Schrobenhausen
Viele denken über Elektromobilität nach

Allerdings fehlt es einigen noch an brauchbaren Lösungen für schwere Fahrzeuge

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Mit dem klassischen Verbrennungsmotor rauschen die meisten Autos auf der B 300 an Schrobenhausen vorbei. Doch das soll sich nach dem Willen der Bundesregierung bald ändern. Auch in Schrobenhausen machen sich viele, die etliche Fahrzeuge betreiben müssen, Gedanken über die mobile Zukunft mit Strom. - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, bis 2030 sechs Millionen, ist das Ziel der Bundesregierung. Doch wie stehen Transportunternehmern, Feuerwehr oder soziale Einrichtungen dazu? Beschäftigen sie sich mit dem Thema? Die Schrobenhausener Zeitung hat sich umgehört.

Bei der Caritas Neuburg-Schrobenhausen ist Elektromobilität durchaus ein Thema. Im Einsatz sei derzeit zwar noch kein entsprechendes Fahrzeug, berichtet Caritas-Geschäftsführer Hans-Peter Wilk. Vor allem deshalb: "Momentan fehlt es bei uns an der Infrastruktur zum Aufladen." Dort jedoch, "wo wir neue Standorte erschließen, werden wir uns auf das Thema einstellen." Persönlich stehe er dem Thema E-Mobilität positiv gegenüber. "Es gibt tolle - allerdings oft ziemlich teure - Autos." Was ihm oft fehle, sei jedoch das Thema, Eigenstrom zu verwenden. So dürfte die Caritas auch am künftigen Standort in Schrobenhausen "wohl keine Photovoltaikanlage platzieren können, um den dadurch gewonnenen Strom für Elektromobilität einsetzen zu können", so Wilk. Dass offenbar Kriterien wie die Gestaltung höher bewertet werden als CO2-neutrales Fahren findet er bedauerlich.

Auch für Dieter Weigele vom gleichnamigen Transport- und Logistikunternehmen steht im Fokus, "dass das, was reinkommt, sauberer Strom ist". Grundsätzlich halte er Elektromobilität für "nicht verkehrt". Dennoch komme sie für sein Unternehmen momentan noch nicht infrage, vor allem der geringen Reichweiten wegen, die mit den Fahrzeugen zurückgelegt werden können. Der Hauptkundenbereich seines Unternehmens sei außerhalb Schrobenhausens, etwa in München, so Weigele - "die Leute kommen rein, aber nicht mehr raus." "Wir diskutieren rege darüber", erzählt Benjamin Bichler vom Transportunternehmen Anton Bichler. Auch er und sein Team stehen der E-Mobilität grundsätzlich positiv gegenüber. "Seit vier, fünf Jahren schauen wir immer mal wieder, was es Neues gibt." Das Unternehmen hat sogar konkrete Pläne: Wahrscheinlich innerhalb des nächsten Jahres werde sich die Firma ein E-Auto für die Mitarbeiter zulegen. Auch "weil es irgendwann keinen Treibstoff mehr geben wird", räumt Bichler der Technologie große Chancen für die Zukunft ein. Vor allem im Privaten sei über kurz oder lang ein Umdenken notwendig, ist er überzeugt. Bereits heute könnten viele trotz eingeschränkter Reichweiten prima zurecht kommen. Schließlich fahre ja der ganz normale Verbraucher - außer etwa bei Urlaubsfahrten - fünf Kilometer zum Einkaufen und vielleicht 30 Kilometer zur Arbeit. "Das schafft man hin und zurück."

Selbst im Gewerblichen kann sich Benjamin Bichler vorstellen, dass der Einsatz von E-Fahrzeugen bereits heute funktioniert, beispielsweise bei Paketdiensten. Anders sehe es beim Güterfernverkehr aus - schlicht und ergreifend wegen der Größe, die die benötigten Batterien haben müssten. Trotz der hohen Meinung, die er von Elektromobilität grundsätzlich hat, schränkt Benjamin Bichler deshalb ein: "Bei dem, was wir betreiben, was der Bau betreibt, wird sie sich nicht durchsetzen. Wir machen tagtäglich Transporte mit 100 Tonnen - da wird sich höchstens etwas im Bereich mit Wasserstoff tun."

Schweres Gerät - damit kennt sich auch die Feuerwehr aus. "Rote Feuerwehrautos mit blauen Blinklichtern haben immer noch einen Verbrennungsmotor", bestätigt Robert Ottillinger. Daran werde sich auch so schnell nichts ändern, schon gar nicht bei den großen schweren Rettungsfahrzeugen, so der Vizekommandant der Schrobenhausener Feuerwehr. Die Anschaffung eigener Elektrofahrzeuge stehe derzeit nicht im Raum, "noch nicht mal von Hybriden". Dennoch sagt Ottillinger: Schenke man Autoherstellern Glauben, dürften in absehbarer Zeit Fahrzeuge mit über 300 Kilometer Laufleistung auf dem Markt sein. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird das immer interessanter." Dann vielleicht sogar auch für Kleinfahrzeuge der Feuerwehr.

Und Robert Ottillinger beschäftigt sich noch aus einer anderen Perspektive mit dem Thema E-Mobilität: Mittlerweile gibt es Ausbildungen für Feuerwehrleute, um sie für jene Einsätze fit zu machen, bei denen Elektrofahrzeuge in Unfälle verwickelt sind. Denn da unterscheide sich einiges vom Einsatz an herkömmlichen Autos, berichtet Ottillinger. So heißt es beispielsweise in der Präsentation, mit der die Feuerwehrleute geschult werden: "Einsätze mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen sind nicht gefährlicher, nur anders."