Essing
Verzwickter Fall für die Dorfpolizistin

Mit "Dorfdisco" hat die Essinger Autorin Marion Stadler ihren dritten Heimatkrimi veröffentlicht

30.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:51 Uhr
Die titelgebende Dorfdisco gibt es in Essing zwar nicht, dafür aber den Platz, auf dem Autorin Marion Stadler das Gebäude in ihrem dritten Heimatkrimi verortet hat. −Foto: Stadler

Essing - Aller guten Dinge sind drei?

Für viele mag das gelten, für Marion Stadler ist das Doppelte gerade gut genug. "Eigentlich wollte ich nicht so schnell einen neuen Krimi schreiben", sagt die 43-jährige Autorin aus Essing. Aber: Inspiration und Schreiblust lassen halt nicht nach. Und die Corona-Pandemie hat jetzt ihr Übriges getan. Irgendwie doch mehr Zeit: "Da hat es sich angeboten, mit dem sechsten Teil anzufangen, mir bleibt quasi nichts anderes übrig", erzählt Marion Stadler am Telefon und lacht.

Die Leserschaft muss auf diesen Kreativitäts-Ausbruch allerdings noch etwas warten. An dieser Stelle gilt dann doch: Aller guten Dinge sind drei. Mitte März ist Marion Stadlers dritter Provinz-Krimi mit Herz erschienen. In "Dorfdisco" bekommt es Kommissarin Mary Weidinger - mittlerweile verheiratet mit dem Hauptkommissar Toni Weidinger, der ihr im ersten Teil "Bayernhymne" zur Lösung des Falls vor die Nase gesetzt wurde und mit dem sie zunächst ihre liebe Mühe hatte - mit psychischen Abgründen zu tun.

Alles beginnt damit, dass die örtliche Feuerwehr in den niedergebrannten Überresten der titelgebenden Dorfdisco die verkohlte Leiche einer jungen Frau findet - die Tochter eines ihrer Essinger Schäfchen, die 16-jährige Sophie. Kurz zuvor waren Mary Weidinger und ihr Kollege Markus "Bär" Bärnreuther zur Realschule in Kelheim gerufen worden, weil jemand ein obszönes Wort in knallpinken Sprühbuchstaben auf dem Auto des attraktiven Mathelehrers verewigt hat. Sophie war seine Schülerin. Haben die Taten etwas miteinander zu tun? Welche Rolle spielt der eifersüchtige Ex-Freund? Was ist mit dem verurteilten Vergewaltiger, der ebenfalls ins Visier der Kommissarin gerät? Und dann gibt es da noch einen Stalker, der perfide Freude daran hat, seiner Angebeteten Sophie perverse Briefe zu schreiben, selbst nach ihrem Tod. Die Lage ist verworren und - soviel sei an dieser Stelle verraten - nimmt am Ende noch einmal eine ungeahnte, erschreckende, gar lebensbedrohliche Wendung für die Protagonistin.

Woher nimmt sie die Ideen für ihre komplexen Erzählbögen? "Ein einfaches Ende fand ich zu fad. Ich wollte Spannung und Action", verrät Marion Stadler. Um die Situation und natürlich auch die Gedanken und Gefühle ihrer Charaktere authentisch und eingängig einzufangen, versetzt sie sich in deren Lage. "Ich stelle mir dann vor, dass ich dabei wäre und was ich in diesem Moment fühlen würde. So habe ich das auch mit dem Täter gemacht. " Dabei entspringe nicht alles nur ihrer Fantasie, sondern sie habe vorher viel über psychische Störungen gelesen und sich mit Stalkergeschichten beschäftigt. Da passt es, dass in "Dorfdisco" auch Profiler Bernhard Leikam, der schon im ersten Teil auftauchte, eine Einschätzung zum Wesen des Mörders abgibt. "Dieses Kapitel habe ich zuerst nicht dringehabt. Aber ich wollte die Geschichte fachlicher gestalten, damit sich auch der Leser noch mehr in den Täter hineinversetzen kann", beschreibt Marion Stadler.

Überhaupt sei es nicht damit getan, sich an den PC zu setzen und wild draufloszutexten. Gerade auch deshalb, weil es eben schon mehrere Teile ihrer Essing-Krimi-Reihe gibt. "Ich habe ein Riesenheft mit lauter Stichpunkten", sagt Marion Stadler. Es gibt Aufschluss über ihre Figuren, deren Alter und Eigenschaften, auch zu den Jahreszeiten, zu denen ihre Geschichten spielen. "Ich schaue da immer wieder nach, damit die Zeitfolge auch richtig ist. " Schließlich werden Mary Weidinger, ihre Söhne, ihr Schwiegervater - der quertreibende Opa - und alle anderen älter und ihr Leben schreitet voran.

Für ihren Schreibstil lässt sie sich von der Lektüre anderer Bücher inspirieren, auch dafür gibt es ein Notizbuch, in das sie Wörter und Ausdrücke notiert, die ihr gefallen. Als Wortschatzerweiterung bezeichnet die Autorin das. "Ich habe natürlich auch einen Anspruch an mich, was meinen Stil angeht", verrät die 43-Jährige. Mit der Erfahrung komme auch die Stilsicherheit. Nicht verwunderlich, liegt doch mittlerweile der fertige vierte Teil beim Verlag, der im Frühjahr 2021 erscheinen wird. Die Zusage hat Marion Stadler kürzlich erhalten. "Das war ein Highlight. Ich habe mich total gefreut. Der Verlag ist also anscheinend zufrieden", ist sie begeistert.

Die Zusammenarbeit laufe ohnehin gut. Die Titel gibt die Essingerin ihren Büchern selbst, auch am Design des Covers wirkt sie mit. Es soll ansprechend sein und zeigen, dass es sich um eine Krimi-Reihe handelt. Die Bretterwand und die Wäscheleine sind dabei die Konstanten. "Beim dritten Teil haben sich eine Discokugel und ein Fenster mit Läden mit Herzausschnitt angeboten, weil das eben auch im Buch vorkommt. " Eine Dorfdisco gibt es in Essing übrigens nicht. Den Platz, auf dem Marion Stadler das Gebäude verortet hat, dagegen schon. "Mir ist es wichtig, dass ich die hiesigen Örtlichkeiten mit reinbringe. Hier kenn ich mich aus", betont sie.

Das wird dann wohl auch beim sechsten Teil so sein. Ganz eigentlich hätte es ihr gelangt, dass der vierte Teil beim Verlag liegt und der fünfte in der Schublade. Erst einmal das abarbeiten, bevor es weitergeht, so hatte sie sich das gedacht. Und dann kam Corona. "Jetzt schreibe ich schon mehr als sonst. Das habe ich nicht vorgehabt. " Aus der üblichen einen Stunde am Vormittag werden da schon einmal zwei oder drei. Durch die Zwangspause verschiebe sich vieles nach hinten, man habe mehr Zeit für Aufgaben, die erledigt werden wollen, wie den Haushalt. Oder für Sachen, die man leidenschaftlich gerne macht. Und das ist bei Marion Stadler eben ihre Essinger Krimiwelt.

"Dorfdisco - Ein Provinz-Krimi mit Herz" von Marion Stadler, ISBN 978-3-95587-754-5, ist im SüdOst Verlag erschienen und für 16,90 Euro in allen Kelheimer Buchläden sowie online erhältlich.

DK

Kathrin Schmied