Regensburg
Viele Vergiftungen durch Pilze

Universitätsklinikum Regensburg mahnt Sammler zu erhöhter Vorsicht

06.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:27 Uhr
Die Schwammerlsucher durchstreifen derzeit die Wälder in der Region. Doch da immer mehr Pilze mit Hilfe von Apps bestimmt werden, kommt es nach Angaben von Medizinern an der Universitätsklinik Regensburg zunehmend zu Vergiftungen. . −Foto: Gabbert/Wald/dpa-Archiv

Regensburg (DK) Das feuchte und dennoch warme Wetter der vergangenen Wochen hat das Wachstum von Pilzen sehr begünstigt. Doch nicht jedes Schwammerl ist für den Verzehr geeignet. Mischen sich giftige Exemplare ins Essen, kann dies eine Pilzvergiftung nach sich ziehen. Deren Symptome sind unspezifisch. Sie reichen von Schwindel, Schweißausbruch, Bauchschmerzen und Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder sogar einer Herz-Kreislauf-Schwäche.


Wichtig ist bei Pilzvergiftungen, dass sie als akuter Notfall einzustufen sind. Denn auch wenn die ersten Symptome mit der Zeit vielleicht wieder schwächer werden, das Gift wirkt weiter und kann zu schwerem Nieren- und Leberversagen führen. "Schon beim geringsten Unwohlsein nach dem Verzehr von Pilzen sollte daher unbedingt ärztliche Hilfe gesucht oder der Giftnotruf alarmiert werden", erläutert die Professorin Martina Müller-Schilling, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I am Regensburger Universitätsklinikum.

 

Auf der Intensivstation der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I wird derzeit bereits eine signifikant hohe Anzahl an Patienten mit Pilzvergiftungen aus dem gesamten ostbayerischen Raum behandelt. Darunter ist ein Fall von schwerem Leberversagen, das unter Umständen nur noch durch eine Lebertransplantation therapierbar ist. "Insgesamt verzeichnen wir eine stetige Zunahme von Pilzvergiftungen über die letzten Jahre", berichtet der Mediziner Stephan Schmid, der Ärztliche Leiter der Intensivstation 92. Als Gründe dafür können neben mangelnder Kenntnis vor allem die steigende Verwendung von Apps zur Pilzbestimmung und eine Zunahme von Tourismus und Migration ausgemacht werden. "Viele unserer Patienten haben ihre gesammelten Pilze durch eine App bestimmt, konnten dadurch aber dennoch nicht alle giftigen Sorten identifizieren", so Schmid weiter. Außerdem sind viele essbare Pilze im Mittleren und Fernen Osten unseren heimischen Giftpilzen sehr ähnlich, wodurch auch Touristen und Migranten überdurchschnittlich häufig von Pilzvergiftungen betroffen sind.

Treten Zeichen einer Pilzvergiftung auf, ist sofortiges Handeln erforderlich. "Durch ein schnelles Erkennen und Handeln können bleibende Schäden vermieden werden", erläutert Nils Happ, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums.

Besonders häufig und schwerwiegend sind Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz, der dem essbaren Wiesenchampignon gleicht. Bereits der Verzehr eines einzigen Pilzes kann zum Tod durch Leberversagen führen. "Uns ist es daher ein großes Anliegen, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren und durch ein besonnenes Vorgehen möglichst viele Patienten vor einer Pilzvergiftung zu bewahren", betont die Professorin Martina Müller-Schilling.

Stefan Schmidbauer