Ingolstadt
Viel Schule, wenig Freizeit

Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl diskutiert mit Reuchlin-Gymnasiasten über Kinderrechte

14.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:50 Uhr

Da mussten alle lachen: Auf Reinhard Brandls eher scherzhaft gemeinte Frage, ob die Schule zu viel Zeit beanspruche, gingen natürlich fast alle Arme hoch. Die Kinder vom Reuchlin-Gymnasium wünschen sich, dass ihr Recht auf Freizeit mehr beachtet wird - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Das war ein eindeutiges Abstimmungsergebnis: Fast alle Arme flogen hoch, als Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl (CSU) gestern bei seinem Besuch am Reuchlin-Gymnasium die Kinder fragte, ob die Schule ihnen zu viel Zeit abverlange. Wo bleibt da ihr Recht auf Freizeit

Es ging bei der von Arnhilde Hader und Julia Schindler organisierten Unicef-Veranstaltung um die Kinderrechte: Die Sechstklässler des Reuchlins konnten mit Brandl über das Thema diskutieren. Die Schüler machten rege Gebrauch von diesem Angebot und waren gut vorbereitet.

So auch die elfjährige Margherita Ragucci: „Wir müssen sehr viel Zeit in der Schule verbringen, haben aber auch ein Recht auf Freizeit. Das ist oft schwer zu vereinbaren“, meinte die Schülerin. Die spontan von Brandl herbeigeführte Abstimmung zeigte, dass viele Kinder gerne mehr Zeit für sich hätten. Der Bundestagsabgeordnete hielt ihnen entgegen: „Wir in Deutschland können froh sein, eine so gute Bildungsstruktur zu haben. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir in einer privilegierten Situation.“ Trotz der nicht ganz kindgerechten Wortwahl gaben sich die Gymnasiasten mit der Antwort zufrieden.

Immer wieder drehte sich die Debatte auch um Kinderarmut und Chancengleichheit. „Gerade arme Familien haben oft viele Kinder und müssen in verschimmelten Wohnungen leben. Diese Familien leiden auch, nicht nur die Menschen in Afrika“, erklärte eine Schülerin. Die lebhafte Margherita meinte: „Ich finde, mit der Chancengleichheit ist es gut. Ich bin auch Ausländerin und werde gut behandelt.“

Es hagelte Fragen – auch zum Kinderrecht auf Beteiligung: „Warum“, so bohrte Benedikt Billig nach, „dürfen Menschen erst ab 18 Jahren wählen“ Brandl erklärte, was Volljährigkeit bedeutet und dass es dabei nicht nur um Rechte, sondern auch um Pflichten gehe. „Aber ich finde, dass ist das Schöne am Kindsein: Dass man nicht alles darf, aber auch nicht muss.“

So ging es munter weiter, über Umweltverschmutzung oder Hartz-IV. „Warum werden die Sätze angehoben, wo doch schon jetzt viele Menschen keine Lust mehr haben, zu arbeiten“, fragte ein Bub, und Brandl räumte ein, da sei etwas dran. Einmal musste der CSU-Politiker auch passen: „Was ist denn Hartz-III“, wollte ein Bub wissen. Die Antwort: „Jetzt hast du mich kalt erwischt.“