Ingolstadt
Viel Moral, wenig Lohn

FCI egalisiert beim 2:2 gegen Köln zweimal einen Rückstand und hadert erneut mit dem Schiedsrichter

12.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Ingolstadt (DK) Ein strittiger Elfer, ein Abseitstor - der FC Ingolstadt schimpfte am Samstag nach dem 2:2 (1:1) gegen den 1. FC Köln erneut auf den Schiedsrichter. Dank des großen Einsatzes und eines Patzers von Kölns Torwart Timo Horn reichte es noch zu einem Punkt - der Abstand zum Relegationsplatz wuchs dennoch auf sieben Zähler.

Die Liste der Rückschläge, die Spieler und Trainer des FCI zu verdauen haben, wird immer länger. "Wir waren heute die klar bessere Mannschaft und hätten den Sieg verdient gehabt. Vor allem, wenn man sieht, wie die Gegentore gefallen sind: Der Elfer zum 0:1 war keiner, der zweite Kölner Treffer fällt aus klarer Abseitsposition", schimpfte Sonny Kittel nach dem 2:2 seines FCI gegen den 1. FC Köln. Auf die Frage, warum sich die deutlich aktiveren Ingolstädter erneut nicht mit einem Sieg belohnen konnten, hatte Almog Cohen eine eindeutige Antwort: "Gefehlt hat ein besserer Schiedsrichter, dann hätten wir 2:0 gewonnen."

Am Ende stand ein magerer Punktgewinn, wodurch sich der Abstand zum 16. Hamburg (2:1 gegen Gladbach) und zum 15. Wolfsburg (1:0 in Leipzig) auf sieben Punkte vergrößerte. FCI-Trainer Maik Walpurgis sprach davon, dass es "unglaublich wehtut, wenn man zum wiederholten Mal benachteiligt wird", hat das Ziel aber weiter vor Augen. "Ich traue uns weiterhin Platz 15 zu", sagte er.


Kaum eine Viertelstunde war vergangen, ehe die mutig gestarteten Ingolstädter gegen Köln den ersten Rückschlag hinnehmen mussten. Cohen war mit dem Kölner Yuya Osako im Luftduell zusammengeprallt und verstand danach die Welt nicht mehr. "Ich dachte, der Schiedsrichter pfeift Foul für mich", erzählte der 28-Jährige nachher. Da er beim Absprung den Arm hochgerissen und Osako mit dem Ellbogen getroffen hatte, entschied Felix Zwayer (Berlin) auf Strafstoß. Ein hartes Urteil. Schütze Anthony Modeste blieb unbeeindruckt, und Köln führte mit 1:0 (15. Minute).

Fortan wurde Zwayer von den Rängen mit "Schieber, Schieber"-Rufen begleitet, was sich noch einmal verstärkte, als Modeste in der 60. Minute zum zweiten Mal traf. Beim Zuspiel von Milos Jojic hatte der Franzose nämlich mit einem Bein im Abseits gestanden, sein Tor zum 1:2 zählte trotzdem. Der 19. Saisontreffer des Stürmers, der in seinem vierten Spiel gegen Ingolstadt zum sechsten Mal traf.

Beeindruckend bei diesem stimmungsvollen Abendspiel war dann aber, wie die Ingolstädter Elf die Gegentreffer wegsteckte und zweimal zurückkam. Auch wenn in technischer Hinsicht erneut einige Ungenauigkeiten zu sehen waren, reichlich Bälle verloren gingen oder Pässe nicht den eigenen Mann fanden, in kämpferischer Hinsicht lieferten die Gastgeber - angetrieben vom lautstarken Publikum - eine beachtliche Vorstellung ab.

Bei aller Schelte gegen den Schiedsrichter sollte allerdings nicht vergessen werden, dass den Gastgebern an diesem Tag auch das Glück zur Seite stand. Nach dem sehenswerten 1:1 durch Dario Lezcano (42.) war es im Weiteren ausgerechnet Kölns Torwart Horn - nach viermonatiger Pause erstmals wieder dabei -, der beim 2:2 durch Romain Bregerie kräftig nachhalf. "Es war kein überzeugender Schuss, aber manchmal reicht das. Ein super Gefühl", freute sich der Ingolstädter über seinen zweiten Saisontreffer (69.). Den keineswegs unhaltbaren Schuss von Bregerie hatte Horn durch die Hände gleiten lassen, sodass Ingolstadt zumindest einen Zähler verbuchen konnte.

Dies auch, weil sich Zwayer nur eine Minute später gnädig zeigte und nach dem ungestümen Herauslaufen von FCI-Torwart Martin Hansen und dem anschließenden Zusammenprall mit Kölns Angreifer Artjoms Rudnevs auf Stürmerfoul entschied. Den von Hansen weggefausteten Ball hatte Modeste sofort volley ins Ingolstädter Tor geschossen, doch der vermeintliche Kölner Siegtreffer zählte nicht. Wieder eine enge Entscheidung, bei der sich die Ingolstädter jedoch nicht beschweren brauchten.

Ungeachtet dessen beherrschte nach dem Abpfiff das Gefühl, erneut zu wenig aus der eigenen Überlegenheit gemacht zu haben, die Bewertungen dieses 2:2. 26:7 Torschüsse, 11:0 Ecken und 21:4 Flanken aus dem Spiel verdeutlichen die Dominanz der Ingolstädter. "Das war unser bestes Spiel in dieser Saison, weil wir nicht nur 70, sondern 90 Minuten dominant waren. Wir können mit dem einen Punkt nicht zufrieden sein", erklärte Cohen.

Ein Trost mag sein, dass sich der FCI aufgrund der gezeigten Moral mit Sicherheit einige Sympathien erworben hat. "So spielt kein Absteiger. Ich bin mir sicher, dass wir uns bald belohnen werden", erklärte Kittel.

Mit einigen Minuten Abstand versprühte Walpurgis dann auch schon wieder Optimismus: "Wir gehen auf jeden Fall mit einem positiven Gefühl in die nächste Woche. In Dortmund haben wir wieder die Möglichkeit, etwas mitzunehmen", kündigte der 43-Jährige an. Mit dem Einsatzwillen aus dem Köln-Spiel sind die Schanzer am Freitag (20.30 Uhr) gewiss nicht chancenlos.

Die Spieler in der Einzelkritik gibt es hier.