Pfaffenhofen
"Viele sind nicht mobil genug"

Es gibt offene Lehrstellen in der Region – nur wie die Jugendlichen zur Arbeit kommen, ist ein Problem

16.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:25 Uhr
Auf Lehrstellensuche: Axel Körner von der Agentur für Arbeit und Markus Fottner, der gerade seinen Quali macht. −Foto: Ammer

Pfaffenhofen (PK) Firmenchefs beklagen, dass sie keine Lehrlinge finden – zugleich suchen noch viele Jugendliche nach einem Ausbildungsplatz. So auch Markus Fottner aus Jetzendorf. Sein größtes Problem: Wie komme ich zur Arbeitsstelle?

Axel Körner von der Agentur für Arbeit versucht zu vermitteln . „Ich will Richtung Metall gehen, im Praktikum habe ich das ausprobiert, da haben wir Teile für Autos hergestellt“, erzählt Markus begeistert. Er ist 16 und macht gerade seinen Quali. Mit den Bewerbungen auf Lehrstellen hat es bisher nicht geklappt. 13 Absagen hat er kassiert – nicht motivierend für den Jugendlichen. Deshalb war er gestern beim Ausbildungsstellen-Aktionstag der Agentur für Arbeit. „Das ist viel zu wenig“, sagt Axel Körner dazu, und geht mit ihm die Liste offener Lehrstellen in und um Pfaffenhofen durch. Gesucht sind vier Altenpfleger, sechs Bäcker, zwölf Friseure, zwei Fahrzeuglackierer und viele mehr. Markus schielt auf den Anlagenmechaniker. „Der ist in Rohrbach, da kommst du hin“, ermuntert Axel Körner.

Das ist das größte Problem, das Körner in der Region sieht, gerade im südlichen Landkreis. „Es gibt einen Discobus, aber keiner redet über einen Lehrstellenbus.“ Auch wenn es dort viele Angebote gäbe: „Wolnzach ist eine Insel, da geht kein Weg hin.“ Von Jetzendorf aus hat Markus dasselbe Problem. „Es ist ein Dorf, in dem fast nichts geht“, sagt seine Mutter Elisabeth Fottner über die Anbindung. Selbst die Nähe zu Petershausen hilft nicht immer. Ihren älteren Sohn habe sie zwei Jahre lang nach Pfaffenhofen gefahren – und selber vormittags gearbeitet. „Wer nicht direkt an der Bahnstrecke wohnt, hat ein Problem“, bestätigt Axel Körner. Doch auch das helfe nichts. „Viele sind nicht mobil und flexibel genug.“

Oft liege es auch an den Eltern. „Viele bremsen ihre Kinder aus, denn der Beschützerinstinkt nimmt immer mehr zu.“ Stichwort Helikoptereltern, die ihre Kinder täglich mit dem Auto in die Schule fahren. Wenn sie zu ihm kommen, ist es Körner allerdings lieber, wenn die Eltern mit dabei sind. „Die Berufswahl geht die ganze Familie an, es empfiehlt sich, seine Kinder dabei nicht allein zu lassen.“

Zwischen 15 und 18 Jahren seien seine Schützlinge meistens – von allen Schultypen. Oft kämen auch Realschüler, die eigentlich auf die Fachoberschule hätten gehen sollen, und dann den Schnitt doch nicht schaffen. Häufig gehe das von den Eltern aus, die ihr Kind unbedingt auf der weiterführenden Schule sehen wollen. „Der Gedanke führt oft in den Graben.“

Das Problem hat Markus nicht, er weiß, was er will. Eigentlich. Eine Mechanikerstelle im Raum Pfaffenhofen. Noch sucht er. „Er soll ja einen Beruf lernen, der ihm Spaß macht, das Kind soll freudig in die Arbeit gehen“, betont Elisabeth Fottner ihr Hauptanliegen. Ausbildungsstellen zum Mechaniker seien höchst gefragt, sagt Axel Körner. „Zerspanungsmechaniker ist ein echter Renner.“ Da spiele Audi natürlich eine Rolle. Bei den Mädchen sei es eher die medizinische Fachangestellte. Richtig out seien Lehrstellen bei Friseuren. Auch das Hotel- und Gaststättengewerbe tue sich schwer. „Vielleicht wäre das ein Bereich für Migranten“, blickt Körner in die Zukunft.

Die meisten Lehrstellen gebe es für Kfz-Mechatroniker. Da viele Realschüler auf die Fachoberschule gehen würden, liege in diesem Beruf die Chance für Mittelschüler. Doch: „Es ist eine Gratwanderung für Jugendliche, sie müssen schließlich auch die Prüfungen schaffen.“

Manchmal würden die Betriebe den Jugendlichen gar nicht antworten auf ihre Bewerbungen. Diese Erfahrung hat Markus nicht gemacht. Er war auch einige Male eingeladen, doch dann kamen Absagen: leider habe sich die Firma für einen anderen Bewerber entschieden. Axel Körner gibt ihm den Tipp, direkt bei den Betrieben in der Gegend anzufragen. „Vor Ort ist es ein Heimspiel, die kleineren Firmen geben uns oft keinen Auftrag, die sagen, unsere Mädels und Burschen werden schon kommen.“ Außerdem nehme jede Firma gerne jemanden vom Ort, „da hat man die Sicherheit, dass die Leute wirklich kommen, weil sie nicht von einem Bus abhängig sind.“

Für Markus hat er noch eine Stelle als Industriemechaniker in Schwabing und als Zimmerer in Paunzhausen im Angebot. Und wenn es nicht klappt: „Das sind nur die Angebote, die heute da sind, in zwei Wochen schaut es schon wieder anders aus.“