard Bernstein „der Kern jedes musikalischen Schaffens“ ist. Damit werden die Gefühle des Komponisten und die Stimmungen in seiner Heimat authentisch wiedergegeben.

Aus Österreich stammt Franz Schuberts „Rosamunde-Ouvertüre“, die sich andauernd auf einem schmalen Pfad zwischen lyrischer Sensibilität und zerberstender Dramatik bewegt. Diese Dramatik ist aber im Gegensatz zu Komponisten wie Peter Tschaikowsky nicht hart, sondern weich und lässt sich somit in wenigen Atemzügen wieder auf die feinfühlige Schiene lenken. Uwe Sochaczewsky dirigierte mit einer rhythmischen Präzision, die das Eichstätter Uniorchester aufsog und Schuberts Ouvertüre in jugendlicher Strahlkraft erleuchten ließ.

Georgische Klänge entlockte das GKO bei den Miniaturen von Sulchan Zinzadse ihren Instrumenten. Mit ihrem Stück Heimat verwöhnten die Musiker die Zuhörer, da sie mit größter Leidenschaft und Hingabe zu Werke gingen. Gerade bei einem von Leid geplagten Land wie Georgien spürt man die Freude und Erlösung der Musiker bei einem von humorvoller Virtuosität geprägten Musikstück. Die angenehme Wärme ausstrahlenden Miniaturen in Verbund mit dem GKO ist ein musikalisches Unikat, das auch die in diesem Fall unbeteiligten Mitglieder des Sinfonieorchesters in vollen Zügen genossen.

Nach Béla Bartóks „Rumänischen Tänzen“ kam es zum Höhepunkt des Abends, bei dem alle Musiker zusammen Antonín Dvoraks Böhmen repräsentierten: die Sinfonie Nr. 8. Im ersten Satz gleicht sie einem Abenteuer im Hochgebirge, das nach Dvoraks typischer Gestaltung jeden Augenblick mit einem Unglück enden kann. Man hat sogar den Eindruck, dass dies der Fall ist, denn durch die sanften und ruhigen Harmonien und Melodien wird der verunglückte Abenteurer in den drei folgenden Sätzen wie von Engeln schwebend in höhere Sphären getragen. Dvorak knüpft erst mit seiner bekanntesten Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ an den hochdramatischen ersten Satz der „Englischen Sinfonie“ an und vollendet mit ihr sein Lebenswerk. Das GKO trieb das Uniorchester dabei zu künstlerischen Höhenflügen.

Nicht nur Musiker und Konzertbesucher gingen vermutlich nach diesem Konzert zufrieden nach Hause, sondern auch Flüchtlinge aus Eichstätt und georgische Kinder, denen durch das Benefizkonzert auf der einen Seite mit Deutschunterricht, auf der anderen durch eine musikalische Ausbildung geholfen wird. Das Benefizkonzert war ein großer Erfolg für alle Beteiligten: „bene factum“ – gut gemacht.