Viel Fläche, wenige Arbeitsplätze

14.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr

Zu "Mehr Platz fürs Gewerbe" (DK vom 5. Mai):Der Gemeinderat von Reichertshofen hat in seiner Sitzung am 16. Januar den Grundsatzbeschluss gefasst, ein 13,5 Hektar großes neues Gewerbegebiet zu entwickeln.

Der Ferienausschuss billigte nun einstimmig den Vorentwurf des Bebauungsplanes "Gewerbegebiet bei Winden". In dem Dreieck zwischen A9, der Bahnlinie und der B300 soll beste landwirtschaftliche Fläche vernichtet werden. Man muss sich das Gebiet nur genauer anschauen, um zu erkennen, welch einmaliger Abschnitt der Holledau hier zerstört werden soll. Es ist eine artenreiche und sehr abwechslungsreiche Landschaft mit vielen Hecken und Feldgehölzen. In der Mitte fließt der Auer Bach hindurch, der mit seinen bewachsenen Uferstreifen die verschiedenen biotopartigen Gehölze wunderbar verbindet. Es ist eine Landschaft, wie man sie heutzutage nicht mehr oft vorfindet.

Und dies soll nun als Gewerbegebiet ausgewiesen und somit zerstört werden. Ich frage mich, was treibt unseren Bürgermeister und unsere Gemeinderäte dazu, dass sie so massiv jeden nur möglichen Winkel unserer Gemeinde zum Gewerbegebiet umwandeln wollen? Ist ihnen die Natur und die Landwirtschaft so wenig wert, dass mit Hochdruck auch die wertvollsten Flächen versiegelt werden sollen?

Die Argumente sind immer die gleichen: Arbeitsplätze und Gewerbesteuer. Was wurde denn auf dem Gewerbegebiet Ronnweg angesiedelt? Ein riesiger Parkplatz für Lkw, eine Tankstelle, eine McDonald's-Filiale, ein Hotel und immerhin ein Handwerksbetrieb. Wie viele neue Vollzeitarbeitsplätze wurden denn geschaffen? Was haben wir als Bürger und die Gemeinde davon?

Die Firma Arndt, die drei bis vier Hektar bebauen will, ist zum Beispiel ein Logistikbetrieb, der viele Lagerflächen und Verkehrsflächen braucht. Das Verhältnis Fläche pro Arbeitsplatz ist sehr ungünstig. Aber da haben wir in Reichertshofen ja schon Erfahrung, wurden doch in den vergangenen zwei Jahren rund 15 Hektar als Logistikflächen versiegelt.

Das Interesse an den zukünftigen Flächen ist nach Aussage des Bürgermeisters groß, und für viele Flächen gebe es schon Vorverträge. Das braucht uns nicht zu wundern, ist doch das ganze ein gutes Geschäft für die Grundstückseigentümer, die Immobilienvermarkter und die Firmen. Die Entwicklung des Gewerbegebietes wird der Firma Walter überlassen, hier liegt das eigentliche Problem. Ein Immobilienhändler kann mit den Flächen auf unserem Gemeindegrund sein Geschäft machen. Die Gemeinde gibt ihre Gestaltungsmöglichkeiten in die Hand eines Flächenhändlers. Nur die Landschaft und die Natur bleiben auf der Strecke.

Eine nachhaltige Gemeindeentwicklung stelle ich mir anders vor. Wir müssten mit unserer einmaligen Kulturlandschaft viel sorgfältiger und sparsamer umgehen. Aber in allen Kommunen wird zurzeit geplant, als ob wir eine zweite Erde hätten. Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden wir feststellen, dass man Geld nicht essen kann.
Josef Schweigard
Reichertshofen