Neuburg
Viele Bausteine, ein Jugendamt

31.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:46 Uhr

Viele verschiedene Bauklötze ergeben am Ende ein buntes Haus: Die "Frühe Hilfen Koordinierender Kinderschutz" – kurz Koki – fängt bei den ganz Kleinen an. Sie kümmert sich schon um die Beratung werdender Eltern. Das Spektrum der Leistungen ist breit. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Das Jugendamt will eine Dienstleistungsbehörde sein. Gestern zeigten die 29 Mitarbeiter im Foyer des Landratsamtes bei einer großen Ausstellung, was das bedeutet: Ihr Leistungsspektrum ist breit. Ihre Angebote sind flexibel auf die konkreten Fälle zuschneidbar.

Schon die zahlreichen Stände sagten viel über die unterschiedlichen Bausteine aus, die zusammen das Jugendamt Neubug-Schrobenhausen ergeben. Von der Babysitter-Vermittlung bis zur Jugendgerichtshilfe: Die Arbeit geht weit über die Kernaufgabe des amtlichen Jugendschutzes hinaus.

"Wir sind die Einzigen in Bayern, die aufsuchende Arbeit leisten, also direkt auf die Kundschaft zugehen", lobte Landrat Roland Weigert. Da durfte sich Gaby Plach-Bittl besonders angesprochen fühlen, denn sie ist genau dafür zuständig: Familien in ihren eigenen vier Wänden besuchen und dort Erziehungstipps geben.

Die Bezeichnung "Supernanny" hört sie oft. Und auch wenn sie sich mit ihr nicht so richtig anfreunden mag, beschreibt der Name ihre Arbeit doch recht gut: "Ich mache Erziehungsberatung. Ich gehe zu den Familien und rede mit ihnen, wo die Probleme liegen und was man verändern kann", erklärte sie. Die Fälle im Fernsehen seien nicht übertrieben: "Auch in Neuburg haben wir keine heile Welt", gab Plach-Bittl zu.

Um helfen zu können, sei das Amt auf die Unterstützung der Lehrer, Ärzte, Polizei und der Bürger angewiesen, mahnte Landrat Weigert. Wenn ein Hinweis eingehe, werde das Amt sofort aktiv. "Noch am selben Tag kommt jemand vom allgemeinen Sozialdienst vorbei und bewertet die Situation", erklärte Plach-Bittl das Vorgehen ihrer Kollegen. Im schlimmsten Fall würden die Kinder von ihren Eltern getrennt. Doch das passiere nur sehr selten. "Meist wird ambulant gearbeitet." Das heißt konkret: Die Kinder bleiben bei den Familien, aber das Jugendamt kontrolliert und berät die Eltern.

Um die vom Landrat ausgerufene "Null-Toleranz-Strategie" beim Kinder- und Jugendschutz zu verfolgen, gebe das Amt jährlich rund 5,5 Millionen Euro aus, rechnete Jugendamtsvertreter Bernd Fürleger vor. Wie die Zusammenarbeit des Amtes mit seinen vielen Partnern funktioniert, wird am Beispiel der Jugendgerichtshilfe deutlich: Straftäter zwischen 14 und 21 Jahren werden von Hans Wörl betreut. Er verschafft sich einen Überblick über ihre Probleme – und wenn er eine Einzelbetreuung für nötig hält, beauftragt er den Verein Jugendhilfe. Der schickt einen Betreuer, der sich ganz auf den Jugendlichen einstellen und helfen kann.